Harburg/Landkreis. Darf ich meine Liebsten zum Fest besuchen? Kliniken im Hamburger Süden und im Umland reagieren sehr unterschiedlich. Ein Überblick.

Fernab von festlich geschmückten Wohnzimmern existiert an Weihnachten auch noch eine andere Welt: Erkrankte Personen befinden sich über die Feiertage teilweise in ihren Krankenhausbetten oder bewegen sich in den stillen Gängen der Kliniken. Die Horrorvorstellung eines einsamen Weihnachtsfests muss indes keine Realität werden. Doch zum Fest der Liebe gelten auch dieses Jahr spezielle Maßnahmen in den Krankenhäusern. Die Vorkehrungen der Kliniken sind vielfältig.

Nur mit Maske: Weihnachtsbesuch in den Elbe Kliniken Buxtehude und Stade erlaubt

Wer die Website der Elbe Kliniken in Buxtehude und Stade besucht, der landet zunächst auf der Startseite. In einer kaum zu übersehenden Schriftgröße sticht dort ein Infokasten mit der Überschrift „Aktuelle Regelungen“ heraus. Zunächst gilt: Besuche sind grundsätzlich möglich. Dafür ist ein tägliches Zeitfenster zwischen 14 und 19 Uhr vorgesehen, das maximal zwei Personen pro Patient wahrnehmen sollen. Das ist aber mit einer Bedingung verknüpft – seit Ende Oktober gilt dort für Patienten und Besucher eine Maskenpflicht, teilt die Klinik mit.

Im Falle eines Besuchs sind beide Personengruppen „dazu verpflichtet, mindestens eine OP-Maske in allen klinischen Bereichen“ zu tragen – das gilt auch für Patienten ohne Besuch, wenn sie sich außerhalb Ihres Zimmers bewegen. Lediglich Kinder unter sechs Jahren sind von dieser Vorsichtsmaßnahme befreit. „In unseren beiden Kliniken steigen aktuell die Zahlen coronapositiver Patientinnen und Patienten“, erklärt Dr. Sebastian Philipp, Ärztlicher Direktor des Elbe Klinikums Stade.

Steigende Fallzahlen und Fachkräftemangel – zwei große Hürden für die Elbe Kliniken

Daneben komme es auch innerhalb des Hauses erneut vermehrt zu Übertragungen. Mit der Maskenpflicht, so Philipp, sollen sowohl Patienten wie auch Mitarbeiter vor möglichen Infektionen geschützt werden. Von großer Bedeutung sei es außerdem, „angesichts der ohnehin angespannten Personalsituation handlungsfähig zu bleiben“. Darauf weist auch Pressesprecher Daniel Hajduk hin, der einen hohen Personalausfall beklagt. Bei Erkältungssymptomen oder einem positiven Corona-Test appelliert die Klinik daher an die Vernunft der Angehörigen, den Besuch zu unterlassen. Auch, wenn es wehtut.

Großer Familienbesuch im Krankenhaus Buchholz und Winsen auch nicht vorgesehen

Der Grat zwischen erleichterndem Familienbesuch und ernüchternder Corona-Infektion ist oft sehr schmal. Und für ohnehin geschwächte Krankenhauspatienten mitunter fatal. Deswegen trifft auch das Krankenhaus Buchholz und Winsen besondere Vorkehrungen – ein Familienbesuch in großer Runde ist dort zurzeit verboten. Die Klinik nennt den Anstieg von „Erkältungskrankheiten wie Grippe und Corona“ als Grund für diese Maßnahme.

Konkret hat dies zur Folge, dass Im Krankenhaus Buchholz und Winsen zurzeit nur zwei Personen gleichzeitig einen Patienten besuchen dürfen. Ziel sei es, die Besuche „auf das Nötigste“ zu reduzieren, so Sprecherin Josefin Bültemann. Darüber hinaus wird zum Tragen eines Mundschutzes und zur Handdesinfektion geraten. Besuchern mit Erkältungssymptomen ist der Zutritt zum Krankenhaus untersagt. Darauf weist die Klinik auf ihrer Website hin – eine Ausnahme für das Weihnachtsfest gibt es offenbar nicht.

