Landkreis Harburg. Polizisten fingen Camper bereits mit dem Motorrad auf der Autobahn ab. Was sie vor allem interessierte – und welche Verstöße es gab.
Ferienzeit ist Reisezeit – immer beliebter wird dabei der Urlaub im Wohnwagen oder mit dem Wohnmobil. Am Freitag schaute die Hamburger Polizei entlang der A7 genauer hin – und hielt zahlreiche Campingfahrzeuge an.
Mit den Autobahnen A1 und A7 liegt die Hansestadt Hamburg im Epizentrum des Reiseverkehrs im Norden. An diesem Wochenende erwartet der ADAC einen besonders regen Reiseverkehr, weil in Bayern und Baden-Württemberg in die Sommerferien beginnen, während viele Reisende aus Nordrhein-Westfalen und Skandinavien wieder auf dem Heimweg sind. Ein Stau auf der Reiseroute scheint fast unvermeidbar.
Wohnmobil-Kontrolle an der A7: Fahrer zeigen Verständnis
Am Freitag kontrollierten 16 Beamte verschiedener Verkehrsdirektionen insgesamt 52 Fahrzeuge, davon 22 Wohnmobile und 24 Campinggespanne auf dem Rastplatz „Harburger Berge Ost“ an der A7 in Fahrtrichtung Norden. Dabei war die mobile Waage der Verkehrsdirektion 4 aus Harburg stets das erste Ziel, normalerweise wird sie zur Überwachung des Schwerlastverkehrs eingesetzt.
Bei den meisten Fahrzeugen war alles in Ordnung. Kleinere Mängel konnten an Ort und Stelle beseitigt werden, wie etwa bei einer Familie aus dem Landkreis Harburg auf dem Weg nach Dänemark: Sie mussten ihre Fahrräder und einen Strandbuggy mit einem zusätzlichen Gurt gegen das Herunterfallen vom Anhänger sichern.
Privatpersonen sichern Ladung oft nicht ordnungsgemäß
Einige Wohnmobile waren hingegen überladen. Höchstwert bei der Kontrolle: 220 Kilogramm über dem zugelassenen Gesamtgewicht. „Bei den Wohnmobilen hilft es oft schon, wenn sie ihr frisches Wasser abfließen lassen“, sagt André Muhs, der Einsatzleiter der Verkehrsdirektion 4 aus Harburg. So war es auch heute.
Die Camper selbst hatten in der Regel Verständnis für die Kontrollen. „Ich finde es gut, denn anders als bei den Profi-Kraftfahrern sichern Privatpersonen ihre Ladung oft nicht ordnungsgemäß“, sagt der Fahrer eines VW-Busses mit Anhänger und ergänzt: „Man kann als Gelegenheits-Gespannfahrer die enormen Kräfte, die bei einem Unfall oder einer Vollbremsung wirken, kaum abschätzen“.
Wohnmobile: Corona-Krise sorgte für regelrechten Verkaufsboom
Und auch die Polizei ist voll des Lobes: Die meisten Führer von Campingfahrzeugen haben sich offensichtlich vor Fahrtantritt informiert und die Tipps von Polizei und Institutionen beherzigt, sagt einer der Polizisten, die mit einem Motorrad die Camper bereits an der Anschlussstelle Fleestedt abfingen.
Der Urlaubsreiseverkehr hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Immer häufiger werden Reisemobile und Campingwagengespanne genutzt, nicht zuletzt die Corona-Krise hatte für einen regelrechten Verkaufsboom in der Branche gesorgt. Viele Nutzergruppen haben die Freiheiten der mobilen Wohnung, das sogenannte Vanlife, für sich entdeckt. Dabei spielt die Erfahrung zu naturnahen und erdgebundenen Reisen eine große Rolle.
Die alte Camper-Weisheit ist nicht jedem bekannt
Doch oftmals, so die Polizei, sind diese viel zu schwer und falsch beladen. Seit Donnerstag kontrolliert die Polizei in Hamburg verstärkt die Reiserouten, sie nennt es „Operation Safe Holiday“. An einer Kontrollstelle an der Schnackenburgsallee wurden bereits am Donnerstagnachmittag 65 Fahrzeuge und 68 Personen überprüft. Bei rund zehn Prozent der kontrollierten Fahrzeuge wurden Mängel festgestellt. Dennoch war die Polizei mit der Gesamtbilanz zufrieden, schwere Mängel seien nicht festgestellt worden.
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„Was nicht in den Papieren steht, ist die alte Camper-Weisheit, dass schweres Gepäck nach unten gehört. Denn je tiefer der Schwerpunkt des Fahrzeugs liegt, desto geringer fallen Karosseriebewegungen und –neigung aus“, rät die Gesellschaft für Technische Überwachung, kurz GTÜ. Vor allem im Wohnwagen sollte schweres Gepäck nach Möglichkeit in der Fahrzeugmitte verstaut werden, auch wenn es sich auf den ersten Blick eher anbietet, die Stauräume unter den Betten oder im Deichselkasten zu nutzen.
Überladene Wohnmobile: Im Ausland können Strafen deutlich höher ausfallen
Überladene Reisemobile und Wohnwagen sind absolut kein Kavaliersdelikt: Wer beispielsweise in Deutschland das zulässige Gesamtgewicht auf der amtlichen Waage um mehr als 20 Prozent überschreitet, der handelt sich 95 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg ein. Im Ausland können die Strafen deutlich höher ausfallen.
Dabei setzen die Beamten vor allem weiter auf Prävention. Von der Verkehrsdirektion 6 waren extra Beamte angereist, die mit den Campingurlaubern sprachen und ihnen die Gefahren von Überladung und falscher Ladungssicherheit erklärten.
Damit die mitreisenden Kinder nicht unter der Zwangspause litten, erhielten viele von ihnen einen Rucksack mit Reisespielen, Ausmalbogen und das Bastel-Set für eine Polizeimütze.