Geesthacht. Experten sprechen bei Einwohnerversammlung zur Schienenanbindung. Was dem Projekt zurzeit noch im Weg steht.

Die Reaktivierung der Eisenbahnlinie von Geesthacht nach Bergedorf und Hamburg war am Mittwochabend Thema einer Bürgerversammlung in der größten Stadt des Kreises Herzogtum Lauenburg. Rund 100 Personen informierten sich im Kleinen Theater Schillerstraße (kTS) aus erster Hand über den Stand. Heraus kam: Das Projekt schreitet voran, allerdings langsam. Bis wieder regelmäßig Züge auf der Strecke fahren, werden noch Jahre vergehen.

Dabei machte Lukas Knipping, der beim Verkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) mit dem Projekt befasste Planer, den Anwesenden Hoffnung: „Die Ausgangslage war und ist vielversprechend.“

Bahnanschluss für Geesthacht: Klimaziele sprechen dafür

Seine Zuversicht stützt sich auf die Klimaziele, die Deutschland seiner Ansicht nur erreichen könne, wenn ÖPNV-Projekte fortan positiver bewertet würden. In diesem Zuge sei die Aussicht gut, großzügige Fördermittel vom Bund zu bekommen. Zudem ist Geesthacht mit seinen rund 33.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt in Schleswig-Holstein ohne Bahnanschluss.

Doch die Knackpunkte liegen, wie berichtet, im benachbarten Hamburg. Aus hanseatischer Sicht soll unbedingt der Bergedorfer Bahnhof angeschlossen werden. Das ginge nur entlang des Sander Damms, wo aber gar keine Schienen liegen – das bestehende Gleis führt von Bergedorf-Süd nach Nettelnburg. Das würde teuer.

Verwaltung der Hansestadt prüft aktuell Rahmenbedingungen

Zudem dürfte in Bergedorf auch die Überquerung einiger Bahnübergänge als problematisch betrachtet werden. Von der erschöpften Kapazität des Hauptbahnhofs ganz zu schweigen. „Wir hängen vom Wohl und Wehe Hamburgs ab“, weiß Knipping.

Etwa 100 Personen kamen zur Bürgerversammlung ins Kleine Theater Schillerstraße.
Etwa 100 Personen kamen zur Bürgerversammlung ins Kleine Theater Schillerstraße. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Die Hamburger Verwaltung prüft aktuell noch bis zum Jahresende die straßenrechtlichen und planerischen Rahmenbedingungen. Das hatte der Ausschuss für Zusammenarbeit der beiden Länder im Februar festgelegt. Danach könne mit der Vorplanung und Prüfung der Förderfähigkeit begonnen werden, so Knipping.

Positiv: Mit fast 50 Milliarden Euro wollen Bund, Bahn und die Länder bis 2030 doppelt so viele Fahrgäste wie heute befördern. „Deutschlandtakt“ heißt dieses Vorhaben, mit dem vorrangig die Magistralen, also die Hauptverkehrslinien einer Region gefördert werden sollen.

Staatssekretär habe explizit Geesthachter Strecke genannt

Doch nicht nur die, wie sich Oliver Brandt, Grüner Abgeordneter im Kieler Landtag aus Lütau, im kTS zu Wort meldete. „Bei der Regionalkonferenz vom Deutschlandtakt hat der Staatssekretär des Bundesverkehrsministers betont, dass es auch um die Verbindungen zu den Magistralen gehe. Dabei hat er explizit Geesthacht genannt“, sagte Brandt.

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Aus dem Plenum schalteten sich einige Geesthachter Lokalpolitiker von SPD und Grünen in die Diskussion ein, die allesamt für eine Bahnanbindung plädierten. Ein Bürger wollte wissen, welche Möglichkeiten Anwohner hätten, Einwände einzulegen, wenn es keine Planfeststellung gebe. Hintergrund: Bei einem bestehenden Gleis sei diese nach Ansicht einiger Experten nicht nötig. „Es wird eine Planfeststellung geben, weil wir Signalisierung und Bahnhöfe in Escheburg, Börnsen und am Ende der Autobahn bauen“, ist Knipping dagegen überzeugt.

Planung für Ortsumgehung: Bahnanschluss nicht berücksichtigt

Gerhard Boll (Grüne Geesthacht) regte an, mit einem neuen, leisen Elektrofahrzeug eine Probefahrt zu machen, um Ängste zu nehmen. Zugleich sensibilisierte er dafür, dass man endlich das große Ganze im Blick haben müsse. „Es kann nicht sein, dass der Landesbetrieb Verkehr die Ortsumgehung so plant, als ob es keine Aktivierung der Bahntrasse gibt“, sagte Boll. Knackpunkt ist die Größe der Brücke, die den Elbhang hinauf führt.

Und Petra Burmeister (SPD) wollte wissen, ob es nach der Hamburger Rahmenplanung wieder drei Jahre bis zum nächsten Schritt dauere. Hintergrund: 2019 war eine Machbarkeitsstudie erschienen, die dem Projekt gute Chance einräumt.

Bürgermeister Olaf Schulze kündigte derweil an, Claus Ruhe Madsen, den neuen parteilosen Wirtschaftsminister Schleswig-Holsteins, einzuladen, damit dieser sich vor Ort ein Bild machen kann. „Man muss gucken, wo wir herkommen. 2017 hat Bernd Buchholz (Madsens Vorgänger, FDP, die Red.) hier gesagt, dass die Geesthachter Bahn keinen Sinn mache. Wir sind also schon ein ganzes Stück vorangekommen“, so Schulze.

In einem zweiten Tagesordnungspunkt berichtete Olaf Schulze über die Geesthachter Pläne für den Fall eines Blackouts (flächendeckender Stromausfall)..