Börnsen. Der Verein feiert seinen 75. Geburtstag mit einer großen Party. Mit dabei: die Fußball-Urgesteine Peter Albers und Lutz Maschuw.

Äußerlich sieht das Albers Eck schon ganz schmuck aus, mit dem neuen, blau-weiß-roten Anstrich samt dem dazugehörigen Schriftzug. Bis das Albers Eck aber das erste Mal öffnet, wird es noch ein paar Tage dauern. Innen sind noch ein paar Arbeiten zu erledigen. Wohlgemerkt: Die Rede ist nicht von der Kult-Kneipe auf dem Hamburger Kiez, sondern vom neuen Kassenhäuschen des SV Börnsen. Benannt ist es nach Peter Albers, einem Urgestein des Vereins aus dem Amt Hohe Elbgeest.

Mindestens seit 20 Jahren – so genau weiß er das selbst nicht mehr genau – kassiert Albers bei den Heimspielen seines SVB die Eintrittsgelder. Es ist eines von unzähligen Ämtern, die der 72-Jährige bereits bekleidet hat. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum des SV Börnsen ist Peter Albers für 70-jährige Vereinstreue ausgezeichnet worden. Die große Jubiläumsparty steigt am Sonnabend, 28. Oktober, in der Turnhalle Hamfelderedder. Einlass ist aus gegebenem Anlass um 19.48 Uhr.

75 Jahre SV Börnsen: Wo die Kleinsten die Größten sind

Denn im Jahr 1948 wurde der SV Börnsen aus der Taufe gehoben. Peter Albers und Lutz Maschuw, der sogar schon seit 73 Jahren dabei ist, stehen dabei wie keine anderen für den Club. Sie haben alle Aufs und Abs in der 75-jährigen Geschichte miterlebt. Etwa den Umzug vom alten Platz an der Eisenbahnstrecke (heute Elektro Montage Nord) an die Hamfield Road, wie der Verein seine Spielstätte liebevoll nennt. Es ist eine Anspielung auf die legendäre Anfield Road des FC Liverpool.

SV Börnsen
Die Aufstiegsmannschaft des SV Börnsen in die Verbandsliga Hamburg in der Saison 1984/85. © SV Börnsen | SV Börnsen

„Auf dem Platz hinter den Bahngleisen mussten wir morgens immer noch die Kuhfladen aufsammeln, um spielen zu können“, erinnert sich Maschuw. Später wurde es zunächst nicht besser. „Der Sandplatz ein Stück weiter hatte zwischen den Toren einen Höhenunterschied von 30 Zentimetern“, so Maschuw weiter. 1960 erfolgte der Umzug auf den heutigen Rasenplatz.

Im DFB-Pokal gegen Waldhof Mannheim

Nur zwei Jahre später war der Fortbestand des SVB ernsthaft in Gefahr. In letzter Minute erklärten sich 25 Fußballer bereit, weiter das Trikot zu tragen. Alle anderen hatten den Verein verlassen. Der Fußball war schon immer die tragende Säule im Verein. Es gab ab 1950 zwar auch Sparten für Leichtathletik, Tischtennis, Turnen und Damen-Feldhandball, die jedoch alle nicht lange überdauerten. Dazu kam von 1986 bis 1998 Tennis. Einzig die Damengymnastikriege aus den Gründerjahren existiert nach wie vor. Insgesamt zählt der Verein rund 350 Mitglieder.

SV Börnsen
Der Börnsener Ehrenvorsitzende Hans Jürgen „Hansi“ Dittlof als aktiver Fußballer. © SV Börnsen | SV Börnsen

