Geesthacht. Abschlussangeln der Geesthachter Sportangler war erfolgreich. Eine Beobachtung fanden auch erfahrene Angler höchst ungewöhnlich.

Geesthacht. „Wir haben gesunde Fische und eine super Wasserqualität“, sagt Sportwart Axel Funke von den Geesthachter Sportanglern. Diesen Rückschluss über die heimische Elbe lässt das Fangergebnis der Angel-Großveranstaltung am Tag der Deutschen Einheit zu. Aber trotzdem gibt es Grund zur Sorge.

Aber der Reihe nach: Das Uferrevier vom Ruderclub Geesthacht an der Elbuferstraße bis zum Schiffsanleger am Roten Platz der Elbhalbinsel ist fest in Händen der Sportangler Geesthacht. Der 1929 gegründete Verein hat den Streifen seit Jahrzehnten gepachtet. Wer dort angeln möchte, muss sich eine Karte beim Verein besorgen.

Sportangler Geesthacht: Waldmeister im Wasser lockt Fische an den Haken

Traditionell werden zum Saisonende befreundete Angelvereine aus ganz Deutschland zum Vergleichsangeln eingeladen. Die Gastangler kamen auch in diesem Jahr aus den unterschiedlichsten Regionen, so wie beispielsweise aus Wolfsburg, Oldenburg in Niedersachsen, sogar aus dem Oberharz waren einige angereist.

So kamen 46 Sportangler zusammen, die vom Anleger der Stadtbarkasse Piep bis hin zum Ufer vor der Gaststätte Pier 3 sowie auf der Hafenseite zum Roten Platz hin auf Fisch aus waren. 137,7 Kilo Fisch wurden aus dem Wasser gezogen. Dass der Fang insgesamt so groß war, obwohl wegen des stürmischen Wetters kein ideales Angelwetter herrschte, ist ein guter Indikator für die Wasserqualität und den gesunden Fischbestand im Revier.

Die Brasse ist ins Revier zurückgekehrt

80 Kilo am Fang machten die Brassen aus, ein beliebter Speisefisch. Die Sportangler freuen sich über deren hohen Bestand, bestätigt er doch einen Aufwärtstrend. Noch vor wenigen Jahren gab es große Sorge um diese Fischart, von 2018 bis 2020 gab es so gut wie keine Brassen im Revier. Aber schon beim Vergleichsangeln 2021 wurde festgestellt, dass die Brasse allmählich zurückgefunden hatte in die Elbe vor Geesthacht.

Und die Angler haben auch festgestellt, dass einige Brassen zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Laichausschlag haben. „Das ist ungewöhnlich, gewöhnlich laicht die Brasse nur einmal im Jahr“, sagt Sportwart Axel Funke. „Wenn die Brassen jetzt demnächst schlüpfen, werden sie es aber schwer haben, zu überleben“, schätzt der Sportwart.

Unter den Kiemen zeigt der Fisch, ob er gesund ist

Ryan Mütterlein (14) fing eine beachtliche Menge Schwarzmeergrundeln. Da diese Fischart invasiv und nicht heimisch ist, wurden die Exemplare nicht ins Wasser zurückgesetzt.
Ryan Mütterlein (14) fing eine beachtliche Menge Schwarzmeergrundeln. Da diese Fischart invasiv und nicht heimisch ist, wurden die Exemplare nicht ins Wasser zurückgesetzt. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Die wenigsten Flossentiere landeten übrigens an diesem Tag auf dem Teller. Ziel war es vielmehr, den Zustand der Fische zu überprüfen. Deswegen wurde auch nur mit winzigen, nur wenige Millimeter großen Haken geangelt.

Die gefangenen Fische kamen zunächst in röhrenförmige Setzkescher. Dort wurden sie lebend gehältert, um sie dann zu wiegen. Die Angler schauten unter anderem die Kiemen an, da man dort besonders gut erkennen kann, ob ein Fisch gesund ist. Anschließend wurden sie wieder frei gelassen.

Ein Laichräuber macht sich breit in der Region

Nun die schlechten Nachrichten: Unter anderem wurden auch einige Schwarzmeergrundeln gefangen. Da diese invasive Art, wie der Name es andeutet, nicht in heimische Gewässer gehören, wurde dieser Brack- und Süßwasserfisch nicht in die Elbe zurückgesetzt.

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Die Schwarzmeergrundeln sind Laichräuber, sie wurden, wie auch die Wollhandkrabben, als blinde Passagiere durch die Schifffahrt eingeschleppt. Ihr natürlicher Lebensraum sind das Schwarze Meer und das Kaspische Meer. Erst 1990 wurden die ersten Schwarzmeergrundeln in der Ostsee südöstlich von Rügen nachgewiesen. Mittlerweile sind sie in unserer Region angekommen. Im Hafenbecken und im weiteren Revier finden sich außerdem Zander, Karpfen, Aale, Rotaugen. Aber auch die Grundel und der Döbel sind dort heimisch.

Fische können gut riechen – Sportangler setzen Aromen ein

Da Fische ausgesprochen gut riechen und offensichtlich Leckermäuler sind, angeln einige der Sportfischer mit Aromen. Axel Funke zum Beispiel hat in seinem Angelkoffer ein spezielles Waldmeisterpulver, reines Knoblauchöl oder aber auch Pulver, die nach Cheesecake oder Cappuccino riechen. Welche Fischart eher Cappuccino oder Waldmeister bevorzugt, das hat der Sportwart aber noch nicht genau ausgetestet.

Rund 240 Mitglieder zählt der Verein. Einen deutlichen Aufschwung brachte die Corona-Zeit. Jüngster im Verein ist der 14-jährige Geesthachter Ryan Mütterlein. Der Schüler, der das Gymnasium in Wentorf besucht, liebt die ruhige Atmosphäre beim Angeln. „Außerdem verbringe ich dabei viel Zeit mit meinem Opa“, sagt Ryan, der neben der Angelei Football liebt und bei den Schwarzenbek Wolves spielt.