Neu Wulmstorf. Jugendlicher aus Neu Wulmstorf hatte Tat im Freundeskreis angekündigt. Gymnasiasten verwundert, warum für sie Unterricht stattfindet.

Nach der Ankündigung eines Amoklaufs an einer Oberschule in Neu Wulmstorf südlich von Hamburg hat die Schulleitung den Unterricht für den heutigen Dienstag abgesagt.

Nach Angaben der Polizeiinspektion Harburg hatte die Schulleitung im Landkreis Harburg bereits am gestrigen Abend den Beamten gemeldet, dass ein Schüler im Freundeskreis einen Amoklauf an der Oberschule angekündigt habe. Noch am Abend wurden die Zeugen befragt und der jugendliche Beschuldigte aufgesucht.

Jugendlicher kündigt Amoklauf an: Polizei zeigt vor Ort verstärkt Präsenz

Aus den Befragungen und der Durchsuchung der Wohnung des Beschuldigten ergaben sich keine Hinweise
auf eine ernsthafte Bedrohungssituation. Gegen den Jugendlichen wurde ein Strafverfahren wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten eingeleitet.

Vor der Schule war am Dienstag gegen 9.30 Uhr keine Polizei mehr zu sehen. Laut eines Hausmeisters waren Beamte aber am früheren Morgen vor Ort. Auch die Schulleitung war anwesend, wollte sich zu den Geschehnissen auf Abendblatt-Nachfrage aber nicht äußern und verwies auf die Pressestelle der Polizei. Ansonsten war die Schule leer – im Gegensatz zum Gymnasium nebenan, wo der Betrieb normal lief.

Gymnasiasten nach Amoklauf-Ankündigung verwundert, dass für sie Unterricht stattfindet

Die von der Amokdrohung betroffene Oberschule befindet sich im selben Gebäudekomplex wie das Gymnasium Neu Wulmstorf. Die beiden Schulen nutzen unterschiedliche Eingänge. Um zum Beispiel zum Sportunterricht zu gelangen, müssen die Gymnasiasten aber die Oberschule passieren. Bei den anwesenden Gymnasiasten war die Amokdrohung Gesprächsthema Nummer Eins.

Während der Unterricht an der Oberschule am Dienstag ausfiel, fand er am benachbarten Gymnasium statt.
Während der Unterricht an der Oberschule am Dienstag ausfiel, fand er am benachbarten Gymnasium statt. © Hamburger Abendblatt | Sabine Lepél

Auf den Sportunterricht wartende Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums äußerten gegenüber dem Abendblatt Unverständnis darüber, dass die Oberschule für den Unterricht gesperrt wurde, sie aber nur wenige Meter trotz der Amokdrohung weiter ganz normal zur Schule gehen sollten. „Man hat uns heute Morgen gesagt, dass für uns keine Gefahr besteht“, sagte eine Gymnasiastin.

Landkreis Harburg: Schüler sorgen sich nach Amoklauf-Ankündigung um Nachahmer

Das sei merkwürdig: Entweder bestehe für alle eine Gefahr und der Unterricht hätte an beiden Schulen abgesagt werden müssen – oder es bestehe keine Gefahr mehr und auch in der Oberschule hätte Unterricht stattfinden können, so die Schüler. Möglicherweise sei eine schnelle Absage des Unterrichts das falsche Zeichen, meinte ein Jugendlicher: „Wenn so schnell die Schule abgesagt wird, findet so eine Drohung vielleicht noch Nachahmer, und irgendwann nimmt das keiner mehr ernst.“

Mehr zum Thema

Gerüchte, dass auch in den benachbarten Grundschulen der Unterricht abgesagt wurde, bestätigten sich nach Abendblatt-Recherche nicht. Sowohl an der Grundschule am Moor als auch an der Grundschule an der Heide lief der Unterricht nach Aussagen von Lehrkräften normal ab. Auch der für morgen geplante Tag der offenen Tür, den die Oberschule und das Gymnasium Neu Wulmstorf gemeinsam durchführen wollen, soll nach Abendblatt-Informationen wie geplant von 15 bis 18 Uhr stattfinden.