Aumühle. THW und Feuerwehr sichern das Gebäude mit Sandsäcken. Auch in Bergedorf trat der Fluss über die Ufer. Wie es nun weitergeht.
Noch schwappt das Wasser der Bille gegen eine Hauswand des Aumühler Restaurants Fürst Bismarck Mühle. Den Schwedensaal im Wintergarten im Untergeschoss schützen jetzt die Sandsäcke, die das THW Ratzeburg und die Freiwillige Feuerwehr am Mittwochabend, 3. Januar, gegen das Hochwasser am Billeufer aufgestapelt haben. Doch am Donnerstag entspannt sich die Lage allmählich, das Wasser geht zurück. In Bergedorf hingegen warnt das Bezirksamt vor Höchstständen entlang der Bille, die zunächst auf hohem Niveau bleiben werden.
„Glücklicherweise hatte ich bereits vor Weihnachten 50 Sandsäcke geordert“, sagt Gastronomin Kathrin Mallonn, die sich ausgerechnet jetzt im Auslandsurlaub befindet. Auch wenn sie es bereits kennt, wenn die Naturgewalten wieder zuschlagen, hat sie momentan keine wahre Erholung: In den neun Jahren, in denen sie Chefin das Hotel und Restaurant führt, hatte sie bereits dreimal damit zu kämpfen, dass die Bille über die Ufer trat. Zuletzt haben die Feuerwehrleute im Jahr 2018 Sandsäcke aufgestapelt.
Fürst Bismarck Mühle von Hochwasser der Bille bedroht
„Vergangenes Jahr haben wir das Wasser einfach laufen lassen, aber dieses Jahr ist alles so aufgeweicht. Das Wasser kommt aus allen Richtungen“, sagt Kathrin Mallonn. Ihre 50 Säcke haben diesmal allerdings nicht gereicht: Das technische Hilfswerk orderte noch sechs Paletten hinzu. Der höchste Pegelstand war für 7.15 Uhr am Donnerstag, 4. Januar, erwartet worden. „Ich hoffe, dass sich die Niederschlagslage erst mal wieder beruhigt“, sagte die Gastronomin Donnerstagmittag.
Aus ihrer Sicht funktioniert die Wasserregulierung deutlich besser, seit das Wehr saniert worden ist. Dennoch bereitet der Damm ihr Sorge, weil das Pflaster auf der Brücke jüngst weggesackt war und tiefe Löcher hinterlassen hatte.
Mühlenteich war bis zum Maximum angestaut
Bürgermeister Knut Suhk ist darüber mit dem Staurechtsinhaber, Gregor von Bismarck, in Gesprächen. „Wir hatten das Billewasser so lange wie möglich im Mühlenteich zurückgehalten“, berichtet der Bürgermeister. „Aber dann ist ein Wehr in Brunstorf geöffnet worden und da blieb uns nichts anderes übrig, als es zu öffnen.“
Die Bille habe er noch nie so breit angeschwollen gesehen wie derzeit. „Hinter dem Wehr staut sich die Bille, das Wasser kann dort nur schlecht abfließen. Wir mussten auch zwei Fußgängerbrücken über die Bille sperren, weil der Fußweg überschwemmt war“, sagt Suhk. Dabei handele es sich um die in der Verlängerung der Großen Straße sowie um die an der Schulstraße hinter der Sporthalle. „Im Vergleich zu Mittwoch scheint es jetzt aber eine kurzfristige Entspannung zu geben“, hofft Knut Suhk.
Pegelstände sind konstant, Wasser weicht langsam zurück
Das hat auch der stellvertretende Wehrführer, Joachim Miro, beobachtet. „In Absprache mit den offiziellen Stellen beobachten wir dort weiter und überwachen die Pegelstände. Zur Not haben wir noch weitere Sandsäcke.“ Er weiß, dass die Gewässer in einer Reihe hintereinanderliegen, und die Wehre harmonisiert bedient werden.
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„Wir wollen jedoch nicht, dass der Mühlenteich überläuft, und das Wasser von oben in die Bismarck Mühle hineinläuft“, betont er. Die Pegel seien konstant hoch, aber vor der Bismarck-Mühle weiche das Wasser langsam zurück.
Auch die Wentorfer Retter haben Sandsäcke gestapelt
Auch die Freiwillige Feuerwehr Wentorf war am Donnerstag, 4. Januar, an der Bille im Einsatz: „Vor einem der Häuser am Billeweg, stand das Hochwasser nur noch fünf Meter entfernt“, berichtet Natascha Pätzold, Sprecherin der Wentorfer Wehr. Bei den Pegeln sei es für die Anwohner des Billeweges aber keine Überraschung, dass die Bille über die Ufer tritt. „Das kennen die schon“, weiß Pätzold. „Wir haben die Anwohner des Hauses am Donnerstagvormittag gegen 11.20 Uhr unterstützt, und den rückwärtigen Kellereingang und die Hausfassade mit Sandsäcken gesichert.“
Auch die Wentorfer sind froh, dass die Pegelstände stagnieren. Auch der Wehrführer wohne an der Bille und habe es im Blick, ob die Nachbarschaft die Hilfe der Wehr brauche.
„Ungewöhnliche Intensität“ am Bille-Lauf in Bergedorf
Konstant hohes Pegelniveau auch entlang der Bille in Bergedorf: Das Bezirksamt beobachtet die Lage genau und warnt diesbezüglich örtlich aufgrund der aktuellen Wetterlage „vor anhaltend hohen Wasserständen im Bereich Möörkenweg/Chrysanderstraße“. Entsprechend sollen Anwohner ihr Eigentum schützen. Und weiter: „Die Prognosen deuten darauf hin, dass die Wasserstände weiterhin erhöht bleiben könnten.“
Dies sei zwar nach Einschätzung von Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen für die Jahreszeit nicht unnormal, die Lage entspanne sich wohl auch demnächst, aber: „Ungewöhnlich ist viel mehr die Intensität“. Damit meint Hellmessen den Wasser-Höchststand der Bille am Möörkenweg über mehrere Tage. Am Donnerstagnachmittag war der Wasserstand dort gleichbleibend bei 4,74 Meter, was allerdings gleichbedeutend mit der höchsten Warnstufe in Sachen Binnenhochwasser nach Einschätzung des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer ist.
Fürs Foto machen gleich mal Gummistiefel angezogen
An manchen Stellen gab es für die Fluten kein Halten mehr – insofern kann sich Jörg Schreier das Joggen bis zu den Brauereiteichen erstmal abschminken. Vorsorglich ist er am Donnerstag mit dem Fahrrad an die Bahnbrücke zwischen Möörkenweg und Landesgrenze gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Normalerweise führt hier ein kleiner Weg vorbei am Kleingartenverein bis zur Unterführung, von dem sich Spaziergänger und Sportler normalerweise einfach am Billelauf vorbeileiten lassen können. Das funktioniert zurzeit nicht, denn die Bille ist genau hier weit über die Ufer getreten.
Jörg Schreier hat zu seiner kleinen Besichtigungstour gleich Gummistiefel übergezogen. Denn: „Das sind bestimmt 60, wenn nicht sogar 70 Zentimeter, die meine Laufstrecke aktuell unter Wasser steht“, prognostiziert der Hobbyläufer. Der auch weiß, dass in Richtung der Brauereiteiche die Situation noch unwägbarer wird, sämtliche Wanderwege unter Wasser stehen.