Lauenburg. Ehemalige Friedhofschefin Elle Koriath für ihr Werk mit dem Memento-Preis geehrt. Mit ihren Aktionen eckte sie durchaus auch an.
Eigentlich hatte Elle Koriath die Leitung des evangelischen Friedhofes in Lauenburg schon vor einem halben Jahr abgegeben. Die 63-Jährige hatte sich auf den Ruhestand gefreut, weil sie wusste, dass das Team in ihrem Sinne weiter machen würde. Seitdem leiten Uwe Pusback und Annett Topaloglu gemeinsam die Geschicke des Friedhofes. Umso mehr war die ehemalige Friedhofschefin über den Anruf aus dem fernen Borken im Münsterland verwundert. Sie war vom Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur (VFFK) für den Memento-Preis 2023 ausgewählt worden. Zur Feierstunde im kleinen Kreis waren auch Bürgermeister Thorben Brackmann und Pastor Hans-Christian Baden-Rühlmann eingeladen.
„Kein Mensch ist weniger wert, nur weil er arm ist“
Der zweite Vorsitzende des VFFK, Uwe Stapelmann, war extra nach Lauenburg gereist, um der ehemaligen Friedhofschefin den Preis persönlich zu überreichen – für ihr „Lebenswerk“. Als er das sagte, musste er selbst lachen, denn dass sich die quirlige Elle Koriath auf ihr Altenteil zurückgezogen hat, ist für jeden unvorstellbar, der sie kennt. Inzwischen mischt sie ehrenamtlich in mehreren Lauenburger Vereinen mit.
Ihrem Grundsatz ist die gläubige Christin auch bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit treu geblieben: Kein Mensch ist weniger wert, nur weil er arm ist. So gibt es auf dem Lauenburger Friedhof den liebevoll angelegten Libellengarten. Wer hier seine letzte Ruhe findet, stand nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Sozialbestattung heißt das im Amtsdeutsch: Die Kosten dafür übernimmt das Amt. Dass diese Zeremonien trotzdem würdevoll ablaufen und Raum für Trauer lassen, war der Friedhofschefin immer wichtig.
Verdutzte Gesichter bei der „Löffel-Aktion“
Ansonsten war Elle Koriath in ihrer Amtszeit für alles offen, was dem Thema Tod die Schwere nahm. Damit eckte sie gelegentlich auch an. Uwe Stapelmann erinnerte in seiner Rede an die „Löffel-Aktion“, die in Lauenburg für viel Aufsehen gesorgt hatte. Auf der Gewerbeschau vor fünf Jahren hatte das Team des Friedhofs Löffel verteilt und damit zunächst für verdutzte Gesichter gesorgt. Auf dem Beipackzettel stand „Löffel abgeben!“ Diese Aktion war damals nicht unumstritten, sorgte aber dafür, dass der Lauenburger Friedhof im Gespräch war.
„Nur weil es sich um einen Friedhof handelt, muss der Ort ja nicht tot sein“, war einer der Lieblingssätze von Elle Koriath. In der grünen Oase der Stadt gibt es deshalb auch jede Menge Aktionen, die man im ersten Moment auf einem Friedhof nicht vermuten würde: Lesungen, Pflanzbörsen und Ausstellungen. Sogar das Fernsehen war schon da. Im April 2019 drehte hier ein Kamerateam eine Sendung „Wünsch Dir Deinen NDR“, mit Moderator und Plattsnacker Yared Dibaba.
Nächstes Jahr sitzt Elle Koriath in der Jury
Elle Koriath sieht auch den Mementopreis als Auszeichnung für das gesamte Team des Friedhofes. Es ist übrigens nicht die erste überregionale Anerkennung. Lauenburgs „grüne Lunge“ im Stadtzentrum wurde 2018 mit dem Taspo Award ausgezeichnet. Der Preis wird auch als „Bambi der grünen Branche“ bezeichnet.
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Ihre nächste ehrenamtliche Aufgabe hat Elle Koriath übrigens gerade übernommen: Sie wird der nächsten Jury zur Verleihung des Memento-Preises sitzen. Der wird seit 2021 jährlich verliehen. Der Verein würdigt damit Menschen und Aktionen, die sich in besonderem Maße für die Friedhofskultur in Deutschland einsetzen. Im vergangenen Jahr ging der Preis ins Ahrtal. Im Rahmen der Aktion „Gärtner helfen Gärtnern“ wurden auf dem verwüsteten Friedhof, die Grabstätten wieder bepflanzt und umgerissene Grabsteine von Schlamm und Dreck befreit.