Altes Land. Sie sehen aus wie Kunstwerke: Schneidebretter der Manufaktur Elbholz. Holger Maciolek fertigt sie mit Leidenschaft – und viel Geduld.
Seine Schneidebretter sehen aus wie wertvolle Kunstwerke und können zudem noch täglich benutzt werden: „Mit etwas Pflege halten sie ein Leben lang“, sagt Holger Maciolek, der Schöpfer dieser Haushaltsgeräte mit Designfaktor.
Der Gründer und Inhaber der Manufaktur Elbholz mit Sitz auf dem „Kreativhof“ in Jork entwirft dort einzigartige Küchenbretter und Messergriffe – Einzelstücke, die das Herz von Menschen höher schlagen lassen, die gern kochen oder grillen und für ihr Hobby das Besondere schätzen.
Edle Geschenke aus Holz: Elbholz-Gründer weiß, was seine Kunden mögen
„Das Brett in der Küche sagt etwas über seinen Benutzer aus“, sagt Maciolek. Nach 15 Jahren kennt er seine Kundschaft und deren Vorlieben ganz genau. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit trifft er sie auf Märkten – an diesem Wochenende des 1. Advents beim Malenter Weihnachtsmarkt – und tauscht sich mit den Interessenten aus.
Denn seine Kreationen müssen erklärt werden – allein schon, um den vergleichsweise hohen Preis zu erläutern. Ein Frühstücksbrett kostet 65 Euro, ein Schneidebrett liegt bei 210 Euro, das größte sogar bei 490 Euro. Dafür gibt es eine lebenslange Garantie und zu jedem Unikat einen Pass mit der Nummer des Objekts, Angaben zum verwendeten Material sowie Hinweisen zur relativ einfachen Pflege des Produktes, das als Markenzeichen einen eingebrannten Biber trägt.
Schon als Junge hat Maciolek auf einer Werft gern mit Holz gewerkelt
Das Tier ist ja ebenfalls ein ausgewiesener Holzexperte wie Holger Maciolek, der allerdings nie eine klassische Tischlerausbildung absolviert hat. Aber Macioleks Großvater war Tischlermeister, und er selbst entwickelte schon früh eine große Leidenschaft für das Material Holz.
Maciolek hat während seiner Schulzeit auf einer kleinen Werft in seinem Heimatort Finkenwerder beim Bootsinnenausbau geholfen. Doch eigentlich ist er ein gelernter Kaufmann und arbeitete bis zu seinem 50. Lebensjahr in der Lkw-Branche. Aber dann hatte er genug vom Bürojob und wollte das machen, was ihm schon immer besonders am Herzen lag: die Arbeit mit Holz.
„Zunächst hatte ich vor, individuelle Tische zu bauen, doch damit habe ich mir am Markt keine große Chance ausgerechnet. Dann kam die Idee mit den Brettern – und es war von Anfang an ein Erfolg“, sagt Maciolek. Als er Elbholz 2008 gründete, wurden die Küchen zunehmend Teil des Wohnbereichs und sollten nicht nur praktisch, sondern gleichzeitig dekorativ sein.
Schwarze Wenge, leuchtende Eibe, goldgelbe Olive, rotes Padouk
Auch die nützliche Dingen sollen seitdem möglichst stilvoll aussehen. „Und ein Brett in der Küche kann nicht nur ein Arbeitsgerät sein, sondern auch ein Dekorationsobjekt“, sagt Maciolek. „Ein Schneidebrett von mir ist ein Bild, es ist einzigartig und man kann drauf arbeiten.“
Maciolek verarbeitet die unterschiedlichsten Hölzer miteinander: schwarze Wenge, leuchtende Eibe, goldgelbe Olive, braune Eiche, rotes Padouk und viele andere Sorten. „Ich achte sehr darauf, wo das Holz herkommt und wie dort gearbeitet wird“, sagt der Kunsthandwerker. Aus Brasilien käme ihm nichts in die Werkstatt. „Wir verwenden nur Rohhölzer, deren Herkunft gesichert ist und deren Qualität vorher geprüft wurde.“
Aktuell wird Holz aus dem Hamburger Hafen und uralte Mooreiche aus der Elbe verarbeitet
In seiner Werkstatt nahe der Elbe arbeitet er aktuell zudem mit Holz aus dem Hamburger Hafen – eine sehr dunkle, knorrige Eiche. Auch die Stämme von zwei rund 1000 Jahre alte Mooreichen, die im Elbschlick gefunden wurde, fanden den Weg in die Jorker „Kreativwerkstatt“. „Das war ein Glücksfall, einfach faszinierend“, sagt Maciolek.
