Buxtehude/Immenbeck. Braumeister Marco Hacker arbeitet mit Gerste und Malz direkt vom Gutshof. Zu Weihnachten kommt ein neues Bier mit feinem Rum-Aroma.
Rum-Fässer in einer Bierbrauerei? Was haben die dort zu suchen? Die Erklärung liefert Marco Hacker, in dessen Landbrauerei auf Gut Immenbeck die Fässer der Rum-Manufaktur Wagemut ins Auge fallen: „Wir lagern darin unser Bier für ein spezielles Projekt“, sagt der Braumeister. „Darin befindet sich unser diesjähriges Weihnachtsbier.“ Zunächst geben die Holzfässer, in denen sich jahrelang Rum befand, ihr spezielles Aroma an Hackers Bier ab. Und wenn das Bier der Immenbecker Landbrauerei dann zum Verkauf in Flaschen umgefüllt wurde, gehen die Fässer wieder zurück zur Firma Wagemut, um darin wieder Rum reifen zu lassen. Und so kommt das frische Bier-Aroma aus Hackers Brauerei in die neue Spirituosen-Kreation des Partner-Unternehmens aus Quickborn.
Landbrauerei Hacker befindet sich im ehemaligen Kuhstall auf dem Gutshof Immenbeck
Die Landbrauerei Hacker befindet sich im ehemaligen Kuhstall auf dem malerischen Gut der Familie Bartmer in Immenbeck, einem kleinen Dorf bei Buxtehude. Sie wurde 2018 mit dem Ziel gegründet, frisches Bier aus lokalen Rohstoffen für die umliegende Region zu brauen. „Als eine der wenigen Brauereien in Deutschland verwenden wir eigenproduziertes Malz aus Braugerste, die auf dem Gutshof Immenbeck schon seit 1846 in nun sechster Generation angebaut wird“, sagt Hacker. Gutsbesitzer und Agrar-Ingenieur Moritz Bartmer ist einer der größten Produzenten von Braugerste in Niedersachsen und hat ein Verfahren entwickelt, mit dem er aus seiner Gerste jenseits industrieller Großanlagen auf lokaler Ebene selbst Malz herstellen kann.
Regionalität zählt: Das Malz der Brauerei stammt aus eigener Braugerste
Gerste und Malz direkt vom Gutshof – das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Immenbecker Brauerei: „Viel mehr Regionalität geht nicht“, sagt Hacker. Diese Idee hatte den Bayern vor ein paar Jahren auf das Gut Immenbeck gelockt, wo er erstmals den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Davor lag eine lange, internationale Karriere mit Stationen in Klein- und Großbrauereien in Norwegen, Finnland, England, Schweden, Frankreich – und zuletzt bei Carlsberg in Hamburg. „Ich bin Braumeister mit Leib und Seele. Und nach über 20 Jahren war es endlich Zeit, die eigene Brauerei auf die Beine zu stellen“, sagt Hacker.
Braumeister war international in Sachen Bier unterwegs
Nur der Zeitpunkt – der hätte im Nachhinein günstiger sein können. Als der Braumeister und studierte Volkswirt Ende 2019 mit der Produktion beginnen konnte, kam die Corona-Pandemie. Die Gaststätten, die Hacker sein Bier abkaufen wollten, waren dicht. „Der Verkauf von Flaschenbier ist für kleine Brauereien schwierig, denn er bringt die niedrigste Marge bei größtem Aufwand und den höchsten Kosten“, erklärt Hacker. Anfänglich habe der Fass-Anteil im Verkauf lediglich bei sieben Prozent gelegen.
„Jetzt sind wir bei etwa 50 Prozent. Das geht schon mehr in die Richtung, in die wir von Anfang an wollten“, sagt Hacker. Die Startphase sei nicht einfach gewesen - und Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation machten es nicht leichter. „Wenn das Geld knapp wird, konkurrieren wir kleine Handwerksbrauereien mit Astra und Co“, sagt der Braumeister.
