Winsen/Stelle. 200 Trecker hatten Zufahrten versperrt. Aldi veröffentlicht Unterstützungs-Statement: „Herausforderungen müssen gelöst werden!“

Die Traktor-Blockaden vor den Lagern von Amazon und Aldi im Landkreis Harburg sind am Montagmittag beendet worden. Während Aldi-Nord als Reaktion auf die Proteste ein Statement auf ihrer Homepage veröffentlichte, gab es von Amazon bisher keine öffentliche Reaktion. Nach Angaben der Polizei und der protestierenden Landwirte waren die Traktoren bereits im Laufe des Vormittags von den Zufahrtswegen gefahren worden. Vor dem Amazon-Logistikzentrum in Winsen seien seit 10 Uhr keine Traktoren mehr, teilte ein Polizeisprecher mit.

In Stelle fuhren die ersten landwirtschaftlichen Geräte ab 12 Uhr nach Hause in Richtung Lüneburg. Zuvor hatte es weitere Gespräche zwischen Vertretern des Discounters und Landwirten in Stelle gegeben. Um den Druck zu erhöhen, blockierten Traktor-Kolonnen kurzzeitig Zufahrten zu zahlreichen Aldi-Filialen in den Kreisen Lüchow-Dannenberg, Lüneburg und Uelzen. Am Mittag veröffentlichte Aldi-Nord ein kurzes Statement auf ihrer Homepage, in dem es unter anderem heißt: „Wir werden uns weiterhin für einen nachhaltigen strukturellen Wandel und für langfristige Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette stark machen. Bestehende strukturelle Herausforderungen müssen gelöst werden.”

Die Polizei im Kreis Harburg prüft aktuell, ob Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen das Versammlungsgesetz aufgenommen werden oder es zu Nötigungen kam. Während im Norden des Landkreises Harburg damit die Proteste zunächst beendet waren, versammelten sich am Mittag in Hanstedt mehr als 100 Traktorfahrer. Bei der angemeldeten Versammlung wollen die Teilnehmer unter anderem ein Public-Viewing der Demonstrationen in Berlin machen. Für den Abend ist ein weiterer Protest mit einem Mahnfeuer in Elstorf angekündigt.

Mehr als 200 Traktorfahrer haben am Sonntagabend unangekündigt die Zufahrtswege zu einem Aldi- und einem Amazonlager im Landkreis Harburg blockiert. Die Landwirte vor Ort erklärten, sie wollten Amazon und Aldi durch die Blockaden zu Gesprächen bewegen. Ihr Hauptziel sei es, dass diese Unternehmen sich mit dem Bauernprotest solidarisieren und ihn öffentlich unterstützen. Einige Bauern äußerten auch Protest gegen Aldis Preispolitik.

Bei Amazon in Winsen ging am frühen Morgen nichts mehr.
Bei Amazon in Winsen ging am frühen Morgen nichts mehr. © HA | Joto

Der unangekündigte Aufzug von schätzungsweise 200-300 Traktoren und Lastwagen begann in den Abendstunden in den Landkreisen Uelzen, Lüneburg und Lüchow-Dannenberg. Gemeinsam fuhren die Landwirte über Kreis- und Landstraßen in den Landkreis Harburg, wo sich der Zug auf das Amazon-Logistikzentrum in Winsen (Luhe) und auf das Aldi-Zentrallager in Stelle aufsplittete.

Bauern-Protest bei Amazon und Aldi: Lastwagen von Rewe durften durchfahren

Gegen 21 Uhr blockierten etwa 100 Traktoren die Kreisstraße 86 vor dem Aldi-Lager und den dortigen Kreisverkehr. Lediglich Autos ließen die Demonstranten ein- und ausfahren, was schnell zu einem Rückstau von Aldi-Lastwagen führte. Rewe-Lastwagen, vom gegenüberliegenden Rewe-Lager ließen die Demonstranten jedoch durchfahren. Dort hätte in der vergangenen Woche eine Teilblockade vor einem Lager im Landkreis Rotenburg (Wümme) zu einer Unterstützungszusage vom Lebensmittelkonzern geführt, erklärten Landwirte.

Nach Gesprächen mit der Polizei in der Nacht verlagerten die Demonstranten in Stelle ihre Traktoren auf die Gehwege
Nach Gesprächen mit der Polizei in der Nacht verlagerten die Demonstranten in Stelle ihre Traktoren auf die Gehwege © HA | Joto

Nach Gesprächen mit der Polizei in der Nacht verlagerten die Demonstranten in Stelle ihre Traktoren auf die Gehwege, wodurch gegen 2 Uhr morgens die wartenden Aldi-Lastwagen auf das Gelände fahren konnten und der Verkehr auf der K86 wieder einigermaßen lief. Die Ausfahrt des Lagers war weiterhin blockiert. Im Laufe der Nacht trafen sich führende Aldi-Mitarbeiter und Demonstranten zu ersten Gesprächen, deren Inhalt und eventuelle Ergebnisse zunächst unbekannt blieben.

Traktoren blockierten fast alle Straßen im südlich der A39 gelegenen Gewerbegebiet

Ein ähnliches Bild gab es im Gewerbegebiet Luhdorf in Winsen (Luhe). An beiden Zufahrtsstraßen blockierten Traktoren die Ein- und Ausfahrt zum Logistikzentrum von Amazon. Auch hier ließen die Landwirte nur Autos und Rettungsfahrzeuge durch. Als sich mehr landwirtschaftliche Fahrzeuge dem Protest anschlossen als auf die Zufahrtsstraßen passten, blockierten weitere Traktoren fast alle Straßen im südlich der Autobahn 39 gelegenen Gewerbegebiet.

Traktoren auf einem Kreisverkehr. Rewe-Lkw durften passieren.
Traktoren auf einem Kreisverkehr. Rewe-Lkw durften passieren. © HA | Joto

Die Polizei sperrte die Zufahrt zum Gewerbegebiet ab. Auch hier forderten die Landwirte Gespräche mit Amazon. In der Nacht gab es zunächst keine Reaktion des Versandhändlers, sodass gegen 3 Uhr weiterhin keine Lieferungen das Lager verlassen konnten. Die Protestler zündeten bei Schneefall Feuertonnen an und grillten. Ein Landwirt versicherte, dass sie genügend Vorräte für die kommenden Tage dabei hätten und von lokalen Unternehmen unterstützt würden.

Die Polizei war in der Nacht mit mehreren Beamten an den beiden Protestaufzügen. Strafverfahren seien in der Nacht nicht eingeleitet worden. Eine Anmeldung habe für die Proteste nicht vorgelegen, hieß es von der Polizei. Demonstranten erklärten dagegen, kurz vorher eine Mail an die Versammlungsbehörde des Landkreises Harburg geschickt zu haben. Ob diese am Sonntagabend jedoch gelesen wurde, ist nicht bekannt. Wie lange die Proteste gehen, war in der Nacht nicht abzusehen.