Als Mooreiche bezeichnet man eine Eiche, die seit vielen Jahrhunderten in der Erde lag. Mit der Zeit färbt sich ihr Holz dabei nicht nur schwarz, sondern wird im Kern auch extrem fest. „Ich freue mich über die wunderbaren Schattierungen dieses Holzes und lasse es ohne Additionshölzer auch einmal ganz für sich selbst wirken“, so Maciolek.
Rund 45 Arbeitsschritte braucht es für ein Elbholz-Unikat
Außer Kirsche kommt wenig Holz von den umliegenden Obsthöfen zum Einsatz. Der Grund: Die Bäume sind häufig zu mickrig und das Holz ist nicht stark genug. Für seine besonderen Kreationen aus verschiedenen ungefärbten Hölzern benötigt der Handwerker Geduld. Es dauert zwischen drei Tagen und einer Woche, bis aus den verschiedenen Bohlen in der Werkstatt ein Schneidebrett wird.
Zunächst wird das Holz quer zu seiner Wuchsrichtung aufgeschnitten. Dann geht die Puzzlearbeit los: Die einzelnen Stücke werden so gedreht, dass die Jahresringe zu sehen sind, zusammengelegt, verleimt, geschliffen und schließlich mit natürlichen Ölen geölt – rund 45 Arbeitsschritte sind nötig, bis ein Elbholz-Unikat die Werkstatt verlassen kann.
„Man muss dem Holz Zeit geben. Die einzelnen Arbeitsschritte dürfen nicht zu schnell hintereinander erfolgen“, sagt Maciolek. Sein Wissen gibt er regelmäßig in Workshops weiter, bei denen die Teilnehmenden am Abend mit einem selbst hergestellten Brett nach Hause gehen.
Maciolek setzt die in Handarbeit nach Art und Maserung zusammen
Holger Maciolek verwendet ausschließlich den besten Teil vom Holzstück: das Stirnholz. Die Jahresringe sind sichtbar und ermöglichen einen Einblick in die Geschichte des Baumes. „Das Stirnholz lässt uns in die Seele des Baumes gucken“, sagt Marciolek.
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Im Gegensatz zum Langholz, das für die meisten Küchenbretter verwendet wird, sei das Stirnholz durch seine aufrecht stehenden Holzfasern zudem extrem schnittfest: „Die Stirnholzbretter nutzen sich nicht so ab wie gewöhnlich geschnittene Holzbretter, denn die sind mit der Wuchsrichtung geschnitten und damit werden Holzfasern bei jedem Schnitt durchtrennt, wenn man auf ihnen arbeitet.“
Robuste Arbeitsgeräte, die selbst den schärfsten Klingen widerstehen
Maciolek wählt jedes einzelne Stück sorgfältig aus und setzt die verschiedenen Stücke in Handarbeit nach Art und Maserung zusammen. So entstehen in der Elbholz-Manufaktur Unikate, die auf den ersten Blick wie zarte Gemälde oder fragile Kunstwerke aussehen.
„Tatsächlich sind es aber robuste Arbeitsgeräte, die selbst den schärfsten Klingen widerstehen“, versichert der Holzkünstler. Er behandelt die Bretter ausschließlich mit natürlichen Ölen – vor allem Walnussöl. Die Hack-, Schneid-, Servier- oder Frühstücksbretter hätten zudem hervorragende hygienische Eigenschaften, erläutert Maciolek: „Die im Holz enthaltene Säure tötet Keime natürlich ab. Das ist deutlich hygienischer als Plastik.“
Windmühlenmesser aus Solingen mit Griffen von Elbholz
Holger Maciolek stellt aber nicht nur Holzbretter her. Für die Firma Herder aus Solingen durfte er für deren Windmühlenmesser Griffe aus seinen Hölzern designen. Windmühlenmesser mit einer sogenannten Buckelsklinge gelten als Allrounder in der Küche. „Ein wirklich scharfes Messer und ein Brett, das diesem Messer standhält und möglichst noch seine Klinge schont – das passt ja sehr gut zusammen“, meint Maciolek.
Seine Produkte vertreibt er inzwischen bundesweit übers Internet und auf Märkten, Messen und in ausgewählten Geschäften. „Gerade jetzt vor Weihnachten kann es im Internetshop zwischenzeitlich etwas leer aussehen. Aber es kommt immer wieder etwas nach“, sagt der Mann aus Finkenwerder. Seine Kunden seien Frauen und Männer gleichermaßen. „Aber Männer entwickeln oft schon eine besondere Leidenschaft für meine Sachen“, sagt er.