Lauenburg. Ein Radverkehrskonzept steht mal wieder auf der Tagesordnung. Radfahrern sollen jetzt alternative Strecken schmackhaft gemacht werden.
Die Diskussion um das Radverkehrskonzept dürfte wohl zu den längsten politischen Debatten gehören, die je in Lauenburg geführt wurden. Seit fast 15 Jahren findet sich das Thema immer wieder auf der Tagesordnung in den politischen Gremien. Mal wurde es bisher mit großem Engagement diskutiert, mal landete der Entwurf für Monate oder gar Jahre wieder in der Schublade.
Im Juni 2021 schien das Thema endgültig begraben. Die Politiker beschlossen mit knapper Mehrheit: Das vom Büro PGV-Hannover erarbeitete Konzept wird nicht weiter verfolgt. Die Verwaltung solle stattdessen einen neuen Weg einschlagen, um „zügig einen baulichen Radweg parallel zur B5 zu realisieren“. Den neuen Ansatz gibt es jetzt. In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energiewende und Digitalisierung am Montag, 20. November, steht das Thema „Optimierung des Alltags- und Freizeitradverkehrs in der Stadt Lauenburg/Elbe“ auf der Tagesordnung.
Radverkehr: Lauenburgs Politik unternimmt neuen Anlauf
Es ist kein Wunder, dass sich das Thema zum politischen Dauerbrenner entwickelt hat. Auf der einen Seite will die Stadt attraktiv für Radtouristen sein. Auch das Lauenburger Klimaschutzkonzept sieht die Förderung des Radverkehrs vor. Auf der anderen Seite müssen sich in der Oberstadt Autos, schwere Laster, Radfahrer und Fußgänger einen engen Verkehrsraum teilen. Der Knackpunkt war bisher immer: Wie lässt sich die Situation für Radfahrer an der viel befahrenen Bundesstraße 5 entschärfen?
Wie unwohl sich Radfahrer auf Lauenburgs Straße fühlen, zeigt der aktuelle Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). In der Kategorie bis 20.000 Einwohner belegte die Stadt im vergangenen Jahr Rang 402 von 474 Plätzen. In Schulnoten ausgedrückt: Leistungsdurchschnitt von 4,3 – also gerade noch ausreichend. Die gute Nachricht: 107 Lauenburger hatten sich an der Umfrage beteiligt, exakt ebenso viele wie in der wesentlich größeren Nachbarstadt Geesthacht.
Radfahrer stellen der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus
Auffällig in der Befragung: Besonders in Sachen Sicherheit rasselte die Lauenburg bei den Radfahrern voll durch. „Mittelfristig sehe ich die Einführung von Fahrradleitstreifen abseits der Hauptverkehrsstraßen als Chance, die Radfahrer von der engen B5 wegzuholen“, sagte Bürgermeister Thorben Brackmann nach Auswertung der Befragung.
Fahrradstraßen, die parallel zur B5 verlaufen
Alle Überlegungen, den Radverkehr in Lauenburg sicherer zu machen, scheiterten bisher an den räumlichen Verhältnissen an der B5, die einfach zu schmal ist, um dort Fahrradschutzstreifen aufzubringen. Das jetzt beauftragte Büro Lebensraum Zukunft aus Kiel verfolgte deshalb einen anderen Ansatz: Radfahrern sollen innerhalb des Stadtgebietes alternative Strecken schmackhaft gemacht werden.
Die Idee der Gutachter: Fahrradstraßen, die für die Nutzer nur einen unwesentlichen Umweg mit sich bringen. Die Anforderungen an eine solche Fahrradstraße sind gesetzlich klar geregelt: In einer Fahrradstraße dürfen nur Fahrräder und E-Scooter fahren. Zusatzschilder können allerdings Auto- und Motorradverkehr zulassen. Dann gilt aber eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Auf Radfahrer muss besondere Rücksicht genommen werden. Nebeneinander zu radeln ist ausdrücklich erlaubt.
Fahrradwege entlang der Straße kosten Stellflächen
Außerdem haben die Gutachter ausgelotet, wie der Radverkehr auf normalen Straßen sicherer gemacht werden könnte. Aus ihrer Sicht gibt es im Lauenburger Stadtgebiet einige Möglichkeiten, einen Radweg ohne große bauliche Maßnahmen einzurichten. Möglich wäre das zum Beispiel auf dem Büchener Weg, vom Schmiedeweg bis zur Berliner Straße.
Derzeit gibt es dort auf der rechten Seite einen Gehweg mit einer Breite von 2,80 Meter und einen zwei Meter breiten Randstreifen, der derzeit als Parkfläche genutzt wird. Nach den Vorstellungen der Gutachter könnte dieser Randstreifen in Richtung Gehweg um 50 Zentimeter verbreitert und künftig als Radweg ausgewiesen werden.
An der Ampel vor der Auffahrt auf die Berliner Straße könnte ein sogenannter aufgeweiteter Aufstellstreifen für Radfahrer (ARAS) unter anderem dafür sorgen, dass Autofahrer die Radfahrer besser im Blick haben. Diese Variante hätte nur einen Haken: Die Stellflächen entlang der Straße würden wegfallen. Doch es gibt an dieser Stelle einen Hinweis der Gutachter, dass diese Vorschläge lediglich als Diskussionsgrundlage dienen.
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So soll die Altstadt fahrradfreundlicher werden
Aber die Experten in Sachen Radverkehr haben nicht nur die größeren Lösungen im Blick. Mit wachem Auge haben sie sich unter anderem die Bedingungen an den touristisch wichtigen Fernradwegen angeschaut. Auch da gibt es aus ihrer Sicht im Lauenburger Umfeld einiges zu verbessern: So gibt es zum Beispiel am Elberadweg und am Iron Curtain Trail fehlende oder falsch platzierte Schilder.
Die bei Touristen beliebte Altstadt könnte aus ihrer Sicht auch fahrradfreundlicher werden. Ihr Vorschlag könnte übrigens auch Menschen mit Gehbehinderung und Rollstuhlfahrern zugutekommen: das Kopfsteinpflaster rechts und links jeweils in einer Breite von einem Meter abschleifen. Die Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energiewende und Digitalisierung am Montag, 20. November, beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29.