Geesthacht. 673 Kinder wurden 2023 in Geesthacht geboren. Das Johanniter-Krankenhaus punktet mit einer besonders niedrigen Kaiserschnittrate.

Eigentlich wollte Lena Stiper ihr zweites Kind ja erst am 2. Januar zur Welt bringen, doch da hatte der kleine Mika Leander etwas dagegen. Um 20.41 Uhr erblickte der 3015 Gramm schwere und 52 Zentimeter große neue Erdenbürger am 1. Januar das Licht der Welt. Und so kam die Geburtsklinik im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht doch noch zu „ihrem“ Neujahrsbaby. Gegen Mittag war Pressesprecherin Sylvia Ziesmann-Busche schon leicht unruhig geworden, als sie vermeldete: „Noch kein Baby da, und der Kreißsaal ist leer.“

Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass bei Lena Stiper schon morgens die Wehen eingesetzt hatten und ab 16 Uhr im Fünf-Minuten-Takt auftraten. Danach ging es zur Verwunderung von Papa Julian Peemöller und ihr ging dann ratzfatz. „Ich habe schon eine neunjährige Tochter, und ich dachte, dass es dann beim zweiten bestimmt nicht so schnell geht“, sagte die Geesthachterin. Am nächsten Morgen bestaunten dann auch die Halbgeschwister Zoé (11) und Noah (7) ihren neuen Bruder im Johanniter-Krankenhaus. „Unser großer Dank gilt den Hebammen. Wir können froh sein, dass wir so ein gutes Krankenhaus hier vor Ort haben“, ergänzte der frühere SPD-Ortsvorsitzende Julian Peemöller.

Kaiserschnittrate in Geesthacht besonders niedrig

673 Kinder, genau 350 Jungen und 323 Mädchen, darunter zwei Zwillingspaare, wurden 2023 in Geesthacht geboren. Das sind 41 weniger als 2022 und ist die geringste Zahl seit 2015 (616 Geburten). Der Rückgang 2023 deckt sich mit dem bundesweiten Trend, wo die Geburtenquote laut Destatis von Januar bis September um 7,4 Prozent zurückgegangen ist. Die Ursache liegt nach Angaben der Datensammler in der rückläufigen Zahl an Frauen im Alter von Ende 20 bis Ende 30. Der Altersspanne, in der die meisten Kinder geboren werden. Zum Vergleich: Das Jahr 2021 war mit 790 Babys das geburtenstärkste Jahr seit 1997 sowohl bei den Johannitern (831) als auch bundesweit.

Der beliebteste Jungenname in Geesthacht war 2023 Noah, der auch die Rangliste in Hamburg und Schleswig-Holstein anführt. Bei den Mädchen lag in Geesthacht dagegen Lotta vorn, während Emma im Norden am beliebtesten war. Allerdings gibt es in Geesthacht zu wenig Kinder für eine belastbare Auswertung.

Seit 2012 babyfreundliche Geburtsklinik

Was sich dafür belegen lässt: Die Rate an Kaiserschnittgeburten ist im bundesweiten Vergleich besonders niedrig. Sie lag 2023 bei 21,7 Prozent. In ganz Deutschland liegt die Quote der Kaiserschnitte bei 31 Prozent. „Die persönliche Geburtsanmeldung mit einer Hebamme, geburtshilfliche Sprechstunden mit einer Fachärztin, Angebote und Alternativen zur Förderung einer normalen Geburt wie Wassergeburten, ein erweitertes Angebot bei Kindern in Steißlage sowie eine Leidenschaft für Geburtshilfe sind Faktoren, die für die Senkung der Kaiserschnittrate gesorgt haben“, betont Miriam Jens, die leitende Hebamme der Geburtshilfe.

Seit 2012 ist die Klinik eine zertifizierte babyfreundliche Geburtsklinik, klinischer Praxisort für den dualen Hebammen-Studiengang und seit 2023 Gewinner des dritten Platzes beim Deutschen Hebammenpreis in der Kategorie „Teams“. Diesen gab es gerade durch und für das Engagement zur Förderung einer physiologischen (natürlichen) Geburt, wie es in Begründung hieß.

Diesen Einsatz setzen die Johanniter in Geesthacht auch 2024 fort und führt zur weiteren Förderung einer natürlichen Geburt den „Geesthachter Geburtszirkel“ ein. „Der Geburtszirkel funktioniert ähnlich wie ein Zirkeltraining, wobei es bei uns um Atmung und Entspannung, Bewegung und Mobilisation sowie Konzentration und Meditation geht“, sagt Hebamme Miriam Jens.

Für natürliche Geburt gibt‘s weniger Geld

Eine natürliche Geburt ist zwar gut für Mutter und Kind, mehr Geld würden die Kliniken allerdings mit einem Kaiserschnitt verdienen. „Die Vergütung erfolgt nach der Schwere des Falles, und ein Kaiserschnitt wird bislang als komplexer angesehen. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung steht, dass diese Fehlanreize beseitigt werden sollen, aber bislang ist das nicht geschehen“, weiß die Hebamme. Bis das soweit ist, zahlen die Johanniter rund 1000 Euro pro Kind drauf.

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Durch die anstehende Krankenhausreform der Bundesregierung ist ohnehin unklar, welche Abteilungen am Runden Berge erhalten bleiben. Krankenhausplanung ist Ländersache. Schleswig-Holstein will im Frühjahr damit an die Öffentlichkeit gehen. Bei den Geburtskliniken ist eine wohnortnahe Versorgung durch eine Schließung von Kreißsälen gefährdet. Die Zahl der Geburtskliniken hat sich vom Jahr 2000 bis 2022 auf 16 halbiert. „Wir sind bereits jetzt eine wichtige Ausweichklinik für Schwangere, die in Hamburg aufgrund von Sperrungen abgewiesen werden“, sagt Miriam Jens.

Weitere Information zum Geesthachter Geburtszirkel und zu Hebammen-Sprechstunden auf der Internetseite der Geburtshilfe des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht oder unter Telefon 04152/179 301.