Schwarzenbek. Seglergemeinschaft Schwarzenbek bemerkt wachsendes Interesse an ihrem Sport. Der Verein ist seit vier Jahrzehnten erfolgreich.
Was Boris Becker einst für den Tennissport war, ist der professionelle Weltumsegler Boris Herrmann jetzt für den Segelsport: Vereine wie die Seglergemeinschaft Schwarzenbek erleben wieder einen wachsenden Zulauf. „Interessenten sind allerdings mitunter enttäuscht, wenn sie bei unseren Booten keine ausfahrbaren Tragflächen und Carbonteile zu finden sind“, sagt Pressewart Knut Boockhoff schmunzelnd. „Wir freuen uns aber über stabile Mitgliederzahlen und verspüren wieder ein wachsendes Interesse am Segelsport“, ergänzt Dr. Nico Scharnagl, Vorsitzender der Seglergemeinschaft.
Seglergemeinschaft steuert ohne eigenen Hafen auf Erfolgskurs
178 Aktive zählt die Seglergemeinschaft SGS 85, die ihren Sitz seit der Gründung im Jahr 1985 in Schwarzenbek, die Boote aber traditionell in Kalkhütte am Ratzeburger See hat. Das Aushängeschild des Vereins ist aber die Hochseeyacht „Xenia“, die ihren Heimathafen seit zwei Jahrzehnten im geschützten Burgtiefe auf Fehmarn hat – zum Glück, wie die Segelsportler jetzt wissen.
Denn viele Jahre kümmerte sich ein Charterunternehmen um die Instandhaltung und Pflege der „Xenia“. Das Unternehmen hat seinen Sitz aber vor zwei Jahren nach Damp verlegt. „Wir haben überlegt, mit nach Damp zu gehen. Dann haben wir uns aber dagegen entschieden, weil das Revier für Kurztörns einfach uninteressant ist“, berichtet Knut Boockhoff.
Zum Glück lag das Schiff beim Jahrhundertsturm nicht in Damp
Das war ein großes Glück, denn bei einem Wechsel nach Damp hätte die „Xenia“ jetzt nicht mehr existiert oder wäre bei der Jahrhundert-Sturmflut am 20. Oktober 2023 schwer beschädigt worden. „Der Sturm an der dänischen und deutschen Ostseeküste führte teilweise zu einer totalen Zerstörung der Hafenanlagen und unzählige Boote sanken direkt an den Stegen oder erlitten Totalschaden. Die Sturmflut war zwar von Meteorologen vorhergesagt worden, das Ausmaß übertraf dann aber jegliche Vorstellungskraft“, erinnert sich Boockhoff an die bangen Stunden im Herbst des Vorjahres.
Die „Xenia“, die sich zu diesem Zeitpunkt noch im Wasser befand, und ihr Heimathafen Burgtiefe waren aber zum Glück davon nicht betroffen, da Burgtiefe gut geschützt liegt. Hätte das Schiff einen anderen Heimathafen gehabt, wäre die Sache wohl nicht so glimpflich abgegangen, so das Fazit des erfahrenden Seglers.
Zuletzt ging es mit der Vereinsyacht durch die dänischen Gewässer
Zuvor hatte die „Xenia“ mit Skipper Micheal Lorz erfolgreich an der Hessen-Regatta teilgenommen und es stand ab Anfang Juni 2023 ein Projekttörn mit wechselnden Crews auf dem Programm. Vom Heimathafen Burgtiefe auf Fehmarn ging es hoch bis Saeby in Dänemark. „Der Limfjord, die westschwedische Küste, Göteborg und der Göta-Kanal waren attraktive Ziele in einem anspruchsvollen Revier. Die Crews tauschen wir, indem die neue Besatzung nach einer Woche mit einem gemieteten Mercedes Sprinter zum Treffpunkt fährt und die abgelöste Crew in dem Fahrzeug mit ihrem Gepäck zurückkehrt. Das hat sich über Jahre bewährt“, erzählt Nico Scharnagl. „Eine Crew, die im Juli vier Tage lang im Skagerrak von Regen und Starkwind „geplagt“ wurde, wollte die Saison so nicht hinnehmen und segelte Anfang Oktober bei bestem Wetter auf einem Charterboot noch eine Woche im Revier Nordsardinien /Korsika“, berichtet der Pressewart.
In 2024 ist kein spezieller Projekttörn geplant, aber Crews werden bis Danzig segeln, mit Sicherheit eine der schönsten Städte im Ostseeraum. „Wir haben zunehmend das Problem, dass Mitglieder in den Sommermonaten nicht ausreichend Urlaub bekommen. Bei großen Törns brauchen wir sechs Crews mit bis zu 40 Seglern. Das ist ein gewaltiger logistischer und organisatorischer Aufwand“, erzählt Nico Scharnagl.
Kalkhütte bei Ratzeburg ist ein Dorado für junge Nachwuchssegler
Der zweite „Heimathafen“ des Vereins erfreute sich 2023 wieder regen Zuspruchs. Neben dem normalen Segeln standen diverse Veranstaltungen (Jugendfreizeit mit Übernachtung, Ferienpassaktion) auf dem Programm. Ende April beginnt hier die neue Saison. Im Herbst plant der Verein nach Langem mal wieder eine Vereinsregatta auf dem Ratzeburger See. „Wir wollen auch unsere vier Jollen erneuern. Sie sind in die Jahre gekommen und sehr reparaturanfällig geworden“, erzählt der pensioniert Lehrer Jörg-Peter „Piet“ Friedrichsen, der sich um die Jugendarbeit im Verein kümmert.
Ein Problem beim Nachwuchs ist, dass die Kalkhütte sehr schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Da sind „Eltern-Taxis“ gefordert. „Wir würden uns auch eine Kooperation mit einer Schule wünschen. Das hat aber bislang nicht geklappt“, sagt Nico Scharnagl. Neben den vier Jollen hat der Verein am Ratzeburger See auch zwei Kielboote, zwölf Optimisten und einen Katamaran.
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„Wer zu uns kommt, merkt schnell, ob Segeln etwas für ihn ist. Man muss es einfach ausprobieren und entweder man hasst es oder man liebt es. Dazwischen gibt es eigentlich nichts“, sagt Knut Boockhoff. Allerdings gibt es wie in jedem Verein das Problem mit Menschen im mittleren Alter. „Den Segelsport entdecken meist Menschen im Kindesalter und bleiben dann bis zum Studium oder bis zur Ausbildung bei uns. Dann kommt Familie, Job, Karriere. Erst mit 50 kommen sie zurück oder sie entdecken in dem Alter den Segelsport für sich“, sagt Scharnagl.
Schon jetzt gibt es wieder zahlreiche Kurse zur Erlangung von Segel-, Motor- und Funkscheinen, die sich gezielt auch an Nichtmitglieder richten. Unterrichtet wird theoretisch im Vereinsheim am Markt 11 in Schwarzenbek. Die praktische Ausbildung findet je nach Art des Scheins am Ratzeburger See oder in Burgtiefe statt. Die Saison beginnt im April. Näheres hierzu können Interessierte der Internetseite des Vereins www.sgs85.de entnehmen.