Schwarzenbek. Konkurrenzlos billig, Sonnengarantie: Das Land war besonders im Winter bei Urlaubern beliebt. Welche Alternativen gefragt sind.

Der Umsatz auf dem deutschen Reise- und Tourismus-Markt wird 2023 etwa 62,2 Milliarden Euro betragen. Der Markt für Pauschalurlaub ist dabei mit einem erwarteten Volumen von 38,3 Milliarden Euro das größte Segment. Das meldet das Statistik-Portal Statista. Damit übertrifft der Umsatz das Ergebnis von 57 Milliarden Euro aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 und liegt auch deutlich über dem Vorjahr (53 Milliarden Euro).

Nach der Corona-Pandemie sind nun neue Reisetrends entstanden: In erster Linie konnten Menschen aufgrund der Tatsache, dass das Reisen für einige Jahre nicht möglich war, Geld sparen, das sie nun für ihren Urlaub ausgeben wollen. Das haben auch die beiden Schwarzenbeker Reisebüros festgestellt. „Die Menschen haben deutlich mehr Geld ausgegeben und sich auch teure Urlaube wie beispielsweise Rundreisen in den USA gegönnt, bei denen schnell fünfstellige Beträge fällig werden. Insgesamt hat der Wunsch nach Qualität deutlich zugenommen“, sagt Daniel Neumann vom gleichnamigen Reisebüro an der Lauenburger Straße.

Urlaub: Das sind die Reisetrends für Winter und Frühjahr

Ein Trend, den auch Anja Jost von der Reiselounge Jost an der Seestern-Pauly-Straße bestätigt. „Es gab und gibt einen hohen Nachholbedarf, und das Geld ist in vielen Familien vorhanden, weil sie es während der Pandemie nicht für Reisen ausgeben konnten“, so der Reisebürochefin.

Die Moschee von Hurghada ist ein beliebtes Ausflugsziel für Ägyptenreisende.
Die Moschee von Hurghada ist ein beliebtes Ausflugsziel für Ägyptenreisende. © Aegypten.de | Stefan Huhndorf

Einen Rückgang bei den Buchungen gibt es allerdings seit einigen Tagen wegen des Kriegs in Israel. Die Nachfrage für Reisen nach Ägypten ist in den beiden Schwarzenbeker Reisebüros komplett eingebrochen. Für das Land gibt es eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes. „Wir haben seit Tagen so gut wie keine Buchungen mehr in dieses Gebiet. Dabei sind die Preise konkurrenzlos günstig und es gibt eine Sonnengarantie. Ich persönlich sehe bei Reisen nach Hurghada oder Marsa Alam auf der Westseite des Roten Meeres kein großes Risiko. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden“, so Daniel Neumann.

Sharm El Sheikh im Sinai ist als Ziel nicht zu empfehlen

Ähnlich sieht das auch Anja Jost. „Es ist jetzt eine persönliche Entscheidung, wie man sich mit einer Reise nach Ägypten fühlt. Der Vorteil bei Ägypten ist, dass es ausschließlich Pauschalreisen sind. Wenn eine Reisewarnung vom Auswärtigen Amt kommt, kann man das Komplettpaket im Regelfall stornieren. Sharm El Sheikh im Sinai würde ich allerdings nicht als Ziel empfehlen“, sagt Anja Jost. Hintergrund: Der Sinai liegt auf der östlichen Seite des Roten Meeres und grenzt direkt an Israel.

Kreuzfahrten ab Hamburg wie hier mit der Aida Bella sind bei Reisenden aus Schwarzenbek sehr beliebt.
Kreuzfahrten ab Hamburg wie hier mit der Aida Bella sind bei Reisenden aus Schwarzenbek sehr beliebt. © Hamburg.de | Stefan Huhndorf

Ungebrochen ist in den Wintermonaten die Nachfrage nach Zielen in der Sonne, da viele Berufstätige noch einige Tage Resturlaub haben. „Wir haben einige Kunden, die im November und Dezember in die Türkei fliegen. Dort sind noch milde 20 Grad, und die Sonne scheint. Außerdem kann man dort preisgünstig Kleidung shoppen. Eine Woche in einem guten Hotel in Side kostet um 500 Euro“, sagt Daniel Neumann.

