Wedel. Nabu bietet Führungen an und bittet um Mithilfe bei der Zählaktion die „Stunde der Wintervögel“. Die Details.
Die Wedeler Marsch ist ein Paradies für Wasservögel und hat mit ihrem vorgelagerten Elbwatt auch einen besonderen Stellenwert im Vogelzug. Die Niederelbe ist eine wichtige Leitlinie für Zugvögel aus Skandinavien und Nordrussland. Die durchziehenden Schwärme finden auf ihren energiezehrenden Langstreckenflügen hier Nahrung und Rastplätze.
Nabu lädt zu Führung durch Wedeler Marsch ein
Mehr als 160 Vogelarten kommen in der Wedeler Marsch vor. Es brüten dort gefährdete Arten wie Bekassine, Uferschnepfe oder Blaukehlchen. Zur Vogelzugzeit können unter anderem Zwergmöwen und Trauerseeschwalben beobachtet werden, außerdem auch viele Kleinvögel wie Finken, Pieper, Schwalben und Lerchen. Im November rasten bis zu 6000 Wildgänse und hunderte Krickenten.
„Winterliche Dauergäste im Großraum der Wedeler Marsch sind mehrere Tausend Weißwangen- und Blessgänse“, sagt Marco Sommerfeld, Leiter der Nabu Vogelstation Wedeler Marsch. Neben Blessgänsen können Vogelfreunde derzeit neben den weit verbreiteten Stockenten auch Eis-, Krick- und Löffelenten beobachten. Die große Schar an Enten und Gänsen lockt wiederum Greifvögel an. Seeadler, Mäusebussarde und Turmfalken sind kein seltener Anblick.
Nabu ruft zu Teilnahme an „Stunde der Wintervögel“ auf
Wer nach ihnen Ausschau halten möchte, hat bei einer vogelkundlichen Führung an der Vogelstation die Möglichkeit. Sommerfeld erläutert am Donnerstag, 6. Januar, von 11 Uhr an, welche Wintergäste in der Marsch anzutreffen sind. Bei einer weiteren Führung des Naturschutzbundes in Wedel stehen am Sonnabend, 8. Januar, von 14 Uhr an die „Stunde der Wintervögel“ im Wedeler Autal auf dem Programm.
Für die bundesweite Aktion rufen der Nabu und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz, vom 6. bis zum 9. Januar zum zwölften Mal zur großen Vogelzählung auf. Mitmachen kann jeder. „Es geht darum, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden“, erklärt Sommerfeld. Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute und verbreitete Vogelarten wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen.
Nabu: 2021 wurde ein starker Artenrückgang registriert
Je mehr Menschen an der Aktion teilnehmen, desto wertvoller werden die Ergebnisse für die Naturschützer. Mit ihnen können schleichende Veränderungen in der Vogelwelt festgestellt werden. So wurde bei der Zählung vor einem Jahr mit einer Gesamtzahl von 34,5 Vögeln pro Garten ein starker Rückgang registriert – zwölf Prozent weniger Vögel als im langjährigen Durchschnitt seit dem Start der Zählungen im Jahr 2011. Besonders fehlten die typischen Futterplatzbesucher wie Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer – alles Arten deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist im europaweit sehr milden Winter wohl teilweise ausgeblieben, so die Vermutung der Experten.
Gezählt wird im Garten, Park vom Balkon oder Fenster
„Im Corona-Jahr hatten wir doppelt so viele Teilnehmer, wie in den Vorjahren“, sagt Sommerfeld. Insgesamt waren das 4870 Menschen im Einzugsgebiet des Nabu Hamburg, zu dem auch die Vogelstation in Wedel gehört. „Wir hoffen in diesem Jahr auch wieder auf eine so hohe Beteiligung.“ Und so geht’s: Gezählt wird im Garten oder Stadtpark, vom Balkon oder Fenster. „Man beobachtet eine Stunde lang und notiert dabei von jeder Vogelart die höchste Anzahl, die in diesem Zeitraum gleichzeitig zu sehen war. Das vermeidet Doppelzählungen“, sagt Sommerfeld.
Mit steigenden Temperaturen ist zwar wieder vermehrt Vogelgezwitscher zu hören – so lässt sich manch Zaunkönig oder Rotkehlchen leichter entdecken. Doch normalerweise wartet man auf den Gesang eines Vogels im Winter meist vergebens. Umso wichtiger ist es daher, auf die äußerlichen Kennzeichen zu achten, um eine Vogelart sicher zu identifizieren.
Auf der Internetseite www.nabu.de lässt sich eine Zählhilfe ausdrucken, und kleine Steckbriefe nebst Fotos zu Amsel bis Zaunkönig erleichtern die Bestimmung. Zur „Stunde der Wintervögel“ stellt der Nabu dort 35 typische Arten vor. Neben besonders häufigen Wintervögeln wie Amsel oder Rotkehlchen wurden mit Bergfink, Erlenzeisig und Seidenschwanz auch sogenannte Invasionsvögel ausgewählt, die in manchen Wintern in großer Zahl aus dem Norden und Osten zu uns ziehen.
Vogelkundliche Führungen: Do 6.1., 11 Uhr: Wintergäste in der Wedeler Marsch, Marco Sommerfeld (Nabu Hamburg), Treff: Nabu Vogelstation Wedeler Marsch, Kosten: 6 Euro, 3 Euro für Nabu-Mitglieder; Stunde der Wintervögel im Wedeler Autal, Sa 8.1., 14 Uhr, Beobachtung von Jahresvögeln und skandinavischen Wintergästen mit Jens Sturm (Nabu Wedel), Treffpunkt: Bahnhof Wedel, Spende erbeten, Anmeldungen: https://veranstaltungen.nabu-hamburg.de.