Geesthacht. Nach Unfall einer Seniorin fordert Bürgerverein Grünhof-Tesperhude erneut eine Querungshilfe über die B5. Doch es gibt Hindernisse.

Es musste erst eine 82-jährige Grünhoferin auf dem Weg zum Supermarktangefahren und dabei so schwer verletzt werden, dass sie auf die Intensivstation des Johanniter-KrankenhausGeesthacht kam. Erst jetzt kommt Bewegung in das Bestreben, den Netto-Supermarkt im Ortsteil Grünhof für Fußgänger besser erreichbar zu machen. Der Bürgerverein Grünhof-Tesperhude hatte nach dem Unfall abermals eine Querungshilfe über die B5 in der Ortsdurchfahrt gefordert.

„Muss hier erst jemand sterben, bevor etwas passiert?“, hatte die Vorsitzende Sigrid Zaruba gefragt. Hintergrund: Die gut 3000 Einwohner von Grünhof-Tesperhude leben fast ausschließlich südlich der Bundesstraße. Nur eine Handvoll Wohnhäuser befinden sich wie der Netto nördlich davon. Der Bürgerverein setzt sich seit Öffnung des Supermarkts im Jahr 2015 für eine Querungshilfe ein.

Geesthacht: Ruf nach Querungshilfe über die Bundesstraße 5

Unter dem Punkt „Verschiedenes“ hatte Gerhard Boll von den Geesthachter Grünen das Thema bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses angesprochen. „Wir sollten hier gemeinsam im Ausschuss probieren, ob wir einen neuen Ansatz hinbekommen“, sagte Boll.

Bislang hat der zuständige Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) eine Bedarfsampel oder Mittelinsel abgelehnt. Begründung: Bei mehreren Verkehrszählungen war die Zahl von mindestens 50 querenden Fußgängern in Spitzenstunden eines Werktags mit durchschnittlichem Verkehr verfehlt worden. Diese sind gemäß einer Richtlinie für eine Genehmigung erforderlich.

Fraktionen reagieren auf Forderung von Bürgerverein

Diese Methode stellt Boll jedoch infrage. „Die Grünhofer fahren doch fast alle mit dem Auto zu Netto, gerade weil es so schwer ist, zu Fuß oder mit dem Rad über die B5 zu kommen“, so der Verkehrsexperte.

Unterstützung kam von den anderen Fraktionen. „Ich bin irritiert. Landauf, landab gibt es viele Querungshilfen, wo die Zahl 50 nicht erreicht wird. Ich denke da etwa an Hohenhorn oder Dassendorf. Dass sich der LBV auf diese Argumentation zurückzieht, damit würde ich mich nicht zufriedengeben“, sagte Samuel Walter Bauer (SPD).

In Besenhorst zahlt sich Beharrlichkeit aus

Rüdiger Tonn (FDP) ergänzte, dass Beharrlichkeit an anderer Stelle, nämlich an der B404 in Besenhorst, Erfolg gebracht hätte. Dort sollte es zunächst auch keine Ampel über die Bundesstraße geben, die nun an der Einmündung des Bauernvogtwegs steht und die den Besenhorstern das Erreichen der gleichnamigen Bushaltestelle ermöglicht. „Wir hatten damals Rückhalt durch unseren Landtagsabgeordneten Christopher Vogt“, sagte Tonn.

In die gleiche Kerbe schlug Geesthachts seit 2015 amtierender Bürgermeister Olaf Schulze. „Ich war damals auch noch Landtagsabgeordneter und kann ihnen sagen: Sie müssen Druck auf ihre Landtagsabgeordneten machen, dass diese sich für die Querungshilfe einsetzen.“

Erneute Debatte im Bauausschuss geplant

Die Geesthachter Christdemokraten wollen genau dies tun. Sie sind demnächst mit einer zwölfköpfigen Delegation zu einer Plenartagung in Kiel. Auch der stellvertretende Behindertenbeauftragte des Kreises Herzogtum Lauenburg, Siegfried Betge aus Lauenburg, wolle sich des Themas annehmen, kündigte Björn Reuter (CDU) an.

In einer Anfrage unserer Redaktion hatten die Landesstraßenplaner erklärt: „Eine Umsetzung (einer Querungshilfe, die Red.) durch den LBV.SH ist nicht aussichtsreich. Sollte sich die Gemeinde dessen annehmen, ist durch diese eine Planung dem LBV.SH vorzulegen.“

Mehr Spielraum durch neue Straßenverkehrsordnung

Der Grüne Ratsherr Jens Kalke hat sich darauf hin einmal beim Landesbetrieb umgehört. „Ich habe eine gewisse Offenheit für das Projekt herausgehört“, sagt Kalke und verwies auch auf die geplante Novellierung der Straßenverkehrsordnung (StVO), nach der Gemeinden fortan mehr eigener Spielraum eingeräumt werden soll.

So oder so muss der Antrag etwa für eine Ampel von der zuständigen Verkehrsbehörde angeordnet werden – in diesem Fall das Geesthachter Ordnungsamt, das dann mit dem Straßenbaulastträger (dem LBV.SH) sowie der Polizei in Kontakt treten muss.

Seniorin hatte noch Glück

Konkret wird die Geesthachter Verwaltung das Thema auf die Tagesordnung einer der kommenden Sitzungen des Bauausschusses heben, auf der über eine Querungshilfe beraten werden soll.

Die 82-Jährige, die am 7. Oktober nach dem Einkaufen beim Überqueren der B5 von einem Auto angefahren wurde, trug eine Gehirnblutung und eine gebrochene Augenhöhle davon und hatte eine stark blutende Platzwunde am Kopf. Mit den Nachwirkungen des Unfalls kämpft sie noch immer.

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Das Auto war zum Glück nicht mit hoher Geschwindigkeit gefahren, nachdem es aus der Grünhofer Straße kommend nach links in Richtung Geesthacht abgebogen war. Die Seniorin überquerte die Bundesstraße in der Nähe der Bushaltestelle „Krukower Weg“.