Landkreis Harburg und Umgebung. Idylle statt Massenbetrieb: In der Region rund um Harburg können Camper bei Landwirten unterkommen. So findet man die begehrten Plätze.

  • Höfe und landwirtschaftliche Betriebe bieten Stellplätze an
  • Das Angebot ist über verschiedene Onlineplattformen auffindbar
  • Diese Camping-Möglichkeiten gibt es in der Region

Campingurlaub in Deutschland boomt – die Corona-Pandemie hat diesen Trend stark befeuert. So sind die Preise für Wohnmobile und Wohnwagen extrem angezogen, und Mietfahrzeuge für den naturnahen Urlaub fernab von Hotelkomplexen stehen nur mit langer Vorlaufzeit zur Verfügung. Die Glücklichen, die über einen eigenen Campingbus, Wohnwagen, ein Wohnmobil oder – wenigstens - ein Zelt verfügen, spüren den Trend zum Camping ebenfalls, denn Stellplätze sind zur Mangelware geworden.

Selbst auf einem Ponton mit Blick auf die Elbphilharmonie kann ein Stellplatz gebucht werden.
Selbst auf einem Ponton mit Blick auf die Elbphilharmonie kann ein Stellplatz gebucht werden. © HA | Hinterland

Besonders im Sommer und in beliebten Urlaubsgegenden: Wer nicht schon vor Wochen einen Platz für seinen Wohnwagen oder sein Wohnmobil gebucht hat, steht dumm da. Mögliche Abhilfe bieten einige Internetplattformen, über die ein günstiger Stellplatz für einen Kurzzeit-Aufenthalt oder einen Zwischenstopp gesucht und gebucht werden kann. Auch einige Höfe und landwirtschaftliche Betriebe aus der Region sind auf diesen Trend aufgesprungen und nutzen Online-Anbieter wie „HinterlandCamp“, „Landvergnügen“, AlpacaCamping“ oder „Camperland“, um auf die aktuelle Camping-Welle aufzuspringen und aus der Entwicklung hin zum Urlaub in der Natur eine zusätzliche Einnahmequelle zu generieren.

Camping bei Hamburg: In Moisburg bietet Familie Blümel Stellplätze an

So wie Familie Blümel, die im Hauptgeschäft eigentlich Weihnachtsbäume produziert und vermarktet. Vor gut drei Jahren kam als weiteres Standbein ein Hofcafé und ein Hofladen in Moisburg hinzu. Dort bieten Geschäftsführerin Saskia Blümel und ihr Team seit kurzem auch Stellplätze für Camper an. „Das wird irre gut angenommen“, sagt Astrid Blümel. Sie ist auf dem Hof zuständig für die Camper und hat darin ihre Berufung gefunden.

Im Alten Land kann man mitten in einer Obstplantage campen.
Im Alten Land kann man mitten in einer Obstplantage campen. © HA | Hinterland/Schober

„Mir bereitet der Kontakt zu den Camper große Freude“, sagt sie. Die meisten Gäste seien sehr nett – Ausnahmen bestätigten die Regel: „Neulich hat jemand seinen riesigen Hund mit in die Dusche genommen. Die sah danach schlimm aus.“

Der Hof der Familie Blümel ist gleich bei mehreren Internetplattformen gelistet, etwa bei HinterlandCamp und bei AlpacaCamping. Denn auf dem Hof mit Blick über das Estetal bis hin zu den Harburger Bergen sind auch Alpakas, Ponys und Ziegen zuhause. Es gibt einen Spielplatz und Campern wird Strom, Dusche, WC, Waschmaschine und Trockner geboten sowie eine kleine Küche.

Im Moisburger Hofladen gibt es eine spezielle Verkaufsecke mit Camping-Artikeln

Wie andere Stellplatzanbieter aus dem landwirtschaftlichen Bereich auch, erhofft sich die Familie einen zusätzlichen Kundenzuspruch für ihre Produkte im Café und im Hofladen, wo es sogar eine spezielle Verkaufsecke mit Camping-Artikeln gibt. „Die laufen richtig gut“, sagt Astrid Blümel.

Thorsten und Claudia Lohmann haben den Hof der Familie Blümel über die Plattform HinterlandCamp gefunden.
Thorsten und Claudia Lohmann haben den Hof der Familie Blümel über die Plattform HinterlandCamp gefunden. © HA | Sabine Lepél

Auch Claudia und Thorsten Lohmann aus Altötting in Oberbayern haben sich dort schon ein Souvenir gekauft. Das Ehepaar steht mit seinem Wohnwagen abseits vom Trubel auf dem Hof und blickt nach einer Radtour durchs Alte Land entspannt ins Grüne. Am Himmel zieht ein Greifvogel seine Kreise. „Wir bevorzugen ohnehin kleinere Plätze“, sagt Claudia Lohmann. „Und hier ist es sehr schön. Es gibt sogar ein veganes Frühstück.“

