Luhmühlen. Die Landesmeisterschaften in Luhmühlen konnten nur stattfinden, weil sich Vereine aus dem Landkreis Harburg gemeinsam engagierten.
Vom Weltmeister bis zur jungen Nachwuchssportlerin – das gesamte Spektrum des sportlichen Turnens auf dem galoppierenden Pferd bekamen Teilnehmer, Zuschauer und Organisatoren bei den Landesmeisterschaften im Voltigieren zu sehen. Mit Blick auf die Ergebnisliste konnten sich mehrere Lokalmatadoren bei den Titelkämpfen des Pferdesportverbandes Hannover im Ausbildungszentrum Luhmühlen (AZL) auf vorderen Plätzen einsortieren.
Zunächst aber war es schwierig gewesen, überhaupt einen Ausrichter zu finden. Nach zwei Jahren Coronapause – die letzten Landesmeisterschaften hatten 2019 stattgefunden – waren die Verantwortlichen der Meinung, dass sie nicht ein drittes Mal abgesagt werden dürften. Zum Jahresbeginn 2022 wollte allerdings kein Verein das Wagnis einer Organisation eingehen, die womöglich für die Katz sein könnte. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt abschätzen, ob und welche Hygienekonzepte gelten und Zuschauer erlaubt sein würden.
Corona-Beschränkungen haben auch bei Voltigierern Spuren hinterlassen
Letztlich taten sich auf Initiative von Bernd Bamberger die befreundeten Vereine PSG An der Heide aus Seevetal, PSG der Freien Voltigierer aus Jesteburg und PSV Grevelau aus Winsen zusammen und stellten sich der Herausforderung, Landesmeisterschaften in Zeiten einer Pandemie durchzuführen. PSG steht in diesem Zusammenhang für Pferdesportgemeinschaft, PSV für Pferdesportverein. Die drei Vereine aus dem Landkreis Harburg (Motto: „Drei Vereine, ein Team“) wurden für ihren Mut belohnt. Letztlich konnten die Wettkämpfe ohne Auflagen vor voll besetzten Tribünen in der Kurt-Günter-Jagau-Halle in Luhmühlen stattfinden.
„Kurz vor Nennungsschluss zeichnete sich ab, dass die Corona-Beschränkungen auch an den Leistungsvoltigierern unseres Landesverbandes nicht spurlos vorüber gegangen sind und wesentlich weniger Teilnehmer startfähig waren als vor der Pandemie“, sagte Mitorganisatorin Gunda Sievers. Deshalb wurde die Ausschreibung kurzfristig erweitert, zusätzlich durften nun auch Gruppen und Einzelvoltigierer der L-Klasse teilnehmen. Insgesamt gaben 16 Gruppen, vier Doppelvoltigier-Paare und 31 Einzelvoltigierer ihre Meldung für Luhmühlen ab. Im AZL fanden sie optimale Bedingungen vor.
Einzel-Vizeweltmeister Jannik Heiland siegt nach Wettkampfpause
Mit großer Spannung wurden die Darbietungen der Weltmeister von 2021 – Jannik Heiland, Viktor Brüsewitz, Mirja Luise Krohne und Henry Frischmuth – erwartet. Bei den Senior-Einzelvoltigierern siegte Jannik Heiland auf Dark Beluga, der von Barbara Rosiny (RFV Dachtmissen) longiert wurde. Heiland war bei den Weltmeisterschaften in Budapest Vizeweltmeister im Einzel geworden und hatte mit der deutschen Equipe den Nationenpreis gewonnen.
Nach einer Wettkampfpause meldete sich der 29-Jährige, der aus Maschen stammt und dessen sportliche Wurzeln beim PSV Grevelau liegen, eindrucksvoll zurück. Er siegte mit der höchsten Wertung für das beste Pferd. Vizemeister wurde Viktor Brüsewitz vom RV Fredenbeck, der sich auf seinem neuen Pferd Vertigo an der Longe von Michaela Busch präsentierte. Heiland und Brüsewitz wohnen in Wulfsen und hatten eine weit kürzere Anreise nach Luhmühlen, als wenn sie zu ihren Trainingsorten fahren. Dritte und damit beste Dame wurde Nina Rauls auf Elfur mit Longenführerin Iris Berthold (RFV Hohenhameln).
Ein Zwölfjähriger aus Fredenbeck ist der jüngste Einzelvoltigierer
Bei den Einzelvoltigierern der Juniorenklasse reichte es für die erfolgsverwöhnten Sportlerinnen und Sportler aus den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade nicht ganz zum Titelgewinn. Landesmeisterin wurde hier Salome Trampler vom Reitverein Hubertus Schloss Ricklingen.
Mitglieder des Reitvereins Fredenbeck aus dem Kreis Stade platzierten sich auf den Rängen zwei und vier. Silber ging an die 13 Jahre alte Mirja Luise Krohne auf dem Pferd True Tempter an der Longe von Weltmeister-Longenführerin Gesa Bührig. Nur knapp an der Bronzemedaille vorbei schrammte als Viertplatzierter ihr noch jüngerer Vereinskamerad Henry Frischmuth, der mit gerade einmal zwölf Jahren der jüngste Einzelvoltigierer im Junioren-Starterfeld war.
U21-Titel für Hannah Weidemann von den Freien Voltigierern
Landesmeister der Gruppen wurde das Team Fredenbeck 2 (Insa Rademaker an der Longe von Rubin Fiorello) vor der Mannschaft Wedemark 1 und dem Bronzemedaillengewinner Team Timeloh Hof aus Dachtmissen (Barbara Rosiny an der Longe von Sun Valley).
Konkurrenzlos, aber mit einer sehr guter Wertnote von 6,856 gewann Hannah Weidemann von der Pferdesportgemeinschaft der Freien Voltigierer auf dem Haflinger Sammy Lou (Longe Madlen Pöhlmann) die Prüfung der U21-Voltigierer.
Lob für die reibungslose Organisation und persönliche Note
Im Namen des Richterteams bedankte sich Voltigierrichterin Kerstin Nimmesgern bei den ausrichtenden Vereinen. Sie lobte die reibungslose Organisation und hob die persönliche Note hervor, die das Team in die Veranstaltung eingebracht hat. „Egal, wen man angesprochen hat, es wurde immer freundlich und herzlich reagiert“, schilderte die Vorsitzende des Disziplinausschusses Voltigieren auf Bundesebene ihre Eindrücke.
Weitere lokale Ergebnisse: M*-Gruppen: 2. PSG der Freien Voltigierer, 3. PSG An der Heide; Landeswettkampf L-Gruppen: 1. PSV Grevelau, 2. PSV Grevelau II, 3. RV Fredenbeck IV; Landeswettkampf L-Einzel Damen: 3. Katharina Marie Ertl (PSV Grevelau); Nachwuchs-Trophy: 1. Gianna Klaude; Children-Trophy: 1. Paula Zeyn, 2. Sara Klaude (alle PSV Grevelau)