Landkreis Stade. Gärtner, Pädagogen, Ingenieure: Gemeinden suchen dringend Fachkräfte. Im Kreis Stade werden Jugendliche deshalb gezielt angesprochen.

  • Von Gesundheit bis Verkehr: In vielen Bereichen suchen kommunale Verwaltungen Mitarbeiter
  • Immer mehr Kommunen gehen dazu über, ihre Fachkräfte gleich selbst auszubilden
  • Im Landkreis Stade soll dabei eine große Medienkampagne helfen

Kann Verwaltung wirklich sexy sein? Die Meinungen darüber dürften auseinandergehen, zu hartnäckig hat sich das Klischee des drögen Amtsdieners in den Köpfen festgesetzt. Möglicherweise auch deshalb haben der Landkreis Stade und die Gemeinden an der Unterelbe eine große Ausbildungskampagne gestartet – mit Plakaten, Social-Media-Aktionen und einer eigenen Website.

Auch ein Kino-Spot wurde gedreht, bald läuft er in den Kinos in Stade, Buxtehude und Harsefeld. So wollen die Macher innerhalb weniger Wochen verstärkt um Nachwuchs für die Rathäuser im Landkreis Stade werben – und das ist einmalig in der Region: Noch nie haben der Landkreis und seine elf Kommunen im Kampf gegen den Fachkräftemangel gemeinsame Sache gemacht.

Fachkräftemangel in der Verwaltung: Landkreis Stade kämpft um jeden Azubi

Das Angebot kann sich sehen lassen: Elf Rathäuser und eine Kreisverwaltung bieten inzwischen 16 verschiedene Ausbildungsberufe und duale Studiengänge an. Denn eine Ausbildung in der Verwaltung beschränkt sich keineswegs auf die Amtsstuben, wo in der Regel Sachbearbeiter in verschiedenen Bereichen arbeiten. Im öffentlichen Dienst sind IT-Fachleute, Fachleute für Medien- und Informationsdienste, Kaufleute, Sozialpädagogen, Bauingenieure, Gärtner oder Umwelttechniker gefragt.

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Der Bedarf steigt ständig – und damit auch der Druck, junge Menschen für einen Beruf in der Verwaltung zu begeistern. Vor der Corona-Pandemie gingen jedes Jahr zum Beginn des Ausbildungsjahres rund 100 Bewerbungen bei den Verwaltungen ein. Jetzt sind es kreisweit nur noch rund 30. „Und die Jahre, in denen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen werden und wir damit einen eklatanten Fachkräftemangel erwarten müssen, stehen noch bevor“, sagt Landrat Kai Seefried (CDU).

60.000 Euro kostet die Kampagne – der Landkreis zahlt die Zeche

Die Idee, sich beim Finden von Fachleuten für die Verwaltungen zusammenzutun, habe seit seinem Amtsantritt im November 2021 im Raum geschwebt, so Seefried (CDU) bei der Vorstellung der Kampagne, die im Februar startet. Konkret wurde es dann vor einigen Monaten: Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Samtgemeinden und Gemeinden erarbeitete das Konzept für die Kampagne.

Auf allen Kanälen wollen wir die Jugendlichen niedrigschwellig ansprechen.
Clemens Schumacher, - Ausbildungsbeauftragter

Für die Umsetzung wurde eine Werbeagentur beauftragt. Die bisherigen Kosten von rund 60.000 Euro trägt der Landkreis Stade. „Auf allen Kanälen wollen wir die Jugendlichen niederschwellig ansprechen, ohne sie mit zu viel Text zu erschlagen. Die Navigation der Website ist so gestaltet, dass der User sofort dorthin gleitet wird, wo er die konkreten und weiterführenden Infos und Ansprechpartner bekommt“, sagt Clemens Schumacher, Ausbildungsbeauftragter im Kreishaus Am Sande.

Auch Verwaltung im Jorker Rathaus hat enormen Wandel durchlaufen

Seefried macht auch deutlich, dass die an Hamburg grenzenden Kommunen dringend aktiv werden müssen, um nicht große Teile der Ausbildungsbewerber an die freie Wirtschaft in der Hansestadt zu verlieren. Was die freie Wirtschaft zu bieten hat, kann auch der öffentliche Dienst bieten.

„Nicht nur bei uns in Jork hat die Verwaltung im Rathaus in den vergangenen Jahren eine enorme Wandlung durchlaufen. Wir können unseren jungen Mitarbeitenden heute viel bessere Entwicklungsmöglichkeiten und natürlich damit bessere Aufstiegsmöglichkeiten bieten“, sagt Bürgermeister Matthias Riel (parteilos). Während früher die Verwaltungen davon lebten, dass Arbeitnehmer aus der freien Wirtschaft in die Verwaltung wechselten, gingen jetzt immer mehr Kommunen dazu über, den Nachwuchs in den Rathäusern selbst auszubilden.

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Auch wenn Gemeinden, Samtgemeinden und Kreis im Februar gemeinsam ihre Werbekampagne starten, ein Ausbildungsverbund, so alle Beteiligten, sei nicht geplant. Jedes Rathaus im Landkreis Stade habe seinen eigenen Charakter und seinen eigenen Stil.

Auch ohne einen solchen Verbund könnten schon jetzt angehende Verwaltungsfachleute während ihrer Ausbildung in anderen Verwaltungen hospitieren und sich ein Bild davon machen, wie dort gearbeitet werde.