Tostedt. Von Zeit zu Zeit öffnen die Hardys die Pforte zu ihrem grünen Idyll – und verwöhnen die Gäste mit Roséwein und Quiche. Wann es wo losgeht.

  • Wer am Garten der Hardys in Tostedt vorbeikommt, möchte gern noch einmal Kind sein
  • So ein verwunschen-schöner Garten, kann man den nicht mal auf eigene Faust entdecken?
  • Oh ja, das geht: Weil die Eigentümer sich genau das wünschen – von kleinen und von großen Gästen

Zuerst hatten Horst Hardy und Gerda Lander-Hardy nur einen Garten. Einen großen Garten allerdings. Und einen Teich. Doch mit der Zeit erschufen sie auf 10.000 Quadratmetern bei Tostedt im Landkreis Harburg einen romantischen Parkgarten, der in ganz Norddeutschland seinesgleichen sucht. Wie kam es zu dieser Leidenschaft, woher diese Perfektion, die mittlerweile auch Besucher von weither beeindruckt?

Die Liebe zum Gärtnern liegt Gerda Lander-Hardy im Blut. Nein, ihr geht es nicht um den Anbau von Gemüse, den ihre aus Otter stammenden Großeltern betrieben hatten, als sie das große Grundstück 1954 erworben hatten.

Traumgarten in Tostedt: Wer ihn besuchen möchte, muss nicht mal Eintritt zahlen

Die gelernte Erzieherin beschäftigte sich intensiv damit, aus dem großen Areal unter Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten, wie dem hindurch fließenden Todtglüsinger Bach, den Naturteichen und dem Auwald mit Schwarzerlen, einen idyllischen Park zu gestalten. Bei der Umsetzung steht ihr Ehemann Horst mit Rat und Tat zur Seite.

Horst Hardy und Ehefrau Gerda Lander-Hardy genießen ihren Garten – aber nicht nur allein.
Horst Hardy und Ehefrau Gerda Lander-Hardy genießen ihren Garten – aber nicht nur allein. © HA | Marion Wenner

Einen Garten wollte der Krefelder eigentlich nie haben. „Ich wollte früher 60 Quadratmeter grün angestrichenen Beton mit aufgemalten Gänseblümchen“, bemerkt er schmunzelnd. Heute hört sich das ironisch an, doch braucht es nicht viel Fantasie, um sich das bei einem ehemaligen Kaufmann vorzustellen, der Mikrofilmsysteme vertrieb und in Steinbeck Computerkurse für Senioren angeboten hatte.

Teiche tragen auch heute noch viel zum unwiderstehlichen Charme des Gartens bei

Seine Gerda war da aus einem ganz anderen Holz. Vielleicht ist ihr das in die Wiege gelegt, denn schon der Opa hatte damit begonnen, das Grundstück aktiv umzugestalten. Konnte er das Feuchtbiotop im hinteren Teil nicht für den Gemüseanbau nutzen, so entschied er: „Ik glöw, ik mok dor Fischdieken.“

Mal eben den Bach umleiten, um Platz für den Teich zu schaffen: Kein Problem für Opa. Forellen wurden eingesetzt, später Karpfen. Und noch ein weiterer Teich wurde angelegt. „Darin hab ich Schwimmen gelernt und in eisigen Wintern mit den Nachbarskindern Schlittschuh gelaufen“, erinnert sich Enkelin Gerda.

Libellen fühlen sich hier genauso wohl wie Eisvögel, Wildgänse und Fledermäuse

Die Teiche tragen auch heute noch viel zum unwiderstehlichen Charme des Gartens bei. Libellen fühlen sich hier genau so wohl wie das brütende Eisvogelpärchen oder die Enten und Wildgänse, die zu Besuch kommen. Für den Hauhechel-Bläuling, eine Schmetterlingsart, haben die Hardys extra Hauhechel angepflanzt. Und sie freuen sich darüber, dass die vor einer selbst entworfenen Ruinenmauer wachsende Nachtviole mit ihrem Duft Nachtfalter anlockt, die wiederum bei den Fledermäusen begehrt sind.

Diese Mauer verzaubert den Betrachter durch ihren antiken Charme.
Diese Mauer verzaubert den Betrachter durch ihren antiken Charme. © HA | Marion Wenner

„Die alte Birke ist die Liebeslaube vom Specht“, verrät der 82-jährige Horst Hardy, worauf seine neun Jahre jüngere Frau ihn lächelnd korrigiert: „Heute heißt das Dating Portal!“ Den beiden liegt die Tierwelt sehr am Herzen.

Eigene Haustiere haben sie mittlerweile nicht mehr. Das war mal anders. Ein Hund, zwei Katzen und zwei flotte Laufenten gehörten genauso zur Familie wie 20 Großsittiche und 30 Hühner. Wo einst die Voliere mit den Vögeln stand, ist ein prächtiger Rosengarten angelegt worden.

