Börnsen. 31 und 34 Zentimeter beträgt Lutz Maschuws Größenunterschied zu den beiden Torhütern des SV Börnsen – dabei sind diese nicht mal Riesen ihrer Zunft.

Marc Brockmöller wartete und wartete. Als junger Schlussmann hatten ihn die Fußballer des SV Börnsen zum Probetraining eingeladen, und nun stand er bereits seit zehn Minuten verloren neben dem Platz am Hamfelderedder.

„Wo ist denn nun der Torwart-Trainer?“

„Wo ist denn nun der Torwart-Trainer?“, rief Brockmöller, die Geduld verlierend, über den Platz. Da hob neben ihm ein kleiner Mann den Arm, der bereits die ganze Zeit dort gestanden hatte. „So habe ich Lutz kennengelernt“, erinnert sich „Brocki“ an jenen Moment vor zwölf Jahren zurück.

Lutz heißt mit Nachnamen Maschuw und ist wohl der kleinste Torwarttrainer Deutschlands. In seinem Pass sind 1,48 Meter eingetragen. „Ich runde aber auf 1,50 Meter auf“, sagte der Escheburger schmunzelnd. Eine Fehlfunktion der Hirn-Anhangdrüse, die nicht genügend Wachstumshormone produzierte, ist für den geringen Körperwuchs verantwortlich.

Als das festgestellt wird, ist Lutz Maschuw 16 Jahre alt, aber lediglich 1,24 Meter groß. „Hunderte Spritzen in den Po haben zu meiner heutigen Größe geführt“, erzählt der selbstständige Kaufmann im Ruhestand freimütig.

Mit seinem Körper hatte er nie ein Problem. „Auch in der Schule gab’s keine. Vielleicht weil ich sehr flink war“, sagt der 1939 im ostpreußischen Königsberg (heute Kaliningrad) geborene Maschuw.

Früher Stürmer oder Mittelfeldspieler

1950 trat er in den SV Börnsen ein. Mit 37 Jahren spielte er noch in der 1. Herren. „Als Stürmer oder im Mittelfeld. Gegen die langen Kerls musste ich mich immer mit Kondition und Technik durchsetzen“, erinnert er sich. In der Meister-Saison 1967/68 steuerte er sieben Tore bei („Die anderen habe ich nicht gezählt“).

Um seine feine Technik weiß auch Börnsens langjähriger Abwehrrecke Martin Stern. „Wenn er sich den Ball auf den Elfmeterpunkt legt, macht er abgezählte Schritte wie Cristiano Ronaldo und schießt auf Ansage in den Winkel“, sagt Stern. „Es sind sechs kleine Laufschritte“, betont Maschuw.

Selbst nie Torwart gewesen

Nach der aktiven Laufbahn engagierte sich der Escheburger im SVB-Vorstand, war Schriftführer, Kassenwart und viele Jahre Jugendleiter. Rund 30 Jahre trainierte Maschuw unzählige Generationen von Börnsener Nachwuchskickern. „Lutz lebt für den Verein“, betont der ehemalige Torwart Norbert Lilienthal. Und als der ehemalige Coach Klaus „Buffy“ Muruszach einen Torwart-Trainer suchte, fiel die Wahl auf Maschuw – obwohl der nie im Tor gestanden hatte.

Trotz seiner inzwischen 77 Jahre, die ihn nicht nur zum kleinsten, sondern wohl auch einem der ältesten Torwarttrainer Deutschlands machen, sind seine Methoden auf dem neusten Stand. Und fit ist der ehemalige Turner auch. Wie er Brockmöller, der heute als 31-Jähriger wieder in Börnsen spielt, zielgenaue Dropkicks um die Ohren schießt oder wieselflink Bälle zum Fangen zuwirft – davon können sich viele Jüngere eine Scheibe abschneiden.

„Die Arme sind etwas verkalkt. Aber Beine und Füße funktionieren noch ganz gut“, sagt er. Und heute ist es Maschuw, der auf Brockmöller warten muss. Wenn der nach einer Übung mal wieder eine Pause braucht.