Altes Land. Sanierung der Kreisstraße 39 im Alten Land dauert bereits drei Jahre – und verzögert sich weiter. Was Airbus-Pendler nun fordern.
- Seit 2021 wird die Kreisstraße 39 vom Landkreis Stade saniert
- Betroffen ist der Abschnitt zwischen Kohlenhusen und der Hamburger Landesgrenze
- Obwohl die Strecke nur 6000 Meter lang ist, kommt es immer wieder zu Verzögerungen
Langsam verlieren die Pendler vom oder zum Alten Land die Geduld, wie die vielen hämischen Kommentare im Internet zur Sanierung der gesperrten Kreisstraße 39 belegen. Und nun gibt es erneut schlechte Nachrichten für die Autofahrer, die vom Alten Land nach Hamburg und insbesondere zum Airbus-Werk in Finkenwerder müssen und dafür seit Jahren lange Umwege in Kauf nehmen: Die Fertigstellung der wichtigen Pendlerstrecke verzögert sich bis zum Winter.
Airbus-Werk Finkenwerder: Wer mit dem Auto unterwegs ist, braucht gute Nerven
Wie der Landkreis Stade als Bauherr jetzt mitteilte, wird mittlerweile mit einer Fertigstellung der Straße nicht vor Ende November gerechnet. Eigentlich sollten die Sanierungsarbeiten im Juni abgeschlossen sein. Über der Baustelle hängt kein Segen: Bisher ist es noch in jedem Bauabschnitt zu unerwarteten Vorfällen und Verzögerungen gekommen.
Der Landkreis saniert die rund sechs Kilometer lange Straße zwischen Kohlenhusen und der Hamburger Landesgrenze bereits seit April 2021 – also seit nunmehr drei Jahren. Ziel ist vor allem die Verbesserung der Verkehrssicherheit. Ursprünglich war ein Bauende zum Jahreswechsel 2023/2024 angepeilt worden. Dann verschob sich die Fertigstellung aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Untergrund auf den Sommer 2024.
Lange Umwege für Airbus-Mitarbeiter und andere Pendler
Mit dem Beginn der in dieser Woche begonnenen Arbeiten im dritten Bauabschnitt musste der Landkreis nun eine weitere Verzögerung bis in den Herbst/Winter einräumen. Das alarmiert neben den Pendlern vor allem auch die Obstbauern, denn es bedeutet, dass die Sperrung der wichtigen Verbindung zwischen dem Alten Land und der Hansestadt Hamburg bereits zum zweiten Mal mitten in die Erntezeit fällt.
Sanierung der Pendlerstrecke kostet etwa 12 Millionen Euro
Anwohnern und Nutzern ist die jahrelange Sperrung der wenige Kilometer langen Straße kaum noch zu vermitteln. „Es ist eine Hauptpendlerstrecke“, sagt Landkreis-Sprecher Daniel Beneke. „Ich kann verstehen, dass die Leute mittlerweile gallig sind.“ Die Kosten für die Arbeiten an der rund 6000 Meter langen Sanierungsstrecke sind auf insgesamt rund 12 Millionen Euro veranschlagt. Die K39 wird im Normalfall im genannten Bereich täglich von rund 11.500 Fahrzeugen, darunter rund 600 Lkw, genutzt.
Im Moment laufen die Bauarbeiten im dritten und letzten Bauabschnitt von der Einfahrt nach Hahnöfersand bis zur Hamburger Landesgrenze. Derzeit wird die alte Fahrbahn gefräst und laut Landkreis fortlaufend eine neue Fahrbahn aufgebaut.
Obstbauern in Sorge: Sperrung der wichtigen Verbindung während der Erntezeit?
Außerdem werden Rinnenbordsteine gesetzt und der Regenwasserkanal im Bereich des späteren Trennstreifens zwischen Fahrbahn und Radweg gelegt. „Die Baustelle läuft und profitiert von der guten Wetterlage“, sagt Beneke. Die Bauphasen hätten aber teilweise unter anderem aufgrund geänderter Bauweisen - etwa mit zusätzlichen Geogittern zur Stabilisierung des problematischen Untergrunds im westlichen Bereich - angepasst werden müssen.
Auf die für die Obstbauern elementar wichtige Erntezeit will der Landkreis im weiteren Zeitplan auf jeden Fall Rücksicht nehmen, bestätigte Beneke dem Abendblatt: „Dazu wird es Ende Juni ein Abstimmungsgespräch mit den Obstbauern geben, welchen Zeitkorridor sie für die Ernte benötigen.“ Große Teile der Asphaltarbeiten sollen in die ersten beiden Augustwochen vorgezogen werden, um den Belangen der Obstbauern entgegen zu kommen, sagte der Landkreis-Sprecher.
Wer trägt die Schuld an den zeitlichen Verzögerungen?
Wem die einzelnen zeitlichen Verzögerungen letztlich anzulasten sind – dazu gebe es noch keine abschließende Beurteilung, so Beneke. „Es gibt sowohl Verzögerungen, die der Baufirma anzulasten sind, als auch Mehrleistungen, die der Auftragsnehmer zusätzlich zum ursprünglich beauftragten Leistungsumfang erbringen musste“, sagte der Landkreis-Sprecher.
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Im Subtext schwingen bei dieser Aussage allerdings Begriffe wie „Gewährleistung“ oder „Regressforderungen“ mit, denn auch beim Landkreis ist man natürlich unzufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Bauarbeiten auf der nur sechs Kilometer langen Strecke. „Im Rahmen einer Prüfung der einzelnen Sachverhalte wird als Ergebnis auch die Entscheidung über die Angemessenheit getroffen werden“, drückt es Beneke diplomatisch aus.
Airbus-Pendler fordern Maßnahmen, Bauarbeiter in Sorge um Sicherheit
Einige Airbus-Pendler fordern in den Sozialen Medien inzwischen lautstark die Öffnung der A26-Auffahrt Neu Wulmstorf von und nach Rübke und Neuenfelde – in der Hoffnung, dass dadurch zumindest einen Teil des Verkehrs von der überlasteten K39-Umleitung genommen werden würde. Auch für die zur Gemeinde Jork gehörenden Anwohner an der K39 ist die noch einmal verlängerte Sperrung wahrlich kein Spaß, ebenso wenig wie für die Bauarbeiter, die sich durch Autofahrer gefährdet sehen, die die gesperrte Strecke illegal befahren.
Im Sommer war dabei ein Straßenbauarbeiter angefahren worden. Er erlitt schwere Verletzungen: Der Bunte-Mitarbeiter zog sich bei dem Unfall mehrere Knochenbrüche zu und fiel für Wochen aus. Seither kontrolliert die Polizei den Abschnitt mehr oder weniger regelmäßig.