Neu Wulmstorf. Klimaforum will zeigen, wie man auch naturnah gärtnern und gleichzeitig Spaß an der Gemeinschaft haben kann. So können Sie teilnehmen.
Einige Stöcke im Boden markieren, wo gerade Walderdbeeren frisch eingepflanzt sind. Ein paar Meter weiter grenzt eine Naturhecke aus Ästen und Zweigen eine etwa 500 Quadratmeter große, freie Fläche zu einem Weg ab. Vielmehr aber ist von dem, was hier in dem weitläufigen Gelände aus Büschen, Bäumen und Weiden am westlichen Rand von Neu Wulmstorf gerade entsteht, noch nicht zu erkennen. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt dann schnell ein auffälliges Schild: „Biogarten Paradies“, steht da in bunten Buchstaben. Verbunden mit der Aufforderung: „Mach`auch mit!“.
„Wir wollen hier einen Beispielgarten schaffen, an dem sich viele beteiligen können“, sagt Kerstin Münnich-Krüger. Die Krankenschwester ist eine der Initiatorinnen dieses Gartens, der damit die Idee der Gemeinschaftsgärten aufgreift, die derzeit in unterschiedlichen Formen und Arten im Land entstehen. Oft sind es Gärten in der Tradition des „Urban Gardening“, die von Nachbarschaften in dichten, städtischen Quartieren angelegt wurden, wo kaum jemand einen Garten hat. Man pflanzt und erntet dann gemeinsam, schafft eine neue Nachbarschaft mit neuen Erfahrungen, die man sonst in Städten so kaum machen würde. Das Gartendeck auf St. Pauli ist dafür ein typisches Beispiel.
Corona-Krise hat Trend zum urbanen Gärtnern Schwung verliehen
Die Corona-Krise dürfte diesem Trend zum urbanen Gärtnern noch einen weiteren Schwung verliehen haben. „Das ist doch auch ideal, man trifft sich draußen, nicht in stickigen Räumen mit Maske“, sagt auch Anne Pelz, die ebenfalls zu den Mitgründerinnen des neuen Neu Wulmstorfer Gemeinschaftsgarten „Paradies“ gehört. Aber sie hat auch noch einen eigenen Garten, wo sie „leidenschaftlich gärtnert“, wie sagt. Und tatsächlich ist Neu Wulmstorf weniger durch eine dichte Bebauung als durch viele Einzel- und Reihenhäuser mit eigenen Gärten geprägt. Aber das Ziel der Neu Wulmstorfer Bio-Garten-Initiative ist neben der Freude am gemeinschaftlichen Gärtnern noch ein anderes. „Wir wollen damit Alternativen zu den Schottergärten zeigen, die hier immer mehr werden“, sagt Kerstin Münnich-Krüger.
- Verkauf des Neu Wulmstorfer Freibads im Haushaltsplan
- Gemeinde verkauft Filetgrundstück in Neu Wulmstorf
- Hier entsteht das größte Flüchtlingsheim im Kreis Harburg
Entstanden ist die Idee des Neu Wulmstorfer Gemeinschafts- oder Bürgergartens dann auch in einem größeren Zusammenhang: So hat sich in der Gemeinde im Sommer vergangenen Jahres das Klimaforum Neu Wulmstorf gegründet. Knapp drei Dutzend Mitglieder zählt die Gruppe mittlerweile, schätzt Kerstin Münnich-Krüger. „Wir haben uns als Bürger zusammengetan, um etwas gegen den Klimawandel zu tun“, sagt sie. Ziel sei, Neu Wulmstorf zu einer klimafreundlichen Gemeinde zu machen. Wozu es mittlerweile mehrere Ansätze gibt: Und so haben sich im Klimaforum inzwischen verschiedene Arbeitsgruppen gebildet.
Förderung von Solarenergie, Müllvermeidung und Mobilitätswende
Da geht es etwa um die Förderung von Solarenergie im Ort, um Müllvermeidung oder auch um eine Mobilitätswende. Eine Arbeitsgruppe des Forums befasst sich mit dem „Biogarten Paradies“, der neben dem Insekten- und Artenschutz auch einen direkten Klimaaspekt umfasst. Denn in den mit Kies und Steinen gestalteten Flächen in Schottergärten könne das Oberflächenwasser nicht mehr versickern und der Boden würde sich dadurch stark erhitzen, heißt es in der Beschreibung des Forums. Auch eine Abkühlung der Luft durch Verdunstung finde nicht statt.
Um zu zeigen, wie es anderes geht, wie man auf Schotter, aber auch auf Kunstdünger und Gift verzichten kann, soll nun der Bio-Garten demonstrieren. Auf einem Grundstück des Frauen- und Mütterzentrums Courage bekam die Gruppe dann im Herbst die Gelegenheit dazu. Es liegt hinter der Courage-Kita „Fuchsbau“ nahe der Theodor-Heuss-Straße und direkt neben dem Abenteuerspielplatz des Courage-Betreibervereins, zu dessen Sparte die Bio-Garten-AG mittlerweile auch gehört.
Geplant ist nun als nächstes ein „Inka-Beet“ und blühende Blumen
Im Herbst hatten auf dem Gelände die ersten Arbeiten begonnen, zunächst musste die Fläche dafür erst frei gemacht werden. „Das war total zu gewuchert“, sagt Münnich-Krüger. Inzwischen aber ist der dunkle Boden gelockert, die ersten Pflanzen wie die Walderdbeeren gepflanzt. Geplant ist nun als nächstes ein „Inka-Beet“ mit einer Kombination aus Kürbis, Bohnen und Mais Der Kürbis am Boden soll dabei Unkraut verschatten und so verdrängen, die Bohnen können am hohen Mais ranken. Alle drei Pflanzen ergänzen sich so und schaffen Ertrag auf kleinem Raum.
Auch blühende Blumen sind in dem Biogarten geplant. Aber eben nicht welche, die so gezüchtet wurden, dass sie zwar gefüllte, volle Blüten haben, aber damit Bienen und anderen Insekten so den Weg ins Blüten-Innere zu ihrer Pollen-Nahrung versperren. Ein Vorbildgarten eben, der zeigt, wie es auch anders geht.