Ein Klassiker in der Winterzeit sind auch die Kanarischen Inseln. Allerdings werden hier pro Woche und Person rund 1000 Euro fällig. „Auf den Kanaren ist es noch warm, dank des Golfstroms kann man im Prinzip auch baden. Die Inseln bieten auch einiges, und es sind noch Plätze frei“, sagt Anja Jost. Ein Tipp von ihr sind die Kapverdischen Inseln, die weiter südlich vor der westafrikanischen Küste liegen. Allerdings werden hier auch 1800 bis 2000 Euro für eine zehntägige Reise in ein gutes Hotel fällig.

In der Reiselounge von Anja Jost ist die Nachfrage nach Sonnenzielen ungebrochen. Auch die Buchungen für den Sommer 2024 haben bereits begonnen. 
In der Reiselounge von Anja Jost ist die Nachfrage nach Sonnenzielen ungebrochen. Auch die Buchungen für den Sommer 2024 haben bereits begonnen.  © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Ein Tipp von Daniel Neumann für den Resturlaub sind Städtereisen, beispielsweise nach Wien oder Lissabon. „Das geht auch im Dezember oder Januar gut, weil es viel zu entdecken gibt, und das Wetter nicht unbedingt die Hauptrolle spielt“, so der Reisebürochef. Was generell gilt: Reisen ist teurer geworden, und die Preise werden auch weiter anziehen. Je nach Ziel sind die Preise gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 um 30 bis 50 Prozent gestiegen. „Vor der Pandemie lagen die Reisekosten pro Person bei den Buchungen in unserem Büro durchschnittlich bei 900 Euro. Jetzt liegt der Durchschnitt bei 1400 Euro“, bilanziert Neumann. Diese Entwicklung bestätigt auch Anja Jost, die sich zahlenmäßig nicht festlegen möchte.

Viele wollen aus Umweltschutzgründen nicht fliegen

Ein deutlicher Trend – besonders auch bei Familien – hat sich in Richtung Kreuzfahrten abgezeichnet. „Es gibt viele erstaunlich günstige Angebote, bei denen Kinder zum Teil umsonst mitfahren können. Das macht solche Kreuzfahrten für Familien bezahlbar“, so Anja Jost.

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„Es gibt auch viele Menschen, die nicht mehr fliegen möchten. Das hat finanzielle Gründe, aber auch mit Umweltschutz zu tun. Deshalb sind Schiffsreisen von Häfen in Hamburg und Bremerhaven mit Zielen in Skandinavien oder auf der Nordseeroute nach London und Rotterdam sehr gefragt“, so Daniel Neumann. Aber auch weitere Reisen wie beispielsweise von Bremerhaven in die Karibik stehen insbesondere bei finanziell besser situierten Rentnern mit viel Freizeit hoch im Kurs.

Preise in Griechenland liegen deutlich unter denen Spaniens

Bei beiden Reisebüros sind Ziele in Griechenland sehr gefragt. „Die Leute in den Urlaubsregionen sprechen Deutsch, die Speisen sind aus den hiesigen griechischen Restaurants bekannt, und die Preise liegen deutlich unter dem Niveau von Spanien. Das kommt bei den Kunden gut an“, so Daniel Neumann. „Die Flugzeit ist nicht so extrem lang, die Landschaft ist schön, deshalb sind die griechischen Inseln bei Familien sehr begehrt“, sagt Anja Jost. Bei Paaren sei dagegen die Option „Adults only“ bei der Hotelbuchung gefragt. Dabei handelt es sich um Unterkünfte, in denen keine Kinder zugelassen sind.

Während sich manch einer noch Gedanken über den Resturlaub für 2023 Gedanken macht, haben bereits die Buchungen für die Saison 2024 begonnen. Vor allem Ostern sind viele Ziele stark nachgefragt. „Wer in die Sonne will, fliegt dann in die Türkei, wir haben aber auch sehr viel Nachfrage nach Ferienhäusern in Dänemark, den Niederlanden und Polen für das Frühjahr“, so Daniel Neumann.

Aber auch für den Sommer sollte man jetzt schnell buchen, rät Anja Jost. Das sichert den Frühbucherrabatt, und erfahrungsgemäß sind in den Ferienzeiten günstige Angebote schnell vergriffen. Auch für das kommende Jahr werden die Reisetrends nach Einschätzung der beiden Experten Griechenland, Türkei und Kreuzfahrten sein.