Hamburg. Der Streifen „Girl You Know It‘s True“ erzählt die Geschichte der einst beliebten Band Milli Vanilli und deren unglamouröses Ende 1990.
Es war ein Erdbeben in der Welt der Popmusik. Im November 1990 ließ Produzent Frank Farian die Bombe platzen: Die von ihm betreute Band Milli Vanilli hatte keinen ihrer Welthits selbst gesungen, sondern zum Vollplayback die Lippen bewegt. Regisseur Simon Verhoeven bringt die Geschichte jetzt auf die Kinoleinwand. Ab Mittwoch, 20. Dezember, ist „Girl You Know It‘s True“ auch im Bergedorfer Hansa Studio (Alten Holstenstraße 17-19) zu sehen – bis zum 10. Januar täglich um 20 Uhr.
John-C. Barsoe, Geschäftsführer des Bergedorfer Kinos, hat den Streifen bereits vorab sehen dürfen und ist begeistert: „Der Film transportiert einen direkt in die Zeit von damals“. Er erinnert sich noch gut an den Skandal, aber auch an die Begeisterung, die das Duo Milli Vanilli vorher weltweit auslöste. „Sie hatten echte Hits, konnten toll tanzen und sahen gut aus“, sagt Barsoe.
Kinofilm „Girl You Know It‘s True“ nimmt die Zuschauer mit in die frühen 1990er
Das Discopop-Duo, bestehend aus Fab Morvan und Rob Pilatus, veröffentlichte sein erstes Album 1988. Die Single „Girl You Know It‘s True“, nach der Verhoevens Kinofilm benannt ist, stand sieben Wochen auf Platz eins der amerikanischen Billboard-Charts. Das hat bis dahin noch keine deutsche Band geschafft. Für das zweite Studio-Album „The Moment of Truth“ erhielten Milli Vanilli einen Grammy und gingen auf US-Tournee. Es sollte der Anfang vom Ende des Duos sein.
Bei einem Auftritt in Amerika blieb das Playback-Band hängen. Rob Pilatus stürmte völlig überfordert von der Bühne. Tatsächlich schienen die Fans sich zuerst gar nicht an dem Zwischenfall zu stören. Das Popstars bei Live-Auftritten teilweise auf Playback zurückgreifen, ist ein offenes Geheimnis. Doch der Druck war zu groß geworden. Auf der berühmt gewordenen Pressekonferenz räumte Produzent Farian ein: Nicht einmal der Gesang auf den Alben stammte von der Band, sondern von Studiomusikern.
In der Verfilmung schlüpfen jetzt Tijan Nije (Pilatus) und Elan Ben Ali (Morvan) in die Rollen der Musiker. Matthias Schweighöfer gibt den Drahtzieher Frank Farian und überzeugte Kinomanager Barsoe: „Im ersten Moment fragt man sich, warum Schweighöfer so schlecht Englisch spricht, obwohl ja schon viel Erfahrung in Hollywood hat. Aber Farian konnte das tatsächlich nicht besser.“
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Barsoe ist überzeugt, dass „Girl You Know It‘s True“ auch für ein jüngeres Publikum interessant ist. Nicht nur, um einen Blick in die Jugend der Elterngeneration zu erhaschen. Sondern auch, weil die Diskussion über Authentizität in der Popmusik für Barsoe aktueller denn je ist. Er ist sich sicher, dass im modernen Musikbusiness kräftig mit modernster Technik nachgeholfen wird. „Richtig überzeugende Livestimmen gibt es doch kaum noch“, so der Geschäftsführer des Hansa Studios.