Bier gibt es auch in Restaurants und Hofläden der Region
Auch wenn die ersten Jahren nicht so liefen wie vorgestellt – Hacker bereut seinen Schritt in die Selbstständigkeit nicht. Inzwischen verkauft er sein Bier – etwa 40.000 Liter pro Jahr - nicht nur in der eigenen Brauerei, sondern auch in Hofläden und Restaurants der Region. „Bierbrauen ist für mich noch traditionelles Handwerk, bei dem die Kunst des Braumeisters und die Qualität und Herkunft der verwendeten Rohstoffe im Mittelpunkt stehen“, sagt er. Mit der Landbrauerei habe er sich einen Traum erfüllt, den seine Familie mitgegangen sei.
Mit ihr lebt Hacker nur wenige Schritte von der Brauerei entfernt auf dem Gut Immenbeck. Seine aus Costa Rica stammende Frau Vanessa arbeitet Seite an Seite mit ihm in dem Unternehmen, in dem der Brauprozess vor den Augen der Kunden stattfindet. Das Ehepaar bietet spezielle Brautage und Brauerei-Führungen an. Ein weiteres Standbein ist die Vermietung der schönen Räumlichkeiten, die sich im ehemaligen Kuhstall des Guts befinden und Platz für Feierlichkeiten und Veranstaltungen mit bis zu 70 Leuten bieten.
Hacker zählt sich nicht zur hippen Craft Beer-Szene
Im Fokus stehen bei der Landbrauerei aber die Biere. Die Brauerei hat alles, was für die Herstellung eines hochwertigen Gerstensafts benötigt wird. „Wir haben aber auf zu komplizierte Technik und Automatisierung bewusst verzichtet. Stattdessen wurde viel Wert auf Hochwertigkeit und Verarbeitung der verwendeten Materialien gelegt“, sagt Hacker. Er zählt sich nicht zur hippen Craft Beer-Szene, er möchte lediglich „unverfälschten, natürlichen Bier-Genuss“ liefern.
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Wobei das Handwerk und die Zutaten im Mittelpunkt stehen, sagt Hacker: „Wir sind stolz darauf, unsere Biere noch im wahrsten Sinne des Wortes von Hand zu produzieren. Handwerk heißt dabei für uns, dass die Menschen und nicht die Maschine bei der Herstellung im Mittelpunkt stehen.“
So könne dem als austauschbar und anonym empfundenem Industrieprodukt Bier ein individuelles und einzigartiges Erzeugnis entgegengestellt werden. Hackers Biere sind nicht hitzebehandelt und nicht filtriert. „So behalten sie ihren ursprünglichen Geschmack bei“, sagt der Braumeister.
Bald geht das Weihnachtsbier mit dem speziellen Rum-Aroma in den Verkauf
Zur Auswahl stehen vier ständig produzierte Biere, die durch saisonale Biersorten ergänzt werden. Das „Immenbecker Hofbier“ ist ein typisches Helles, für „Immenbecker Dunkles“ bilden Spezialmalze die Grundlage für einen würzig-malzigen und doch milden Geschmack, und das schlanke „Immenbecker Keller Pils“ mit leichten Hopfen- und Hefearomen wird gern von Liebhabern der typisch norddeutscher Bierkultur gekauft.
Auch das „Buxtehuder Bier“ ist ein spritziges Pils mit hell-goldener Farbe - und ein Bestseller der Landbrauerei. Jeden Winter stellt Hacker ein Weihnachtsbier her, die aktuelle Produktion der diesjährigen Kreation mit dem speziellen Rum-Aroma aus dem Wagemut-Fass läuft. Ab Mitte November geht es in den Verkauf und dürfte in der hübschen Flasche auch in diesem Jahr wieder ein beliebtes Geschenk werden.
Bier aus Immenbeck bei Buxtehude: Was einen guten Braumeister auszeichnet
„Ein Braumeister muss ein hohes Qualitätsbewusstsein haben und kreativ sein“, sagt Marco Hacker auf die Frage, was einen guten Bier-Hersteller auszeichne. „Er muss sauber arbeiten und sich mit seinen Rohstoffen auskennen.“ Denn der Brauprozess sei immer anders. „Darauf muss man sich einstellen können“, sagt Hacker. Nur dann entstehe ein Bier von gleichbleibender Qualität, das den eigenen Ansprüchen und dem Werbeslogan der Landbrauerei erfülle: „Lecker, lecker – Immenbecker.“