Winsen. PSV Grevelau hat für das Pferd eine Versicherung abgeschlossen, doch die Karenzzeit war noch nicht um. Droht der finanzielle Ruin?

Mehr als anderthalb Jahre hatten die Vorstandsmitglieder des Pferdesportvereins (PSV) Grevelau nach einem Voltigierpferd gesucht. Als sie endlich einen neuen sportlichen Partner gefunden und gekauft hatten, war die Freude nur von kurzer Dauer. Gasparo, der neue Bewohner auf dem Hof Hölscher im Winsener Ortsteil Grevelau, erkrankte an einer Kolik und musste notoperiert werden. Weil die Karenzzeit für die OP-Versicherung noch nicht abgelaufen war, übernimmt die Versicherung die Kosten von etwa 5000 Euro nicht. Sie belasten den Verein schwer und bringen ihn an den Rand der finanziellen Existenz. Zumindest eine gute Nachricht gibt es: Gasparo hat die Operation gut überstanden und befindet sich auf dem Weg der Besserung.

100 aktive Voltigierer im Verein

Fast 100 aktive Voltigierer sind Mitglied im PSV Grevelau, einem der größten Voltigiervereine Norddeutschlands. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen trainieren und starten in zehn Gruppen. Bei weitem nicht alle Pferde befinden sich im Eigentum des Vereins. Kein Wunder, wenn man einen Blick auf die Anschaffungskosten wirft. Der Stover Rennverein zum Beispiel erwarb vor einigen Jahren zwei junge Voltigierpferde für Preise zwischen 7000 und 9000 Euro – pro Pferd.

Da der 13-jährige Wallach Gasparo, den die Winsener in Nordhorn im Emsland entdeckten, erfahrener und fertig ausgebildet ist, dürfte er sogar etwas mehr gekostet haben. „Er hat ein paar Schönheitsfehler wie eine leichte Missbildung am Ohr. Daher war er für den Verein bezahlbar“, sagt der Zweite Vorsitzende Malte Peters. Gasparo lebte sich gut in Winsen ein und fand zwei- und vierbeinige Freunde, weil er brav und gutmütig ist. Behutsam sollte er an seine neue Aufgabe als Pferd für die zweite Mannschaft des PSV Grevelau (L-Klasse) herangeführt werden, damit der 17-jährige Acheron aus dem Gruppen-Leistungssport ausscheiden kann. Zudem sollte Gasparo im Reitunterricht als Lehrpferd eingesetzt werden.

Darm-Anomalie führte zu schwerer Kolik

Doch dann der Schock. Gasparo bekam eine schwere Kolik und legte sich immer wieder hin. Auch das behutsame Führen über die Weide brachte nicht die erhoffte Besserung. Schließlich musste er in der Pferdeklinik in Nindorf operiert werden. Dabei stellte sich heraus, dass eine Anomalie im Darm dafür gesorgt hatte, dass die Kolik lebensbedrohlich wurde. Auch Stress durch den Umzug und Futterumstellung könnten eine Rolle gespielt haben. „Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände. So etwas konnte niemand vorausahnen“, sagte Malte Peters. Zum Glück hat das Pferd die Operation gut überstanden und ist seit einigen Tagen zurück in der Grevelau. Zwei Wochen muss Gasparo strikte Boxenruhe halten und darf danach wieder vorsichtig auftrainiert werden. Die Muskeln bei Pferden bilden sich sehr schnell zurück, wenn sie nicht bewegt werden. Peters geht davon aus, dass das neue Pferd frühestens nach einem Viertel- bis einem halben Jahr für das Voltigieren eingesetzt werden kann.

Kosten in Höhe von 5000 Euro

Ein anderes Problem sind die Kosten. Krankenversichert sind die vereinseigenen Pferde nicht, die Beiträge wären exorbitant hoch. „Alle unsere Vereinspferde haben eine OP-Ver­siche­rung, damit der Vorstand nicht in die Situation gerät, ein Pferd einschläfern zu müssen, weil kein Geld für eine lebensrettende Operation da ist“, sagte Malte Peters. Unmittelbar nach dem Kauf schloss der Vorstand auch für Gasparo eine solche OP-Ver­sicherung ab. Üblich sind Verträge mit einer Karenzzeit von einer Woche. Eine Wartezeit, bevor der Versicherungsfall abgedeckt ist. Weil Gasparo jedoch innerhalb dieser ersten Woche operiert werden musste, muss die Versicherung die Kosten in Höhe von etwa 5000 Euro nicht bezahlen. Noch hofft der Verein auf ein kulantes Entgegenkommen der Versicherung. Die Antwort auf eine entsprechende Anfrage steht noch aus.

Pferdesport auch für Normalverdiener

„Unser Verein hat sich in 32 Jahren stets auf die Fahnen geschrieben, auch Normalverdienern den Pferdesport zu ermöglichen. Deshalb sind die Beiträge moderat und wir können keine allzu großen Finanzpolster bilden“, erklärt der Zweite Vorsitzende. Pferdekäufe der vergangenen Jahre, durch Dürren gestiegene Futterkosten und Maßnahmen zur Gesundheitsprävention der Pferde haben die Reserven aufgebraucht. Eine Spartenbeitragserhöhung zum 1. April wäre erforderlich gewesen, wurde aber ausgesetzt, weil zu diesem Zeitpunkt kein Unterricht stattfinden durfte. Zudem sollten Familien, die durch die Corona-Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, nicht weiter belastet werden. Da half es ein Stück weit weiter, dass Longenführer und Ausbilder auf ihre Vergütung verzichteten.

Unumgänglich sei allerdings der Kauf eines neuen Pferdes gewesen, um den Voltigier- und Reitunterricht mittelfristig sicherzustellen. Durch einen privaten Kredit konnte der Kaufpreis für Gasparo aufgebracht werden. „Die zusätzliche Kosten für die Behandlung und Operation sind für den Verein eine finanzielle Katastrophe“, wird der Zweite Vorsitzende Malte Peters deutlich. „Es wäre schade, wenn die Arbeit der Grevelauer Pferdesportler und der vielen ehrenamtlichen Helfer, die unzählige Stunden in die Vereinsarbeit stecken, durch diese finanziellen Sorgen beeinträchtigt werden.“