Landkreis Harburg. Vierhöfen ist nicht der einzige Brennpunkt. Auch an anderen abgelegenen Orten gibt es immer mehr Einbrüche. Ist eine Bande unterwegs?
Dutzende Polizisten, Hunde und schließlich ein Helikopter – die Nacht in Vierhöfen war alles andere als ruhig. Grund für das massive Aufgebot war eine groß angelegte Fahndung nach drei Einbrechern, die am Montag in ein Haus im Ortsteil Weddermöde eingedrungen waren. Den Beamten gelang es, einen 38 Jahre alten Tatverdächtigen aus Pinneberg festzunehmen. Seine beiden Komplizen konnten allerdings entkommen.
Eine Zeugin alarmierte am Abend die Polizei, nachdem sie ungewöhnliche Geräusche in ihrem Haus gehört hatte. Als die Frau nachschaute, begegnete sie den flüchtenden Einbrechern. Umgehend leiteten Polizeibeamte eine Fahndung ein, die sich über den gesamten Ortsteil erstreckte und bis in die Nacht dauerte. Der Tatort liegt in der Samtgemeinde Salzhausen im Landkreis Harburg.
Vierhöfen: Polizei stoppt auffälliges Fahrzeug mit drei Tatverdächtigen
Ein verdächtiges Fahrzeug, das in unmittelbarer Nähe gestoppt wurde, lieferte den Beamten schließlich einen ersten Erfolg. Während zwei Personen aus dem Fahrzeug flüchteten und im Schutz der Dunkelheit entkamen, blieb der 38-jährige Tatverdächtige zurück und konnte festgenommen werden.
Bereits am Montag vergangener Woche war im gleichen Gebäude ein weiterer Einbruch bemerkt worden, der sich im Verlauf des Wochenendes ereignet hatte. Ob eine Verbindung zwischen den beiden Taten besteht, wird derzeit untersucht. „Wer die beiden flüchtigen Personen sind, ist Gegenstand der weiteren Ermittlungen“, sagte ein Polizeisprecher. Ob die drei Männer bei ihrem Einbruch Beute machen konnten, ist bisher unklar.
Die Einbruchzahlen im Landkreis Harburg steigen wieder deutlich an
Die Einbruchzahlen im Landkreis Harburg steigen nach einem Dämpfer während der Corona-Pandemie wieder an. Zwar lagen sie mit 310 Taten im Kalenderjahr 2023 noch unterhalb des Mittelwerts der vergangenen Jahre. Es gab aber bereits 2023 einen Anstieg von 22 Prozent. Aufgeklärt wurden nur knapp 14 Prozent aller Einbrüche.
Auch in den etwas außerhalb gelegenen Ortsteilen von Hollenstedt und Neu Wulmstorf herrschte in den Monaten Januar und Februar 2024 Anspannung. Eine Einbruchserie verunsicherte die Anwohner. Die Einbrecher, deren Identität bislang nicht bekannt ist, schlugen mehr als ein Dutzend Mal in den ländlich gelegenen Ortschaften Eversen, Appel, Regesbostel und Elstorf-Bachheide zu.
Kittfalz-Stechen: eine bei Einbrechern aktuell beliebte Methode
Ein besonderes Merkmal dieser Einbruchsserie ist die Häufigkeit der Taten an einzelnen Abenden. In manchen Nächten brachen die Täter bis zu siebenmal hintereinander in verschiedene Wohnhäuser ein. „Aktuell gelangen die Täter vermehrt mit der Kittfalz-Stechen-Methode in die Häuser“, erklärte Polizeisprecher Jan Krüger.
Diese Methode beinhaltet das Durchbohren der Glasdichtung mit einem Werkzeug wie einem Schraubenzieher, um den Fenster- oder Terrassen-Türgriff zu erreichen. Ist das gelungen, können die Täter das Fenster oder die Tür einfach öffnen und ins Innere gelangen. Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, berichtet, dass die Nachbarschaft bereits eine Chat-Gruppe gegründet habe, um sich gegenseitig zu warnen.
Nachbarschaft gründet Chat-Gruppe, um sich gegenseitig zu warnen
Dunkle, schlecht einsehbare Grundstücke mit viel Geäst und Bäumen erschweren nach einem Einbruch die Suche der Polizei nach den Tätern. Polizeihubschrauber und Drohnen mit Wärmebildkameras unterstützen die Beamten deswegen vor Ort bei der Fahndung.
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Die Tätergruppierung scheint sich darauf spezialisiert zu haben, schnell viele Einbrüche hintereinander zu begehen, wobei sie es fast immer nur auf Bargeld abgesehen hat. In Neu Wulmstorf konnte ein Bewohner den Täter sogar überraschen. Dieser reagierte jedoch mit Gewalt, warf Dachziegel auf den Bewohner und konnte so entkommen.
Neu Wulmstorf: Auf frischer Tat ertappter Einbrecher reagiert mit Gewalt
„Man sollte sich den Tätern nicht in den Weg stellen, sondern sofort die Polizei anrufen“, sagt Polizeisprecher Krüger. Nachdem die Polizei ihre Streifenfahrten in Hollenstedt und Neu Wulmstorf erhöht hat, sind die Einbrüche zuletzt deutlich zurückgegangen. Ob die Täter von Vierhöfen zur gleichen Gruppe gehören, bleibt zunächst unklar.