Wentorf. Tempo 30 auf der Hamburger Landstraße für eine kleine Baustelle in Wentorf, auf der niemand baut? Es gibt einen Grund.

Viel Lärm um nichts? Auf dem Weg von Wentorf nach Bergedorf gibt es auf der Hamburger Landstraße in Höhe des Restaurants Zur Alten 16 seit fünf Monaten eine rätselhafte Absperrung auf der Straße, die aussieht wie eine kleine Baustelle. Dort ist eine etwa vier Quadratmeter große Fläche abgesperrt, die Geschwindigkeit ist in beiden Richtungen auf Tempo 30 reduziert worden. Bauarbeiter hat man dort bisher jedoch noch nie gesehen. Auch innerhalb der Absperrung ist bis auf einen Gully nichts zu sehen. Manchmal kommt jemand in Arbeitsmontur vorbei, ruckelt etwas an der Absperrung oder tritt dagegen.

Des Rätsels Lösung ist im zuständigen Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) in Kiel bekannt. Demnach ist am 30. August während einer Streckenkontrolle eine Absackung auf der Hamburger Landstraße, der Bundesstraße 207, entdeckt worden. Deshalb hat die Straßenmeisterei Grande die Fläche um den Gully absperren lassen. Seither werde die Absackung regelmäßig kontrolliert.

Baustelle: Absperrung auf der B207 in Wentorf gibt seit Monaten Rätsel auf

„Es handelt sich mitnichten um eine kleine Baustelle“, betont eine LBV-Sprecherin. „Auch wenn dies im Vorbeifahren derzeit so erscheinen mag. Denn im Rahmen unserer wöchentlichen Streckenkontrollen wurde eine Absackung auf der B207 entdeckt. Aus Verkehrssicherheitsgründen musste der LBV.SH umgehend eine Teilsperrung um die Absackung aufbauen. Diese Teilsperrung steht seitdem.“

So kann es gehen, wenn eine Absackung in der Straße nicht rechtzeitig erkannt wird: Am 26. Mai 2009 tat sich auf der Kreuzung Petersilienberg/Reinbeker Weg in  Wentorf plötzlich die Erde auf. Hier ein Foto von den Arbeiten danach.
So kann es gehen, wenn eine Absackung in der Straße nicht rechtzeitig erkannt wird: Am 26. Mai 2009 tat sich auf der Kreuzung Petersilienberg/Reinbeker Weg in Wentorf plötzlich die Erde auf. Hier ein Foto von den Arbeiten danach. © Susanne Tamm

Eine Fachfirma wurde damit beauftragt, die Ursache des Schadens per Kamerafahrt zu ergründen. Diese Aufnahmen haben gezeigt, dass das Regenabflussrohr unter der Straße gebrochen ist. „Der Straßenaufbau über der defekten Leitung war also bereits abgesackt“, sagt die LBV-Sprecherin. Sie geht davon aus, dass die Absackung sich vergrößert hätte, wenn der Bereich nicht sofort abgesperrt worden wäre.

2009 tat sich auf einer Wentorfer Kreuzung die Erde auf

Ein Laie erkennt innerhalb der Absperrung allerdings keine Absackung. Doch ein Vorfall aus dem Mai 2009 zeigt, was passieren kann, wenn eine solche Absenkung unerkannt bleibt: Damals tat sich an einem Vormittag auf der damaligen Kreuzung Petersilienberg/Reinbeker Weg, dort wo heute der Kreisel ist, plötzlich die Erde auf.

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Weil ein Regenschacht gebrochen war, klaffte am Nachmittag bereits ein sieben mal fünf Meter breiter und 4,50 Meter tiefer Krater in der Fahrbahn. Wie durch ein Wunder gab es damals keine Verletzten, noch sonst irgendwelche Unfälle. Die austretenden Wassermassen um den Schacht hatten den Straßenunterbau unterspült. Drei Rohrleitungen waren dort zusammengelaufen. Ein Teil des Schachtbodens war weg geplatzt, niemand wusste, wie lange das Erdreich an der etwa 20 Jahre alten Anlage schon unterspült worden war.

Der LBV hofft, nächste Woche eine Firma beauftragen zu können

Die Beseitigung des umfangreichen Schadens hatte damals etwa zwei Wochen gedauert. Warum aber dauert es heute so lange, ein Rohr zu reparieren? Der LBV.SH arbeite mit Hochdruck dran, diesen schnellstmöglich zu beheben, heißt es aus dem Landesbetrieb in Kiel. „Leider konnte jedoch im ersten Vergabeversuch keine Firma gefunden werden“, sagt die Sprecherin. Die Auftragsbücher der Firmen seien voll und der Fachkräftemangel mache sich bemerkbar.

Der LBV.SH befindet sich deshalb jetzt in der zweiten Vergabephase. „Wir hoffen, Ende nächster Woche eine Firma beauftragen zu können“, sagt die LBV-Sprecherin. Erst dann könne man über die Ausführungstermine sprechen. Und auch erst nach den Gesprächen würden die Dauer der Arbeiten sowie die genauen Kosten bekannt. Ginge es nach dem Landesbetrieb, könnten die Arbeiten sofort beginnen. Allerdings sind auch die Temperaturen noch ausschlaggebende Faktoren. Bei Frost werden die Arbeiten in der Tiefe erschwert.