Schwarzenbek. Lange Wartezeiten für Geflüchtete und Migranten behindern den Weg in einen Job. VHS bieten selbst organisierte Kurse – mit Erfolg.
Die gestiegene Zahl an Flüchtlingen und Migranten macht eine Lücke immer deutlicher, die sich seit Jahren auftut: Wer nach Deutschland kommt und voraussichtlich bleiben darf, soll möglichst schnell integriert werden. Dafür sind Sprachkenntnisse unverzichtbar, um im Alltag bestehen zu können.
Etwa um manche Besorgungen selbst erledigen zu können, zumindest ansatzweise zu verstehen, wer in Deutschland wofür zuständige ist oder einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden. Die Wartezeiten auf Integrations- wie Sprachkurse stehen dem entgegen. Im Kreis Herzogtum Lauenburg unterstützen und ergänzen die örtlichen Volkshochschulen das dünne Integrationsangebot.
VHS machen Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt
In seiner nächsten Sitzung am 2. November nimmt sich der Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss des Kreises der Rolle der Volkshochschulen im Herzogtum an. Die öffentliche Sitzung beginnt um 17.30 Uhr in Schwarzenbek in den Räumen der Brücke Schleswig-Holstein gGmbH (Grabauer Straße 27a). Obwohl neun von zehn VHS allein ehrenamtlich geführt sind, ist es ihnen allein 2022 gelungen, die Integrationsangebote durch 13 eigene Maßnahmen zu ergänzen.
Dazu zählen für die Teilnehmer kostenlose Sprachkurse verschiedenster Art: etwa „Erstorientierung für Zugewanderte“ der VHS Geesthacht oder ABC-Kurse für Asylbewerber ohne Deutschkenntnisse an der VHS Aumühle-Wohltorf. Dazu haben die in großer Mehrzahl rein ehrenamtlich geführten Volkshochschulen auch Angebote mit dem Ziel einer sprachlichen Qualifikation organisiert, etwa in Ratzeburg und an der Volkshochschule Sandesneben-Nusse.
Volkshochschulen punkten mit speziellen Angeboten
Die Schwarzenbeker VHS wiederum hat mit einem speziellen Angbot eine Lücke geschlossen. Ihr Prüfungstraining richtete sich an Teilnehmer von Orientierungskursen, deren Prüfungstermine verschoben worden waren. Mit Erfolg: 20 von 28 Ansolventen bestanden die Prüfung.
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Rap-Workshops und Fahrradkurse für Frauen
Die VHS machen seit 2017 auch Angebote mit Blick auf bestimmte Zielgruppen und besondere Integrationschancen. „Alltag in Deutschland und Bürgerrechte“ zählen ebenso dazu wie „Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt“, „interkulturelle Rap-Workshops für Jugendliche“ und Kinderturnen samt der Möglichkeit für Eltern, sich auszutauschen, wie auch Fahrradkurse speziell für Migrantinnen.
In vielen islamischen Ländern gelten Frauen auf Fahrrädern als verpönt, in Deutschland ist das Beherrschen eines Rades dagegen eine gute Chance, sich Mobilität und Teilhabe zu sichern.
Kreis schießt bis zu 1500 Euro je Maßnahme zu
Mit maximal 1500 Euro je Maßnahme im Jahr fördert der Kreis Herzogtum Lauenburg die Angebote der einzelnen Volkshochschulen. Das ist gut investiertes Geld, ist Koordinator Evgenij Seiler überzeugt. Damit werde zugleich die wichtige Zusammenarbeit derjenigen gestärkt, „die mit der Integration und Teilhabe von Zugewanderten zu tun haben“. Für die Finanzierung stehen jedes Jahr jedoch nur maximal 15 000 Euro zur Verfügung.