Geesthacht. Ein Haltegriff und ein Trittstein steigern nun die Erreichbarkeit. Laut altem Brauch gibt es an Ostern heilsames Wasser.
Wenn am Ostermorgen vor Sonnenaufgang junge Mädchen an der Osterquelle in Geesthacht am Fuße des Katzberges in Geesthacht Wasser schöpfen, werden diesem heilende Kräfte nachgesagt. Das funktioniert nach dem alten Brauch aber nur, wenn die Mädchen dabei schweigen, ansonsten verwandelt sich das heilsame Nass in wertloses „Babbelwasser“.
Heilsames Wasser schöpfen – so steht es auch an der roten Info-Tafel direkt neben der Quelle – war früher im Herzogtum Lauenburg weit verbreitet. Der einzige Ort, der die Zeit überdauert hat, ist aber eben diese Osterquelle. Sie liegt an der Elbuferstraße rund 100 Meter westlich vom Kanuclub zwischen den Eisenbahnschienen und dem Geesthang.
Osterquelle: In Geesthacht gibt es heilsames Wasser
Die Stadtverwaltung ist dabei, die Umgebung und Zuwegung des Areals für 55.000 Euro umzugestalten. Davon schießt die Aktivregion Sachsenwald 23.100 Euro zu. Diese Arbeiten sind bis Ostern weitestgehend abgeschlossen. Dabei soll, laut der Beschluss der Zustand aus den 1940er-Jahren wieder hergestellt werden. Konkret wurden, wie berichtet, die alten, extrem rutschigen Holzdielen an der Quelle durch einen Schotterweg ersetzt.
Umgestaltung war im Umweltausschuss beschlossen worden
Zuletzt wurde noch ein Niedergang zum Ausfluss errichtet, der das Schöpfen erleichtern soll. Wird es aber mitnichten, findet zumindest Volker Hinsch. In einem Rundumschlag holt der Geesthachter gegen den CDU-Ratsherren Björn Reuter und die Verwaltung aus. Hintergrund: Im Umweltausschuss war die Umgestaltung beschlossen worden. Dessen Vorsitzender ist Reuter. Auch unsere Redaktion bekam wegen angeblich falscher Berichterstattung ihr Fett weg.
Für ältere Menschen sei der Ausfluss schlecht, für Menschen mit Gehbehinderung oder Rollator gar nicht erreichbar, sagt Hinsch. Man müsse schon mit einem Fuß in den Matsch treten, um mit einem Behältnis den Wasserstrahl zu erreichen. Ob denn ältere Mitbürger dort nicht erwünscht seien, wollte Hinsch wissen, der eine „bequeme“ Erreichbarkeit für Jedermann fordert.
Der matschige Auslauf darf nicht mit Feldsteinen eingefasst werden
Fakt ist, unsere Redaktion hat nach dem Erstellen des Niedergangs das Schöpfen getestet und festgestellt, dass man tatsächlich in die Hocke gehen und den Arm weit vorbeugen muss, um an die Quelle zu gelangen.
„Es gibt Vorschläge, das Schöpfen mit einem Haltegriff und einem Trittstein im Auslauf zu erleichtern. Das wird die Verwaltung so umsetzen“, sagt Björn Reuter. Der matschige Auslauf darf dagegen wegen Auflagen der unteren Naturschutzbehörde nicht mit Feldsteinen eingefasst werden.
Behindertengerechter Erreichbarkeit wird Absage erteilt
Aber: „Vor Ostern wird die Anlage nicht mehr angefasst“, betont Verwaltungssprecher Torben Heuer. Der Einbau einer neuen Drainage ist nach Aussagen der ausführenden Baufirma bei dieser Witterungslage gar nicht möglich. Darüber hinaus sollen noch weitere Sitzmöglichkeiten geschaffen werden. Für die Beseitigung beschädigter Zaunelemente ist die Vamed-Klinik in Edmundsthal verantwortlich.
Hinschs Forderung nach einer behindertengerechten Erreichbarkeit erteilt Björn Reuter eine Absage: allein schon wegen der Lage zwischen Geesthang und Eisenbahnschienen. „Für 55.000 Euro ist das gar nicht umsetzbar. Ich bezweifle auch, dass es in der 1940er-Jahren behindertengerecht war“, so Reuter.
Zu Ostern kann die Quelle wieder besucht werden
Zu Ostern darf die Osterquelle – auch wenn sie noch nicht ganz fertig ist – trotzdem wieder besucht werden. Die Verwaltung weist aber darauf hin, dass es sich nicht um Trinkwasser handelt.
Volker Hinsch, der bereits als Junge mit seinen Eltern zu Ostern Wasser schöpfte, will diesmal für ein kleines Sektfrühstück dort sein. Wenn er dabei heilsames Wasser schöpfen möchte, sollte er jedoch besser nicht alleine kommen. Denn dafür wird ein junges, schweigendes Mädchen benötigt – zumindest dem Brauch nach.