Landkreis Stade. Stader Landrat reagiert auf mutmaßlichen Wolfsangriff mit 55 getöteten Schafen – und zieht einen überraschenden Vergleich.
Vor dem Hintergrund des mutmaßlichen Wolfsangriffs am Wochenende bei Gräpel (Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten) im Landkreis Stade, dem 55 Schafe zum Opfer fielen, regiert nun auch der Landrat des Kreises, Kai Seefried – für den der schwere Angriff nur eine Frage der Zeit war: „Leider kommt ein solcher Wolfsangriff für mich nicht wirklich überraschend“, sagte er in einer Mitteilung des Kreises. Das Ausmaß zeuge allerdings von einer neuen Dimension: „Das zeigt die ganze Dramatik der Situation.“
Hier lohne sich ein Blick zurück, um die Entwicklung nachzuvollziehen: Erst 2007 gab es die erste Sichtung eines Wolfes in Niedersachsen. Heute leben in unserem Bundesland genauso viele Wölfe wie in Norwegen und Schweden zusammen – wobei die Fläche Norwegens und Schwedens gut 20 mal so groß ist wie die von Niedersachsen.“
Wolf tötet 55 Schafe im Kreis Stade: „Nicht nur der Wolf muss geschützt werden“
Allerdings: In Schweden gibt es eine Lizenzjagd auf Wölfe, die jeweils nach geschätztem aktuellem Bestand ausgelegt wird. 2019 und 2020 wurde die Jagd ausgesetzt, weil der Bestand unter 300 Wölfe gesunken war. 2021 und 2022 wurde die Jagd wieder aufgenommen. Das berichtet der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Hintergrund: Norwegen und Schweden haben sich auf 300 Wölfe als „kleinste überlebensfähige Population“ geeinigt, wobei sich der Großteil des skandinavischen Bestands in Schweden aufhält, nicht in Norwegen. In Finnland gibt es nur in der südlichen Hälfte des Landes feste Wolfsvorkommen. Auch das hat einen Grund: Die im Norden lebenden Rentierbestände gelten als hohes Kulturgut, deshalb haben Wölfe hier einen geringen Schutzstatus.
Fast eine ganze Schafherde vernichtet – wie wolfssicher war der Zaun?
500 Wölfe seien zu viele für Niedersachsen, sagt Landrat Kai Seefried. „Der Schutz des Wolfes hat zu Recht eine hohe Bedeutung. Die Bilder aus Gräpel zeigen aber eindrucksvoll auf, welches Leid die Schafe dort erleben mussten. Nicht nur der Wolf muss geschützt werden, es muss andersherum auch wirksame Schutzmechanismen für Schafe, Pferde und andere potenzielle Opfer von Wolfsangriffen geben.“
Trotz eines vermeintlich wolfssicheren Zaunes wurde in Gräpel am Wochenende fast eine ganze Herde vernichtet. Das zeige, dass es keine absolute Sicherheit für die Tierhalter gebe.
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„Für uns im Landkreis Stade hat der Küstenschutz eine besondere Bedeutung. Da ist diese Entwicklung besonders besorgniserregend. Der Küsten- und Deichschutz hängt stark von der Unterhaltung der Deiche mit Schafen ab. Wir brauchen auch zukünftig die Schäfer, die hier mit ihren Herden aktiv sind“, betont Seefried. „Die Deiche werden wir nicht einzäunen können.“
Die Schäfer bräuchten existenzsichernde Maßnahmen, leider haben die ersten Schäfer aufgrund von Wolfsrissen in ihren Herden bereits aufgegeben. „Wir benötigen daher dringend eine Regulierung des Wolfsbestandes und am besten auch wolfsfreie Zonen entlang der Schutzdeiche.“