Büchen. Michael Munteanu ist Veranstaltungsmanager und Clubbetreiber. Jetzt will der Selfmademan den Chefsessel der Gemeinde erringen.

Es sind mindestens zwei Bewerber, die in Büchen um den Bürgermeisterposten konkurrieren. Neben Anne-Marie Hovingh aus Hamburg bewirbt sich auch Michael Munteanu um den Chefsessel der 6500-Einwohner-Gemeinde. Beide sind fast gleich jung, 35 beziehungsweise 37 Jahre. Und beide haben bislang keine Führungserfahrung in kommunalen Verwaltungen. Ansonsten trennen die Sozialdemokratin und den parteilosen Wahl-Büchener jedoch Welten.

Tausendsassa kandidiert für Bürgermeisterposten

Anne-Marie Hovingh, Lehrerin in der Erwachsenenbildung, muss sich Büchen zunächst erarbeiten. Sie will Klinken putzen gehen, um mit den Menschen in Kontakt zu treten und bekannt zu werden. Kommunalpolitische Erfahrungen hat sie in der Bezirksversammlung von Altona gesammelt. Am 14. Mai ist sie Gegenkandidatin von Michael Munteanu. Er ist in Büchen zu Hause. Und fast so bekannt, wie der sprichwörtliche bunte Hund.

Dabei ist Munteanu kein geborener Büchener. Er stammt aus Rumänien und kam als Neunjähriger 1994 mit seinen Eltern als Spätaussiedler nach Deutschland. Bis zu seinem dritten Lebensjahr sprach er nur Deutsch im Dialekt der Banater Schwaben, wie die Bevölkerungsgruppe in Südosteuropa genannt wird. „Im Kindergarten durfte dann nur Rumänisch gesprochen werden. Mit neun Jahren habe ich dann wieder angefangen, Deutsch zu lernen.“

Aus Rumänien in das Herzogtum

Er hat seinen Weg in der neuen Heimat gemacht. Nach der Schule verpflichtete sich Munteanu bei der Bundeswehr, absolvierte dort zunächst eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Lange Zeit als Rechnungsführer in einem Luftwaffenverband tätig, erkannte er, dass Zahlen und Organisation sein Ding sind.

Nachdem er in der Truppe einige Jahre Verwaltungserfahrung gesammelt hatte, führte ihn sein weiterer Weg nach Hamburg, zur Führungsakademie der Bundeswehr, verbunden mit einem komplett neuen Aufgabenfeld. „Im Wesentlichen war ich für die Betreuung der Absolventen der Generalstabsausbildung zuständig.“

Rechnungsführer und Veranstaltungsmanager

In Othmarschen entdeckte er damals eine weitere Profession für sich. In seinen Aufgabenbereich fiel auch die Organisation von Veranstaltungen, Tagungen und Meetings. „Im Bereich Veranstaltungsmanagement habe ich dann meinen Bachelor gemacht.“ Nach zwölf Jahren verließ er als Hauptfeldwebel die Bundeswehr.

Inzwischen ist er Miteigentümer einer Reinigungsfirma, die an Standorten in Flensburg und Hannover tätig ist. Zudem engagiert er sich seit Jahren als Vorsitzender der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft in Hamburg und ist als vereidigter Dolmetscher im Einsatz wie auch als Prüfer der Industrie- und Handelskammer für angehende Veranstaltungskaufleute.

Ein Clubmanager mit vielen Talenten

Viele Büchener kennen ihn als den Mann, der seit Jahren den über die Grenzen der Gemeinde beliebten Weihnachtsmarkt organisiert wie auch das alljährliche Maibaumfest. Mit seiner Frau betreibt er zudem den Club M4 in Büchen, eine Veranstaltungslocation, die für viele Events gebucht wird und mit einem breiten Angebot lockt. Karaoke-Abende, Live-Konzerte, Tanztees und Bavaria-Feste zählen ebenso dazu wie Teenie- und Ü30-Discos, Faschings- und Halloween-Partys.