Heimische Stauden mit langer Blühzeit sollen Biene & Co. attraktive Nahrung bieten

Und nachdem das letzte verbliebene Huhn an Altersschwäche gestorben war, stand fest: Das sonnige Terrain des Hühnergeheges soll zu einem Insektengarten werden. Heimische Stauden mit langer Blühzeit sollten Biene & Co. attraktive Nahrung bieten. Gesagt, geplant, getan. So läuft das bei dem umtriebigen Paar bis zum heutigen Tag. Fremde Hilfe nehmen sie selten in Anspruch, höchstens bei kräftemäßig schwer zu bewältigenden Aufgaben.

Nostalgische Laube mit Kirchenbank und Erinnerungen an frühere Zeiten.
Nostalgische Laube mit Kirchenbank und Erinnerungen an frühere Zeiten. © HA | Marion Wenner

Ausrangierte Dinge hingegen haben sie schon vielfach in den Garten oder in eine der idyllischen Lauben integriert, die zum Träumen und Verweilen einladen. So wurde der alte Schuppen von Gerdas Mutter von seiner Vorderwand befreit, mit historischen Familienfotos und Deko bestückt, die aus einer Haushaltsauflösung stammt. Und mit einer Kirchenbank aus der Tostedter Johanneskirche. „Im Gemeindeblatt stand, es sei eine Kirchenbank zu verschenken“, sagt Horst Hardy. Und die passte von den Maßen genau an die Rückwand der nostalgischen Laube.

Im Garten in Tostedt: Ein Pfeiler mit Hausnummer vom Hamburger Rathausmarkt

Viele der baulichen Objekte in Hardys Garten haben ihre eigene Geschichte, wie ein Pfeiler mit Hausnummer, der einst den Hamburger Rathausmarkt zierte. Oder vier italienische Säulen und eine Sandsteinsäule mit einer Büste des David, früher zu Hause im Hof des „Garden Hotels“ in Hamburg und dann ersteigert von dem Todtglüsinger Paar.

Die Hecke des hoch über dem Falkensteiner Ufer in Hamburg gelegenen Gartens hatte es Gerda Lander-Hardy angetan. Genau so eine Hecke sollte auch ihren Garten zieren. Durch den besonderen Schnitt mit den regelmäßigen Bögen entspricht die immergrüne Zypressen-Hecke nun ihren Wunschvorstellungen.

Gerda Lander-Hardy lädt ein zum Tag der offenen Gartenpforte. Diese hier wurde von ihr gezeichnet und von ihrem Mann gebaut.
Gerda Lander-Hardy lädt ein zum Tag der offenen Gartenpforte. Diese hier wurde von ihr gezeichnet und von ihrem Mann gebaut. © HA | Marion Wenner

Die beiden haben den riesigen Garten mit großem Fleiß und Know-How zu einem Paradies gemacht, in dem man die Seele baumeln lassen kann. Seit 2016 sind Besucher alljährlich herzlich willkommen bei der „Offenen Gartenpforte“.

Die Hardys empfangen Besucher diesmal am Wochenende des 8. und 9. Juni von 14 bis 20 Uhr in der Lohberger Straße 30 in Tostedt-Todtglüsingen mit einem Gläschen Rosé und selbst gemachter Bärlauch-Quiche mit dem angesagten Grün aus reichhaltiger eigener Ernte aus dem Waldbereich ihres Gartens.

Garten bei Tostedt: Atmosphäre wie in einem impressionistischen Gemälde

Das ist nicht die einzige Möglichkeit, sich den Garten anzusehen und die Atmosphäre zu genießen, die einem impressionistischen Gemälde entsprungen zu sein scheint. Seit 2020 ist der Garten auch beliebte Kulisse für Veranstaltungen des Vereins Töster Kultur, für Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen.

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An die hundert Gäste finden am Seepavillon Platz, von wo aus der Blick über die grün glitzernden Teiche schweift und über Skulpturen von Karsten Müller. „Unter dem Motto ,Poesie im Gartenparadies‘ wurde einmal der ,Erlkönig‘ im Erlenwald vorgelesen“, erinnert sich Gerda Lander-Hardy an eine besonders gelungene Veranstaltung.

Sie selbst sorgt dabei regelmäßig für die kulinarischen Genüsse, die für einen kleinen Spendenbeitrag erhältlich sind.

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Vom großen Gemüsegarten über die Erdbeerfelder und Tannenbaumplantage der Großeltern und Eltern bis hin zum Paradiesgarten für Kunst und Kultur: Eine so großartige Karriere haben sicher nur sehr wenige Gärten gemacht. „Urlaub brauchen wir nicht, der Garten ist unsere Ruheoase“ gesteht Gerda Lander-Hardy.

Ja, das Paar arbeitet nicht nur hart im Garten, es genießt ihn auch. „Wir hoffen noch auf ein paar gesunde Jahre“, sagt die passionierte Gärtnerin mit Melancholie in der Stimme. Den sieben Enkeln ist im „Enkelwald“ jeweils ein Baum gewidmet. Mit viel Glück kümmert sich später einer von ihnen vielleicht um das Paradies seiner Großeltern.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.hardysgarten.de