Stade. Auf der Durchreise: Hunderttausende Gänse, Kiebitze und andere Vogelarten finden sich derzeit an der Niederelbe ein.

Bless- und Weißwangengänse, Kiebitze, Kraniche und Berghänflinge – das sind Vogelarten, die dieser Tage zu Tausenden über den Landkreis Stade ziehen. Die Niederelberegion, vor allem die Ufer des Landes Kehdingens und des Landes Hadeln, gelten als „International Airport“ des Vogelzuges. Naturschutzwart Andreas Nees dokumentiert für den Landkreis Stade fast täglich die Vogelwelt.

Anfang der Woche registrierte Nees an einem Tag 19.000 rastende Kiebitze in den weiten Ländereien am Elbufer. „Zwischen Wischhafen und der Ostemündung bin ich am häufigsten unterwegs“, sagt der Ornithologe. Wöchentlich erfasst der 42-Jährige hier insbesondere die Wasser- und Watvögel.

Die Unterelbe ist ein wichtiger „Airport“ für den internationalen Vogelzug. Grafik: Verein zur Förderung von Naturerlebnissen
Die Unterelbe ist ein wichtiger „Airport“ für den internationalen Vogelzug. Grafik: Verein zur Förderung von Naturerlebnissen © HA | LK Stade

Die elbnahen Bereiche in Nachbarschaft des Nationalparks Wattenmeer sind Teil des 16.000 Hektar großen Vogelschutzgebietes „Unterelbe“, von denen 13.000 Hektar im Landkreis Stade liegen. Immer stärker ist dieses Gebiet in den vergangenen 20 Jahren aufgrund seiner internationalen Bedeutung in den Fokus des Vogelschutzes und der Vogelforschung gekommen.

An manchen Tagen rasten 100.000 Nonnengänse an der Unterelbe. Sie kommen aus Sibirien

Bruterfolge von Kampfläufer, Lachseeschwalbe und anderer Wiesenvögel dokumentiert Nees teils per Wildkamera – und in der kalten Jahreszeit registriert er Zehntausende von Zugvögeln, die das Bild am Ufer des Stromes prägen. Allein über 100.000 Nonnengänse (auch Weißwangengänse genannt) rasten an manchen Tagen auf dem Weg von Sibirien nach Westeuropa an der Unterelbe – die Bestände haben über die Jahrzehnte zugenommen.

 Nonnengänse rasten auf einer winterlichen Weide am Kehdinger Elbufer.
 Nonnengänse rasten auf einer winterlichen Weide am Kehdinger Elbufer. © HA | LK Stade

Den Erfolg des Naturschutzes zu dokumentieren, ist Nees‘ Aufgabe ebenso wie die Unterstützung von Forschungsvorhaben. Dazu gehört die Beringung und Besenderung von Uferschnepfen. Andreas Nees: „Der Vogelzug wird heute digital erforscht.“ Was früher die Beringung allein an (Zufalls)Ergebnissen erbracht hat, ist heute über winzige Sender per GPS in Echtzeit zu ermitteln.

Außerdem kommuniziert der Naturschutzwart regelmäßig mit Landwirten, die an der Elbe wirtschaften und klärt Besucher auf, die „vom Wege abgekommen sind“. Auch für den Landkreis Stade als Tourismusregion ist Nees gelegentlich aktiv. Bei den herbstlichen „Zugvogeltagen“ unterstützt der Ornithologe das Natureum – und mit etwas Glück kann Nees dann auch einen Seeadler zeigen, der über dem Elbwatt kreist.