Als künftiger Bürgermeister von Büchen bliebe ihm dafür keine Zeit. „Dann werde ich die Geschäftsleitung abgeben.“ Auch privat herrscht keine Langeweile. Michael Munteanu ist frisch verheiratet und Vater einer vierjährigen Tochter. Noch bevor er in den Wahlkampf starten kann, steht ein weiteres wichtiges Ereignis an. „Meine Frau erwartet Ende Februar einen Sohn.“

Schnell hatte er die notwendigen Unterschriften zusammen

Weniger Stress hat ihm die Anforderung bereitet, 95 Unterschriften wahlberechtigter Büchener zu sammeln, um überhaupt als parteiunabhängiger Kandidat zugelassen zu werden. „Um Klinkenputzen oder Stimmensammeln auf der Straße bin ich herumgekommen“, bekennt er schmunzelnd. Er ist bestens vernetzt. Freunde und Bekannte haben die gut gefüllten Unterschriftenlisten an ihn zurückgegeben.

Politisch sieht sich Munteanu breit aufgestellt, die politischen Ränder allerdings seien im fremd. „Als Unternehmer kann ich Positionen von CDU und FDP nachvollziehen“, aber auch die der SPD seien ihm vertraut. „Das liegt auch an meiner Familie. Meine Vater hat im Gartenbau sein Geld verdient, meine Mutter als Verkäuferin.“

Für die Zukunft sei es wichtig, dass sich Büchen mit Augenmaß weiterentwickelt, moderner wird, ohne seinen Charme zu verlieren. Die Voraussetzungen dafür seien gut. „Mit viel Grün und unseren vielen örtlichen Gewerbebetrieben sind wir gut aufgestellt. Und die gute Verkehrsanbindung tut ihr übriges.“ he

Wahlziele

Die Verkehrswende mit Blick auf die örtlichen Gegebenheiten steuern, weitere unnötige Flächenversiegelung stoppen, zugleich die Gemeinde Büchen in der Energieversorgung unabhängiger machen, das sind Ziele, die Michael Munteanu als Bürgermeister ansteuern möchte. Er ist überzeugt, dass die Energiewende schneller gelingt, wenn sie auf eine breitere Basis gestellt wird.

Bürgergenossenschaften für die Energiewende

Können etwa über Bürgergenossenschaften viele Menschen eingebunden werden, können diese nicht nur mitbestimmen, sondern in Zukunft von weiteren Solarparks, Biogasanlagen und Co. auch finanziell profitieren. Es sei nichts von heute auf morgen zu realisieren, so Munteanu. „Doch wenn wir mit Blick auf Strom- und Wärmeversorgung unabhängiger werden wollen, können wir nicht warten.“

Mehr Solarstrom zu gewinnen, das funktioniere auch, ohne weitere Flächen zu versiegeln. Es gebe auf Gewerbehallen aber auch Gemeindedächern viele geeignete Flächen für weitere Photovoltaikanlagen.

Biogas kann Energieversorgung sichern

Eine größere Rolle soll aus seiner Sicht auch Biogas spielen. Als Energielieferant seien dafür keinesfalls Mais-Monokulturen notwendig. Viele Reste aus Wald- und Forstwirtschaft und auch Gülle, Mist und vieles mehr ließen sich nutzen. Profitieren könnten viele, so Munteanu: „Bauern und Waldbesitzer böte sich eine weitere Einnahmequelle, die Kunden erhalten versorgungssicher Gas und Strom aus der Region.“

Für die Verkehrswende fordert Munteanu, die örtlichen Gegebenheiten im Blick zu behalten. „Auf den Dörfern werden Privat-Pkw auch in Zukunft ihre Rolle spielen. Oder glaubt ernsthaft irgendjemand, dass wir in absehbarer Zeit den Busverkehr dort so ausbauen können, dass die Menschen vernünftig angeschlossen sind?“

Bei Verkehrswende Dörfer nicht vergessen

Den Radverkehr in Büchen sieht er gut aufgestellt, das sei einerseits ein Erfolg. „Jeden Nachmittag einen Verkehrsstau in einer 6500-Einwohner-Gemeinde zu haben, weil die Autos nicht mitgedacht werden, ist es nicht. Wir sind doch nicht Hamburg.“

Handlungsbedarf sieht er auch mit Blick auf die Kommunikation zwischen Politik und Gemeinde auf der einen Seite, den Bürgern auf der anderen. „Allein auf Schaukästen für Mitteilungen zu setzen, ist nicht mehr zeitgemäß. Wo heute doch auch die Mehrzahl der Senioren über ein Smartphone verfügt.“

„Schaukästen sind nicht mehr zeitgemäß“

Die Transparenz ließe sich schließlich auch dadurch verbessern, dass künftig Sitzungen politischer Gremien im Internet gestreamt werden. „Das funktioniert in den Niederlanden und selbst in der Ukraine. Warum soll das bei uns nicht gehen?“