Schwarzenbek. Politiker wollen Tempo beim Bau einer neuen Betreuungseinrichtung machen. Aber noch ist nicht einmal der Standort geklärt.
In Schwarzenbek fehlt aktuell für 160 Kinder ein Betreuungsplatz und 160 weitere werden in absehbarer Zeit ihren Kita-Platz verlieren. Denn mit dem geplanten Neubau der Grundschule an der Compestraße muss die Kita Traumland geschlossen und abgerissen werden. auch die Genehmigung für die Kita Pavillon, die sich in einem Nebengebäude der alten Realschule befindet, läuft aus. Deshalb ist ein schneller Kita-Neubau unverzichtbar. Genau genommen benötigt die Stadt sogar zwei neue Kitas, um ihre Raumprobleme in der Kinderbetreuung zu lösen. Darin sind sich Politik und Verwaltung einig.
Der Weg dorthin ist allerdings steinig und keineswegs konfliktfrei, wie die Debatte auf der jüngsten Sitzung der Stadtvertreter zeigte. Das Ergebnis nach der hitzigen Debatte um den gemeinsamen Antrag von SPD und Grünen, eine Kita für 150 Mädchen und Jungen auf einem städtischen Grundstück an der Möllner Straße zu realisieren: Es soll schnell eine Lösung gefunden werden. Wobei schnell den aktuell betroffenen Eltern wenig hilft. Denn im günstigsten Fall werden vermutlich drei Jahre vergehen, bis zumindest eine neue Kita gebaut ist. Bürgermeister Norbert Lütjens, der mit Zeitangaben für Projekte sehr vorsichtig geworden ist, räumt ein, dass bis zum Ende seiner ersten Amtszeit vermutlich kein Neubau steht. Und der Verwaltungschef ist noch bis Dezember 2026 gewählt.
Kita-Neubau in Schwarzenbek sorgt für hitzige Debatte
Es gibt fünf Grundstücke in der Stadt, die für Kita-Neubauten auch in der angedachten Größe in Frage kommen. „Eine Größe mit 120 Kita-Plätzen ist ideal. Sowohl hinsichtlich der Organisation der Betreuung auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten“, sagte Norbert Lütjens. „Bei kleineren Einheiten gibt es schnell Probleme, wenn Erzieher krank werden. Dann müssen gleich ganze Gruppen geschlossen werden. Bei größeren Einrichtungen mit mehr Personal lässt sich die Betreuung besser organisieren“, fügte Bürgervorsteher Roman Larisch hinzu. 120 Kinder entspricht der Größe der Kita Kichererbse an der Buschkoppel, die vor drei Jahren eingeweiht wurde und als modernste Kita Schwarzenbeks gilt.
Das von der SPD und den Grünen favorisierte Areal an der Möllner Straße am Rande des Lupusparks hat zwar einen gewissen Charme, weil es dort nur einen wenig genutzten Bolzplatz gibt. Außerdem ist es verkehrsgünstig gelegen und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Aber es ist nicht ohne weiteres zu bebauen. „Es gibt dort kein Baurecht und auch die Frage der Zuwegung ist nicht geklärt, weil dafür eventuell Flächen benötigt werden würden, die nicht in städtischem Besitz sind. In puncto Geschwindigkeit wären andere Flächen möglicherweise besser geeignet“, sagte Bürgermeister Norbert Lütjens.
Möglicher Standort am Verbrüderungsring
„Wir sind uns am Ende einig, dass Eile beim weiteren Vorgehen geboten ist. Die ausschließliche Fixierung auf das Grundstück an der Möllner Straße ist so nicht mehr gegeben“, sagt Bürgervorsteher Roman Larisch (CDU). Denn neben dem fehlenden Baurecht – ein B-Planverfahren dauert gut ein Jahr – gibt es an der Möllner Straße bislang nur einen Fußweg neben Aldi, um das Gelände zu erreichen. Die Politiker von SPD und Grünen hatten in ihren Antrag eine Erreichbarkeit vom Hans-Koch-Ring und eine Kiss-and-Go-Zone gefordert. Dafür müsste aber privater Grund aufgekauft oder ein Wegerecht geschaffen werden.
