Wentorf. Das Regenrückhaltebecken wird für 1,2 Millionen Euro naturnah erweitert. In der Vergangenheit gab es damit oft Ärger.
Das Regenrückhaltebecken an der Straße Am Petersilienberg macht der Gemeinde viel Ärger: Gewöhnlich fällt es trocken, aber bei Starkregen ist das Gelände des Regenrückhaltebeckens regelmäßig überschwemmt, die überlaufenden Wassermassen stauen sich auf dem Nachbar-Areal, beschädigen den Gehweg westlich davon und auch das Privatgrundstück dahinter am Billelauf. Doch jetzt ist ein Ende abzusehen. Denn die Gemeindevertreter haben jetzt 610.000 Euro mehr bewilligt, damit die Anlage naturnah umgebaut und der darunter in einem Rohr verlaufende Burggraben renaturiert werden kann. Insgesamt betragen die Kosten fast 1,16 Millionen Euro.
Der Natur zuliebe kaufte die Gemeinde das Nachbargrundstück
Darin enthalten sind 130.000 Euro, für die die Gemeinde jetzt das westliche Nachbargrundstück mit einer Fläche von etwa 3500 Quadratmetern gekauft hat. „Dort gab es zeitweise eine Pony-Koppel“, berichtet Christiane Schabert, Wentorfs Tiefbauingenieurin. „Aber bei Starkregenfällen ist das Wasser regelmäßig über den Rand des aktuellen Beckens bis auf die Koppel gelaufen.“ Auch der gemeinsame Durchlass des Beckens und des Burggrabens unter dem Bergedorfer Weg seien dann durch die Wassermassen überlastet, der Gehweg westlich des neu erworbenen Grundstücks schon beschädigt worden.
Das war bereits 2014 bei einer hydraulischen Überprüfung bekannt geworden. Daher wurde zuerst ein Konzept entwickelt, das aber wieder verworfen wurde: ein Becken mit sechs Meter Tiefe und einer sehr steilen Böschung für bis zu 4100 Kubikmeter Wasser. „Das wäre kaum zu unterhalten gewesen, das können wir uns ersparen“, sagt Christiane Schabert. Durch die Vergrößerung des Areals eröffnet sich nun die Möglichkeit einer naturnahen Erweiterung.
Neue Lösung sieht kleineres Becken vor, was nicht mehr trocken fällt
Das heutige Becken fasst etwa 670 Kubikmeter. „Bei unserer neuen Lösung wird dieses Becken verkleinert und nicht mehr trocken fallen“, erläutert die Tiefbauingenieurin. „Es soll der Reinigung des Wassers dienen. Deshalb werden wir in dieses Becken eine sogenannte Tauchwand einsetzen. Sie scheidet beispielsweise Öl oder Diesel ab. Diese Technik soll verhindern, dass verschmutztes Wasser in die Bille abfließt.“
Auf dem neu angekauften Grundstück soll ein weiteres, naturnahes Becken errichtet werden. „Es fängt das Wasser auf und kann es dann langsam versickern lassen“, erklärt die Tiefbau-Expertin. „So kann es langsam in den offenen Graben Richtung Bille abfließen.“
Genehmigungsplan ist bereits besprochen worden
Der heute in einem Rohr unter dem Regenrückhaltebecken durchgeleitete Burggraben soll geöffnet und renaturiert werden. Er soll nördlich der Becken in offener Bauweise entlang geführt werden. „So ein offener Graben kann immer mehr Wasser aufnehmen als ein geschlossenes Rohr“, erklärt Christiane Schabert. Beide Systeme sollen getrennt werden.
Die gesamte Anlage wird so 2300 Kubikmeter Wasser aufnehmen können. „Die Genehmigungsplanung ist bereits vorbesprochen“, erzählt die Mitarbeiterin des Rathaus-Teams. Die nächsten Schritte gelten der Finanzierung.
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Bisher waren für das Projekt 680.000 Euro veranschlagt gewesen. Die erheblichen Kostensteigerungen resultieren aus den durch die offene Bauweise verursachten Bodenmengen, die nach einem vorliegendem Baugrundgutachten belastet sind (etwa 5000 Kubikmeter). Durch die höheren Deponiegebühren für deren Entsorgung steigen die Kosten allein um etwa 370.000 Euro. Außerdem müssen Kanalbauarbeiten im Bergedorfer Weg unterhalb des Regenrückhaltebeckens vorgezogen werden, um spätere Aufbrüche beim Ausbau der Straße zu verhindern. Dies führt zu Mehrkosten von etwa 120.000 Euro. Aber auch der erforderliche Kauf des Grundstücks trägt zu den höheren Kosten bei. Die Gesamtkosten des Projekts verteilen sich auf die Haushalte 2020 und 2021.
Die Regenrückhalte-Anlage soll 2022 fertig sein
Doch bis zum 1. Februar will die Gemeinde Wentorf einen Antrag auf Förderung bei der AktivRegion Sieker Land Sachsenwald stellen. Die trifft eine Vorauswahl für Projekte, die mit EU-Mitteln bis zu 55 Prozent bezuschusst werden können. Eines der Kernthemen der AktivRegionen ist auch die Naturverbundenheit. Die Entscheidung für die Förderung fällt das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR).
„Aus Naturschutzgründen dürfen wir nicht vor dem September mit dem Bauen beginnen“ , sagt Christiane Schabert. Trotzdem rechnet sie damit, dass die Anlage im Jahr 2022 fertig gestellt sein wird. Auch wenn die Arbeiten komplex seien, profitierten davon Wentorfs Abwasserwirtschaft, die Umwelt und nicht zuletzt die Anlieger der Anlage, so Schabert.