Ab den 1970er-Jahren begann die rund zwei Jahrzehnte während goldene Ära mit 20 Titeln und 13 Aufstiegen. In diese Zeit fiel auch das Erstrundenspiel im DFB-Pokal beim damaligen Zweitligisten Waldhof Mannheim. Das unterklassige Team, Börnsen war damals in der 5. Liga, hatte noch nicht automatisch Heimrecht und wurde von 70 Fans begleitet. Darunter auch Bürgermeister Horst Marquardt. Sie sahen bei der 0:5-Niederlage einen herausragenden SVB-Torwart „Aki“ Wunder. Börnsens Trainer Gerd Radzuweit lies auf der Pressekonferenz seinem Gegenüber Slobodan Cendic die Leviten: „Ihre Mannschaft hat enttäuscht. Beim Meisterschaftsspiel gegen 1860 München am Mittwoch müssen ihre Jungs mehr bringen.“

Die 1. Vorsitzenden des SV Börnsen

Richard Tiedemann (1948-1951), Heinz Nohren (1952-1961), Friedheim Flinthe (1962-1964), Heinz Nohren (1965/66), Gerhard Raabe (1967-1970), Rudolf Collier (1971/72), Hans Jürgen „Hansi“ Dittloff (1973-1980), Gerhard König (1981-1986), Raimund Osternack (1987/88), Heino Burmester (1989-2006), Georg Buch (2006-2013), Torben Meyer (seit 2013)

Der SV Börnsen stieg derweil am Ende dieser Saison erstmals in die höchste Hamburger Spielklasse, damals die Verbandsliga, auf. Maßgeblich am sportlichen Aufschwung beteiligt war Manager Raimund Osternack, der später auch dem VfL Geesthacht zu Höhenflügen verhalf. In den Nuller-Jahren galt der SV Börnsen als unabsteigbarer Dauergast in der eine Klasse tieferen Landesliga und erreichte 2000 noch einmal das Hamburger Pokalfinale vor 1200 Zuschauern gegen die TuS Dassendorf (Endstand 1:5).

Die größten Heimspiel-Kulissen gab es 1979/80 gegen den ASV Bergedorf 85 (2500) sowie in der zweiten Runde des Hamburger Pokals gegen den damals in der drittklassigen Regionalliga kickenden FC St. Pauli. 1600 Zuschauer waren beim 0:9 gegen die von Holger Stanislawski trainierten St. Paulianer dabei.

Die Kleinsten sind die Größten: Peter Albers und Lutz Maschuw

Heute ist die Bezirksliga (7. Liga) Heimat der 1. Börnsener Herrenmannschaft, die Trainingsbedinungen haben sich durch den 2022 eingeweihten Kunstrasenplatz neben dem Rasen merklich verbessert. Bei mehr als einer knapp dreistellige Zahl an Zuschauern muss Peter Albers in der Regel trotzdem nicht kassieren. Vielleicht werden es am Sonnabend, 28. Oktober, ja ein paar mehr, wenn vor der Jubiläumsparty nacheinander die 2. Herren (12.45 Uhr gegen Lauenburger SV), die „Erste“ (15 Uhr, SVNA) und die „Dritte“ (17.15 Uhr, ETSV Hamburg IV) antreten.

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Doch auch im sportlichen Alltag braucht ein Verein Menschen, die für ihn leben. „Vereinsleben ohne Ehrenamtliche hat keine Zukunft“, sagt Albers, der in 70 Jahren viele Ämter bekleidet hat: Jugendwart, Schriftführer, Schiedsrichter, Betreuer verschiedener Mannschaften. Aktuell kümmert er sich außer ums Kassieren noch um die Betreuung der Unparteiischen. „Wenn die nicht gut behandelt werden, wirft das ein schlechtes Licht auf den ganzen Verein“, lautet sein Credo.

Der 84-jährige Lutz Maschuw aus Geesthacht schaut beinahe täglich am Hamfelderedder nach dem Rechten. Auch er hat diverse Ämter in der Jugendabteilung bekleidet und war trotz seiner geringen Körperlänge von nur 1,48 Meter ein torgefährlicher Börnsener Stürmer, der sogar in einem Testspiel gegen Uwe Seelers HSV ein Tor erzielte. Später war er dann der wohl kleinste Torwarttrainer Deutschlands. Übrigens: Auch Peter Albers ist „nur“ 1,65 Meter groß – doch beim SV Börnsen sind die beiden die Größten.