Landkreise Harburg/Stade. Die Einsatzkräfte wurden gezielt für die Attacke gerufen. Unter anderem in Seevetal und Harsefeld kam es zu schweren Schäden.
- In der Silvesternacht brannten mehrere Autos und ein Wohnhaus in den Landkreisen Harburg und Stade
- Auch Polizei und Feuerwehr gerieten während der Neujahrsfeierlichkeiten ins Visier von Angreifern
- So attackierten in Stade – ähnlich wie in Harburg – 15 Personen die Einsatzkräfte mit Böllern
Der letzte Abend des Jahres 2023 begann in Tostedt mit einem brennenden Auto. Während schon die ersten Raketen und Böller gezündet wurden, brannte gegen 18 Uhr ein Auto im Motorbereich. Das Feuer griff nach Berichten von Zeugen auf das Fahrzeug über, nachdem eine Gruppe Jugendlicher mit Feuerwerksraketen an dem geparkten Wagen in der Niedersachsenstraße vorbeigezogen war. Obwohl die alarmierten Feuerwehrleute den Brand schnell unter Kontrolle gebracht hatten, ist das Auto nicht mehr fahrbereit.
Silvester: Rakete landet im Dach des Nachbarhauses – kurze Zeit später brennt der Dachstuhl
Zur gleichen Zeit zündeten drei junge Männer im Alter von 21 bis 22 Jahren aus einem im Boden verankerten Metallrohr Silvesterraketen in den Harsefelder Nachthimmel. Als sie zwei Raketen gleichzeitig abschießen wollten, landete eine im Dach des Nachbarhauses. Kurze Zeit später bemerkte ein weiterer Nachbar eine starke Rauchentwicklung aus dem Dach und klingelte den Hausbewohner aus der Wohnung.
Trotz des schnellen Einsatzes der Feuerwehr ist das Einfamilienhaus in der Straße Im Sande nicht mehr bewohnbar. Der Hausbewohner kam bei Verwandten unter. Es entstand ein Sachschaden von mehr als 150.000 Euro. Gegen die drei mutmaßlichen Verursacher ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Brandstiftung.
Nach Angriff: Zwei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Stade beschädigt
Kurz nach dem Jahreswechsel kam es in der Mittelnkirchener Straße in Stade zu Angriffen auf Polizisten und Feuerwehrleute. Laut Polizei wurde die Feuerwehr Stade gegen 0.30 Uhr zu brennenden Feuerwerksbatterien gerufen. Während des Einsatzes wurden Feuerwehrkräfte mit Feuerwerkskörpern und Böllern beschossen und beworfen. Glücklicherweise gab es keine Verletzten, allerdings wurden zwei Einsatzfahrzeuge beschädigt.
Die Feuerwehr musste sich daraufhin aus der Straße zurückziehen und die Batterien abbrennen lassen. Nach dem Eintreffen der Polizei wurde ein Böller aus einer etwa 15-köpfigen Personengruppe gezielt in Richtung der Beamten geworfen. Dieser explodierte vor einem Beamten und verletzte ihn leicht am Unterschenkel. Der Verursacher konnte nicht ermittelt werden.
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Alle Möglichkeiten des Rechtsstaats ausschöpfen: Landrat findet drastische Worte
Landrat Kai Seefried (CDU) bezeichnete die Angriffe als „erschreckend und beschämend“. Er stellte fest, dass es im Altländer Viertel in den vergangenen Jahren immer wieder zu Übergriffen auf Einsatzkräfte gekommen ist. Seefried betonte, dass es wichtig ist, jeden Ermittlungsansatz zu verfolgen, um die Identität der Täter zu ermitteln. Die Einsatzkräfte würden Wertschätzung und Respekt verdienen und es müssten alle Möglichkeiten des Rechtsstaats ausgeschöpft werden.
In Seevetal standen 90 Minuten nach dem Jahreswechsel nahezu zeitgleich zwei Carports, Autos und Müllcontainer in Flammen. In Seevetal-Ramelsloh brannten drei Autos und ein Carport neben einem Wohnhaus in der Pastor-Woltmann-Straße vollständig aus. Hier fing laut Polizei zunächst eine Mülltonne an zu brennen.
Nicht-abgebranntes Feuerwerk in der Mülltonne entsorgt: 250.000 Euro Schaden
Auch ein Nachbarhaus wurde durch die starke Hitzeeinwirkung beschädigt. Erste Ermittlungen der Polizei ergaben, dass eine in einer Mülltonne entsorgte, abgebrannte Feuerwerks-Batterie, die vermutlich noch nicht vollständig abgekühlt war, den Brand ausgelöst haben könnte. Der Schaden wird auf ca. 250.000 EUR geschätzt.
In Seevetal-Waldesruh stand in den frühen Morgenstunden des Neujahrstags ein Carport mit zwei darunter geparkten Autos in Flammen. Das Feuer brach gegen 01.40 Uhr im Kleckener Kirchweg aus und griff schnell auf die beiden im Carport abgestellten Pkw über. Hier beläuft sich der Gesamtschaden auf etwa 45.000 Euro.
In Neu Wulmstorf brennen Hecken – ausgelöst durch querfliegende Feuerwerkskörper
Zur gleichen Zeit bemerkten Anwohner eines Mehrfamilienhauses in Otter leichten Rauch aus dem Dachbereich. Feuerwehrleute öffneten das Dach und konnten eine weitere Ausbreitung des Feuers verhindern. Auch zu weiteren Kleinbränden wurden die Retter immer wieder gerufen. In Neu Wulmstorf brannten zwei Hecken in der Silvesternacht. Beide Brände, ausgelöst durch querfliegende Feuerwerkskörper, konnten durch Anwohner gelöscht werden.
Auch illegale Feuerwerkskörper beschäftigten die Polizisten. In der Neu Wulmstorfer Schifferstraße fanden Polizisten mehrere Kartons mit Feuerwerkskörpern der Kategorie F3 und F4. Der 30-jährige Besitzer konnte keine entsprechende Erlaubnis vorweisen und muss sich nun wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz verantworten.
In Winsen bewarfen sich Feiernde mit Feuerwerkskörpern und Glasflaschen
Bereits am Freitagabend kontrollierte die Polizei in Maschen eine dreiköpfige Gruppe. Die jungen Männer im Alter von 17, 18 und 19 Jahren hatten zuvor im Bereich Alte Bahnhofstraße/Moorweidendamm Feuerwerkskörper gezündet und nach Angaben von Passanten Schüsse abgegeben. Bei der Kontrolle stellten die Beamten nicht zugelassene Feuerwerkskörper, eine Schreckschusswaffe und geringe Mengen Betäubungsmittel sicher. Die jungen Männer müssen nun mit mehreren Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz rechnen.
In Winsen kam es zu einem Streit zwischen zwei Personengruppen, die sich gegenseitig mit Feuerwerkskörpern und Glasflaschen bewarfen. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt.
Silvester-Bilanz für den Landkreis Stade: 134 Einsätze für die Retterinnen und Retter
Während der Silvesternacht im Landkreis Stade mussten die Retter insgesamt 134 Mal ausrücken. Die Feuerwehr wurde 22-mal zu Kleinfeuern, vorrangig in Müll- und Altkleidercontainern gerufen. Der Rettungsdienst musste vor allem alkoholisierte Personen und leicht verletzte Feiernde behandeln. Bei 48 Einsätzen war die Polizei involviert, wobei es zu Beschlagnahmungen, Platzverweisen und Inhaftierungen kam.
Eine Bilanz für den Landkreis Harburg lag am Montag nicht vor.