Winsen. Wende nach zwei toten Tieren und großen Sorgen beim PSV Grevelau: Wer und was dem Club in Winsen die Zuversicht zurückbrachte.
- Erfolgreicher Reitverein aus Winsen verliert im Vorjahr gleich drei Pferde, zwei von ihnen müssen eingeschläfert werden
- Hohe Tierarztrechnungen, Anschaffungskosten für neue Pferde und Ausstattung stürzen PSV Grevelau in finanzielle Not
- Viele Spenden, Zuschüsse von Landkreis Harburg und Sparkasse lassen die Kinder und Jugendlichen wieder lächeln
Selbst hart gesottene Zeitgenossen ließ diese Geschichte nicht kalt. Im vergangenen Jahr mussten die Voltigierer des PSV Grevelau Abschied nehmen von drei liebgewonnen Pferden, zwei von ihnen mussten sogar eingeschläfert werden. Über diesen Verlust konnten selbst beachtliche sportliche Erfolge nicht hinwegtrösten. Hohe Tierarzt-Rechnungen und die Anschaffungskosten für neue tierische Partner sowie deren Ausstattung stürzten den kleinen Reitverein aus Winsen in große finanzielle Not.
Mittlerweile haben sich die Mienen beim Pferdesportverein aufgehellt. Das Ergebnis einer Spendenaktion – maßgeblich unterstützt vom Hamburger Abendblatt – lässt die Verantwortlichen optimistisch in die Zukunft blicken. „Wir hatten nicht zu hoffen gewagt, dass so viel Geld zusammenkommt. Ich bin schwer begeistert“, sagte die Vereinsvorsitzende Gunda Sievers. „Jetzt haben wir satt Boden unter den Füßen und können die nächsten Herausforderungen angehen.“
Spenden, Zuschüsse, Förderung: Jetzt geht es dem Reitverein wieder besser
Insgesamt 7370 Euro wurden durch den Spendenaufruf generiert. Besonders auffällig: eine Person aus der Metropolregion Hamburg spendierte dem PSV Grevelau satte 5000 Euro. „Ich finde toll, dass wenige so viel bewirken können“, sei die Motivation des anonymen Spenders gewesen, berichtet Sievers.
Darüber hinaus gewährte der Kreissportbund (KSB) Harburg-Land dem Reitverein einen Zuschuss in Höhe von 6936 Euro. Im Rahmen der Sportgeräteförderung, unter die auch Pferde fallen, stellt der Landkreis Harburg dem KSB insgesamt 25.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Diese Mittel verteilt der Sportbund auf Antrag an die Mitgliedsvereine.
Ebenfalls nicht lumpen ließ sich die Sparkasse Harburg-Buxtehude. Der Finanzdienstleister stellte aus Mitteln der Lotterie „Sparen und Gewinnen“ 3450 Euro für einen neuen Sattel zur Verfügung.
Erlösung für die Pferde: Palmiro und Gasparo müssen eingeschläfert werden
Rückblick: Im Laufe des Jahres 2023 waren die Pferde Palmiro und Gasparo so schwer erkrankt, dass den Besitzern keine andere Wahl blieb, als sie einschläfern zu lassen. Zudem musste sich der 21-jährige Acheron einer Operation unterziehen, die es ihm unmöglich macht, weiterhin als Sportpferd eingesetzt zu werden. Für den kleinen PSV Grevelau mit seinen 135 Mitgliedern war guter Rat nun teuer.
Der Vorstand investierte in ein Upgrade des Trainingsgerätes „Movie“. Dabei handelt es sich um ein bewegliches Holzpferd, das den Galoppsprung simuliert und die echten Pferde in der Trainingsarbeit entlastet. Zum anderen erwarb der Verein im November – mit dem KSB-Zuschuss im Rücken – den siebenjährigen Schwarzwälder Wallach Max.
Der gutmütige Wallach Max lässt die Herzen in der Grevelau höher schlagen
Er eroberte die Herzen der Winsener Pferdefreunde im Sturm. „Diese Investitionen waren für unseren Verein ein finanzieller Kraftakt. Den konnten wir durch Rücklagen und Spenden stemmen, mussten allerdings auch einen Kredit aufnehmen“, erklärte seinerzeit der Zweite Vorsitzende Malte Peters.
Dank der erfolgreichen Spendenaktion konnte der Kredit weitgehend zurückgezahlt werden. Vor wenigen Tagen eine weitere gute Nachricht: mit Ulando, einem achtjährigen rheinisch-deutschen Wallach, hat der Pferdesportverein ein weiteres neues Pferd gekauft. „Er war vergleichsweise günstig, weil seine Besitzerin ihn wegen einer Schwangerschaft verkaufen und in guten Händen wissen wollte“, so Gunda Sievers.
Glücksgriff: „Ulando“ ist der zweite tierische Neuzugang auf dem Winsener Hof
Ulando war bisher nicht als Voltigierpferd im Einsatz, machte in den ersten Trainingseinheiten aber einen sehr guten Eindruck. „Er ist ruhig und brav, hat ein ausgeglichenes Wesen und lernt schnell“, so Sievers. Für Anschaffungskosten, die üblichen Ankaufuntersuchungen und weitere Ausrüstungsgegenstände nahm der Winsener Reitverein für beide Pferde etwa 20.000 Euro in die Hand.
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Sie sollen im klassischen Reitunterricht und in der Voltigier-Abteilung eingesetzt werden. Was noch fehlt, sind individuell angepasste Sättel für die Neuzugänge. Seinen Besuch in der Grevelau hat Sattler Jann Groothoff (Neetze) allerdings schon angekündigt.
Schautag am Sonnabend, 20. April: Max und Ulando erstmals öffentlich zu sehen
Öffentlich vorgestellt werden Max und Ulando erstmals beim Schautag des PSV Grevelau am Sonnabend, 20. April. „Nach vielen Kämpfen sind wir auf einem guten Weg. Jetzt müssen die Pferde noch gut ausgerüstet werden. Und im Sommer müssen wir Geld für Futter haben“, sagt die Vorsitzende zufrieden.
Sportlich beginnt die neue Voltigiersaison für die Gruppen und Einzelturnerinnen des Pferdesportvereins Anfang April mit einem Turnier in Hülsen/Aller bei Verden. Die ersten Sichtungen, bei denen es um die Qualifikation für überregionale Championate geht, folgen einen Monat später ab Anfang Mai. Bleibt Mensch und Tier zu wünschen, dass sie das vor ihnen liegende Jahr gesund meistern. Emotionale Erlebnisse gab es zuletzt mehr als genug zu verarbeiten.