Wesentlich schneller wäre eine Realisierung des Bauvorhabens wohl auf einem ebenfalls in städtischer Hand befindlichen Grundstück zwischen den beiden Hochhäusern am Verbrüderungsring 1 bis 3 realisierbar. „Dort besteht Baurecht“, so der Verwaltungschef. Aber auch hier würde einige Zeit vergehen, bis eine Planung vorgenommen und ein Architektenentwurf erarbeitet ist. Selbst wenn die Planungen von dem jüngsten städtischen Kita-Projekt – der Kichererbse an der Buschkoppel – zu Grunde gelegt werden würden, vergingen über Neuplanung, Ausschreibung und Bauzeiten wohl mindestens zwei oder drei Jahre.
Standort im Zentrum denkbar
Ein weiteres Grundstück, das die Stadt im Auge hat, liegt direkt im Zentrum. Auch dort bestehe Baurecht, so Lütjens. Aber der Knackpunkt ist: Es gehört der Stadt noch nicht. „Wir sind in Verhandlung, deshalb darf ich auch nicht sagen, um welches Grundstück es geht. Es wäre aber gut für eine zentrumsnahe Kita geeignet“, so Norbert Lütjens.
Ebenfalls in Frage kommt das jetzt als Parkplatz genutzte Grundstück an der Schützenallee am Waldrand oder aber auch die Fläche an der Buschkoppel, die noch für das Schwimmbad vorgesehen ist. Diese Fläche soll aber erst in Betrachtung gezogen werden, wenn Planungen für das Bad scheitern sollten.
Beratungen gehen Ende Januar weiter
Nach dem jüngsten Beschluss geht das Thema noch einmal in die politischen Gremien. Jetzt ist aber erst einmal Weihnachtspause, die Beratungen gehen erst Ende Januar wieder los. Da in diesem Punkt sowohl der Ausschuss für Kita und Schule (KiSA) als auch der Ausschuss für Stadtentwicklung-, Umwelt- und Mobilität (SUMA) zuständig sind, dürfte es eine schwierige Beratung werden, wie bereits die Vergangenheit gezeigt hat. Denn das Thema ist eigentlich nicht neu und wird seit mehr als zwei Jahren behandelt.
„Ich frage mich, warum wir keine Geschwindigkeit haben. Wir arbeiten an dem Thema. Es braucht nicht solche Anträge, wie den von der SPD und den Grünen zum Neubau an der Möllner Straße“, sagte FDP-Fraktionschef Hartmut Hintze. „Der Antrag beschleunigt nichts. Es gibt noch viele offene Fragen und weitere Flächen, die geeignet sind. Trotzdem stimmen wir zu“, so CDU-Fraktionschef Paul Dahlke.
„Das Hin- und Her-Gerede bringt uns nicht weiter. Wenn im SUMA etwas zum Kita-Neubau beschlossen wurde, wurde es im KiSA plötzlich wieder problematisiert. Wir müssen vorankommen“, so der SUMA-Vorsitzende Eduard Klaus (Grüne), dessen Fraktionschef Christian Wruck Mitinitiator der Antrags war. „Wir müssen den Prozess beschleunigen. Die Ausschließlichkeit, die Kita an der Möllner Straße zu realisieren, stört uns. Hauptsache es funktioniert“, betonte FWS-Fraktionschef Bernhard Böttel.
- LMT: Klares Bekenntnis zum Standort Schwarzenbek
- Katastrophenschutz: Kreis investiert 1,2 Millionen Euro
- Aral Open: Musikfestival vor ungewisser Zukunft
„Es ist an der Zeit, etwas zu bewegen. Es ist unsere Pflicht gegenüber den Eltern, eine Lösung herbeizuführen“, so das Fazit von Nils Hilger (SPD). Jetzt ist es an der Zeit für die Politiker, den Worten Taten folgen zu lassen.