Camping-Stellplatz im Internet gefunden – so einfach war es

Claudia und Thorsten Lohmann berichten, dass sie den Stellplatz im Internet gefunden haben. „Durch Zufall über den Anbieter Hinterland“, sagt Thorsten Lohmann. „Mit unserem Wohnwagen können wir nicht autark stehen und haben bei der Suche entsprechende Filter gesetzt.“

Auch bei anderem Plattformen wird angegeben, ob es sich beim Stellplatz um eine reine Übernachtungsmöglichkeit handelt oder ob weitere Services wie WC, Dusche oder Strom angeboten werden. „Wir benötigen mindestens Strom und gern auch sanitäre Anlagen“, sagt Claudia Lohmann. „Das haben wir hier vorgefunden und außerdem noch ein schnuckeliges Café, den hübschen Hofladen und total nette Gastgeber.“ Nach zwei Nächten auf dem Hof in Moisburg geht es für sie weiter in Richtung Ostsee.

Stellplatz 23 Euro pro Nacht – inklusive Strom und Bad

Die Bayern zahlen für den Stellplatz bei Blümels 23 Euro pro Nacht – inklusive Strom und Nutzung der angebotenen Einrichtungen. Andere Vermieter haben andere Bezahlmodelle oder bieten die erste Nacht auf ihrem Stellplatz sogar kostenlos an. So erhalten Camping-Fans bei „Landvernügen“ - ein Onlineanbieter mit bundesweit 1400 Gastgebern im Portfolio – mit dem Kauf des aktuellen Stellplatzführers eine Jahresvignette und eine Mitgliedskarte. Damit können die teilnehmenden Bauernhöfe für 24 Stunden ganz ohne Gebühr besucht werden – ein Blick hinter die Kulissen inklusive.

Geschäftsführerin Saskia Blümel im Café auf dem Hof der Familie, der inzwischen auch bei Campern sehr beliebt ist.
Geschäftsführerin Saskia Blümel im Café auf dem Hof der Familie, der inzwischen auch bei Campern sehr beliebt ist. © HA | Sabine Lepél

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Onlineplattformen und Netzwerken, die bei der Suche nach einem Stellplatz auf einem Hof für Wohnwagen, Wohnmobil, Campingbus oder Zelt helfen und Höfen und anderen Anbieter die Möglichkeit bieten, sich zu präsentieren.

Camping bei Hamburg: Breites Angebot von stadtnahem Ponton bis Huskyfarm

In der Region werden ganz unterschiedliche Stellplätze angeboten: vom stadtnahen Ponton mit Blick auf die Elbphilharmonie über ein idyllisches Plätzchen mitten zwischen Apfelbäumen im Alten Land bis hin zum luxuriösen „Glamping“ am Elbdeich in Stelle oder einem eher schlichten Aufenthalt mit „Plumpsklo“ für Hunde-Freunde auf einer kleinen Huskyfarm im Landkreis Stade.

Der Vorteil für die Camper liegt auf der Hand: Sie bekommen für eine überschaubare Gebühr, die meistens zwischen zehn und 30 Euro liegt, einen preiswerten Stellplatz und lernen zudem Menschen und deren Geschichten kennen. Aber auch Privatleute, Betriebe und besonders die Höfe mit Hofladen oder Direktvermarktung profitieren von der Stellplatz-Vermietung: Sie erhalten die Gebühr und können ihre Produkte an die Urlauber verkaufen, die bei ihnen Station machen.

Teilweise werden Nebenkosten extra abgerechnet. Und bei kostenfreien Anbietern steht manchmal eine Spenden- oder Wertschätzungsbox.

Astrid Blümel in der
Astrid Blümel in der "Camper-Ecke" des Hofladens. Sie ist auf dem Hof zuständig für die Camper. © HA | Sabine Lepél

Wie alles in Deutschland ist auch das Camping auf den Höfen oder bei Privatanbietern reguliert: Je nach Bundesland darf zum Beispiel ein Landwirt nur bis zu drei Stellplätze anbieten. Und Dauercampen ist gar nicht erlaubt. Die Urlauber dürfen maximal zwei Nächte bleiben.

Plattformen und Netzwerke für das Camping

Das Angebot an Online-Buchungsplattformen und Netzwerken für Camper-Stellplätze im Grünen ist groß. Suche, Buchung und Abrechnung erfolgt meistens übers Internet. Hier eine kleine Auswahl:

  • AlpacaCamping: Höfe mit Alpakas
  • MyCabin: nicht nur Bauernhöfe, sondern auch Privatleute, Klöster, Landgasthöfe
  • staybetter: für autarke Wohnmobile
  • Landvergnügen: vor Buchung ist der Erwerb eines Reise- und Stellplatzführers für 49,90 Euro nötig, dann ist jeweils die erste Nacht kostenfrei
  • Camperland: ehemals VanlifeLocation
  • HinterlandCamp: Zahlungsabwicklung erfolgt über den Anbieter der Stellplätze