Ratzeburg/Mölln. Was Netflix im Fernsehen ist, soll Cinfinity in Filmtheatern werden. So stellen sich zwei Kinochefs das innovative Abo-Modell vor.
Einmal im Monat zahlen und dafür unbegrenzt ins Kino gehen? Was bei Streamingdiensten wie Netflix seit Jahren funktioniert, wollen die beiden Kinochefs Ralf Thomsen und Martin Turowski auf Leinwandabenteuer übertragen – und zwar im Idealfall bundesweit. Die beiden haben das Portal Cinfinity gegründet, das im Frühjahr 2024 an den Start gehen soll. Aktuell werben die beiden Unternehmer um Mitstreiter, die sich an dem Projekt beteiligen und ihre Lichtspielhäuser für Nutzer der Cinfinity-App öffnen.
150 Kinos sollen im Idealfall an Cinfinity teilnehmen
„Wir sind im Gespräch mit 150 Unternehmen in der ganzen Republik. Die Resonanz ist positiv“, sagt Martin Turowski. Die Idee: Entsprechend dem Motto „Immer Kino“ können Filmfans im Rahmen eines Abo-Modells so oft ins Kino gehen, wie sie wollen und das sogar kinoübergreifend in ganz Deutschland. „Attraktiv wird dies durch den niedrigen Beitrag von nur 12,50 Euro monatlich, der selbst Streaming Dienste in den Schatten stellt. Und das ohne auf die kultige Kino-Atmosphäre mit Surround-Sound, Popcorn und Co. verzichten zu müssen“, sagt der Kinochef, der das Burgtheater in Ratzeburg und das Möllner Kino betreibt. Außerdem bietet er im Rahmen des Filmclubs in den Sommermonaten das „Norddeutsche Freiluftkino“ auf Wiesen in der Region an.
Auch sein Partner Ralf Thomsen hat mehrere Kinos an der schleswig-holsteinischen Westküste. Die Idee ist vor eineinhalb Jahren bei einer Innovationskonferenz der Kinobranche in Berlin entstanden. Inspiriert von erfolgreichen Abo-Modellen in europäischen Nachbarländern wollen die beiden Cineasten mit dem Projekt mehr Zuschauer in die Kinos locken. Auch in Deutschland gab es bereits lokale Versuche mit Kinoflatrates, beispielsweise von Großunternehmen wie Cinemaxx und UCI. Der Ansatz, konzernübergreifend und bundesweit mit einer App Kinos besuchen zu können, ist neu.
Idee: Freier Eintritt in vielen deutschen Lichtspielhäusern mit Abo-Modell
„Es gibt durchaus Menschen, die bis zu sieben Mal im Monat ins Kino gehen. Aber eine große Zahl von Menschen geht auch nur drei oder vier Mal im Jahr ins Kino – wenn überhaupt“, betont Martin Turowski. Wenn die Nutzer eine Flatrate haben, werden sie öfter ins Kino gehen und auch ihre Freunde dafür begeistern, ist sich Turowski sicher.
Vergleichbare Projekte gibt es beispielsweise in Österreich mit dem „nonstop Kinoabo“, das in sieben Städten genutzt werden kann oder aber auch in den Niederlanden mit dem dortigen System Cineville. Gefördert wird die Initiative der beiden Unternehmer von der Filmförderungsanstalt des Bundes (FFA) in Berlin. „Wir werden bei der Konzeption auch von einem Team ebenso kinobegeisterter Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen Marktforschung, Marketing und Softwareentwicklung begleitet“, erläutert Martin Turowski.
Eine App soll die Nutzung einfach und komfortabel machen
Zu dem Abo-System gehört eine innovative App. Sie soll die Nutzung des Abonnements so einfach wie möglich machen und viele zusätzliche Mehrwerte bieten. „Die App kann gut und gerne als zentrale Raumstation des Cinfinity-Universums verstanden werden. Von hier aus können sich Kinofans untereinander zu einer Community vernetzen, KI generierte Filmempfehlungen erhalten und sich über aktuelle News und Filmstarts informieren“, sagt der Ratzeburger Kinobetreiber. Darüber hinaus dient sie auch als persönliche ID, die den einfachen Zugang in die Kinos verschafft.
Dass ein Kinobesuch selten allein stattfindet, hat man bei Cinfinity auch bedacht. So lassen sich über die App zusätzliche Tickets buchen – diese Tickets müssen natürlich separat bezahlt werden. Auch der Verzehr im Kino, ein wichtiger Faktor in der wirtschaftlichen Kalkulation der Betreiber, muss natürlich bezahlt werden. Die teilnehmenden Kinos erfassen die Besuche mit der App elektronisch und leiten die Besucherzahlen an die Betreiber weiter. „Die Erstattung des Eintritts an die Kinos erfolgt über ein Umlagesystem. Am Ende wird der Betreiber zwar weniger Geld bekommen, als bei einem Einzelverkauf der Karte. Aber so bekommt er auch Besucher, die sonst möglicherweise nicht ins Kino gegangen wären und steigert somit auch die Auslastung der Vorstellungen“, rechnet Martin Turowski vor.
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„Wir haben schon von der Idee gehört. Grundsätzlich klingt das interessant, aber wir hatten noch keine Zeit, uns mit dem Konzept auseinanderzusetzen. Das müssen wir erst einmal in allen Details prüfen, bevor wir entscheiden, ob wir an dem Projekt beteiligen“, sagt Kim Schröder vom Kleinen Theater Schillerstraße in Geesthacht.
Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es im Internet unter der Adresse www.cinfinity.de.