Helios Mariahilf Klinik in Harburg: Volle Auslastung in der Kinderklinik

Auch in der Helios Mariahilf Klinik steht die Welt an Weihnachten nicht still. Sebastian Otte, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin, erläutert: „Wir verzeichnen eine deutliche Zunahme der Patientenzahlen mit Infektionen durch Influenza-Viren“. Aufgrund solcher Atemwegsinfektionen habe man zurzeit „eine maximale Auslastung der zur Verfügung stehenden Betten in der Kinderklinik“. Auch Coronainfektionen seien insbesondere bei Kindern aktuell keine Seltenheit. Eine stationäre Aufnahme ist jedoch kaum erforderlich, ergänzt der Chefarzt.

Krankenhäuser handeln verschieden: Helios Mariahilf Klinik ohne Einschränkungen

Wer auch hier mit speziellen Besucherregelungen rechnet, irrt sich und wird eines Besseren belehrt: „Unsere Besucherregelungen sind während der Feiertage nicht eingeschränkt“, bestätigt die Sprecherin des Krankenhauses, Christiane Wolter. Dennoch ist es denkbar, dass sich ein Patient – auch abseits eines Familienbesuchs – nach sozialer Nähe sehnt. Für diesen Fall hat die Helios Mariahilf Klinik vorgesorgt, sagt Wolter: „Unsere Seelsorger sind auf den Stationen unterwegs, um Weihnachtsgrüße zu verteilen und auch Wünsche nach Gesprächen zu erfüllen.“

Die Helios Mariahilf Klinik Hamburg an der Stader Straße.
Die Helios Mariahilf Klinik Hamburg an der Stader Straße. © Harburg | Hanna Kastendieck

AK Harburg spricht Empfehlungen aus – und orientiert sich auch am RKI

Von einer maßgeblichen Einschränkung kann auch im Asklepios Klinikum Harburg nicht die Rede sein. Lediglich Besucher mit Erkältungssymptomen sollen auf Besuche verzichten oder andernfalls eine Maske tragen, so Sprecherin Stefanie Pohl. Diese Maßnahme diene dem Schutz von Patienten und Personal. Sollte das Coronavirus auf einer Station ausbrechen, sei das Tragen einer Maske verpflichtend. Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) für Intensivstationen „gleichen wir regelmäßig mit der Situation und den Anforderungen vor Ort ab“, sagt Pohl.

Das Asklepios Klinikum Harburg ist ein 868-Betten-Krankenhaus
Das Asklepios Klinikum Harburg ist ein 868-Betten-Krankenhaus © imago images/Andre Lenthe | imago stock

Weihnachtliche Stimmung nicht nur im AK Harburg – Veranstaltungen für Patienten

Besuch hin oder her: Das Asklepios Klinikum Harburg bemüht sich um Weihnachtsstimmung, versichert Pohl: „Unsere Stationsteams haben sich viel Mühe gegeben, dass die Stationen und Bereiche festlich geschmückt sind.“ Wem Weihnachtsschmuck allein nicht ausreicht, um in Stimmung zu kommen, erfreute sich der Wichtelgeschichte auf der Therapiestation. An den Feiertagen sind weitere Angebote wie ein gemeinsames Weihnachtssingen vorgesehen. Auch in den Elbe Kliniken werden stationäre Patienten nicht alleingelassen: Neben dem Besuch des Weihnachtsmanns sind verschiedene musikalische Aktionen geplant, auch auf die Seelsorge kann zurückgegriffen werden. Das Krankenhaus Winsen lädt an Heiligabend sogar zum Gottesdienst ein.