Moisburg. Auf dem Gelände der ehemaligen Kult-Disco entsteht ein neues Wohngebiet. Was bislang geplant ist – und wo man sich bewerben kann.
Jetzt soll das MicMac Moisburg endgültig fallen: Wenn alles planmäßig läuft, rücken die Abrissbagger in wenigen Monaten auf dem Gelände der ehemaligen Kult-Disco an und beseitigen das marode Gebäude, in dem einst legendäre Partys gefeiert wurden.
Thomas Soll vom Investor HS Immobilien GmbH & Co.KG aus Buxtehude bestätigte dem Abendblatt auf Nachfrage diesen neuen Zeitplan: „Ziel ist jetzt der Start der Abrissarbeiten Ende diesen Jahres“, so Soll.
Abriss der Kult-Disco MicMac: Neuer Wohnraum auf knapp 28.000 Quadratmetern
HS Immobilien will an dem ehemaligen MicMac-Standort das neue Wohngebiet „Alter Festplatz“ realisieren. Die Gemeinde hat den Weg freigemacht für ein knapp 28.000 Quadratmeter großes neues Baugebiet mit Mehrfamilien-, Doppelhäusern und Einfamilienhäusern sowie etwas Gewerbe.
Zunächst muss allerdings das rund 2000 Quadratmeter große Gebäude der ehemaligen Kult-Disco abgerissen werden. Eine entsprechende Abrissparty am 16. September des vergangenen Jahres hatte viel Zuspruch gefunden. Damals hatte Soll den Baustart für Anfang 2023 angekündigt.
Den Planungen für neuen Wohnraum kam die Knoblauchkröte dazwischen
Dieser Zeitplan konnte aufgrund eines erforderlich gewordenen Naturschutz-Gutachtens nicht gehalten werden, denn den Planungen kam die Knoblauchkröte und ihre amphibischen Genossen dazwischen. In der Nähe zum ehemaligen MicMac-Gelände befindet sich das Naturschutzgebiet Estetal, und an der Landesstraße L141 in Richtung Hollenstedt, an der das geplante Baugebiet liegt, werden regelmäßig während der Krötenwanderungen Zäune zum Schutz der Amphibien aufgebaut und von Naturschützern betreut.
Deshalb erschien der Naturschutzbehörde ein Vorkommen von seltenen Amphibien auch in dem Bereich von Moisburg, in dem das neue Wohngebiet entstehen soll, nicht abwegig. „Dort wurden in der Vergangenheit Vorkommen belegt“, so ein Landkreissprecher.
Das Ergebnis der Amphibien-Erhebung: Laubfrosch statt Kröte
Aus diesem Grund wurde während der Krötenwanderungen im Frühjahr eine Erfassung der Amphibienvorkommen rund ums MicMac-Gelände und am angrenzenden Waldgrundstück, das der Gemeinde Moisburg gehört, durchgeführt.
Das Ergebnis steht nun fest: Es wurde zwar kein Knoblauchkröten-Vorkommen festgestellt, dafür wurden aber Laubfrösche gesichtet, wie Moisburgs Bürgermeister Ronald Doll dem Abendblatt bestätigte. Sie gehören wie die Knoblauchkröte ebenfalls zu den stark gefährdeten Arten.
Die Laubfrösche sollen das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Festplatz an der Hollenstedter Straße aber nicht gefährden: „Wir befinden uns derzeit in guten Verhandlungen mit dem Eigentümer von Ersatzflächen für den Laubfrosch“, so Doll.
Gemeinde Moisburg will den Wald abholzen und Ausgleichsflächen schaffen
Die Gemeinde möchte das Waldgrundstück an die HS Immobilien GmbH & Co.KG verkaufen, in deren Planungen das Areal von Anfang an mit eingebunden war. Ohne dieses Grundstück könnte HS Immobilien das Vorhaben in der geplanten Größe gar nicht realisieren.
Unabhängig von den weiteren Schritten für den noch nicht genehmigten Bebauungsplan für das ehemalige MicMac-Gelände und das Wäldchen will die Gemeinde Moisburg den Wald abholzen und Ausgleichsflächen dafür schaffen. „Bevor die Frösche im Frühjahr wieder zurückkehren“, sagt Doll.
Von Seiten der Genehmigungsbehörden des Landkreises habe es dafür „positive Signale“ gegeben, so der Bürgermeister. Die bedrohten Amphibien würden so rechtzeitig auf die noch zu erwerbende Ersatzfläche umgesiedelt.
Durch den Verkauf des MicMac-Geländes soll eine Seniorenwohnanlage entstehen
Mit dem Erlös aus dem Verkauf des ans MicMac-Gelände angrenzenden Grundstücks möchte die Gemeinde Moisburg ein anderes Baugrundstück erwerben, auf dem sie laut Ronald Doll eine Seniorenwohnanlage bauen will.
Auch Investor Soll zeigte sich erleichtert, dass es bei dem Projekt in Moisburg endlich vorangehen kann. „Die Amphibienzählung ist abgeschlossen, die sich hieraus ergebenden Maßnahmen für einen Umsiedlung werden bereits getroffen und kurzfristig umgesetzt“, bestätigt Soll. „Das Genehmigungsverfahren nähert sich jetzt langsam einem guten Ende“, hofft er.
Die lange Verzögerung hatte für Spekulationen gesorgt
An den bisherigen Planungen und Umsetzungen solle festgehalten werden. „Das Projekt wird umgesetzt“, so Soll. Es hatte bereits Zweifel gegeben, ob die ambitionierten Plänen angesichts gestiegener Baukosten und höheren Zinsen überhaupt noch realisiert werden sollen. Auch die lange Verzögerung hatte für Spekulationen über die Absichten des Investors gesorgt.
Nach den Abrissarbeiten und nach der Genehmigung des Bebauungsplans, auf deren Erhalt der Investor ebenfalls noch in diesem Jahr hofft, solle mit den weiteren Baumaßnahmen begonnen werden, so Soll.
Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser, Gewerbe und Tiefgaragen
Im vorderen Teil des Geländes sind vier Mehrfamilienhäuser mit jeweils sechs Wohnungen und einer Tiefgarage geplant. Neben den Mehrfamilienhäusern, die zur Hollenstedter Straße hin durch eine bestehende Baumreihe von der Landesstraße abgeschirmt sind, ist nahe der Einfahrt noch ein Gebäude für eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe vorgesehen.
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Richtung Süden nimmt die bauliche Dichte laut Planung ab, dort sollen Einfamilienhäuser entstehen. In der Mitte des alten Festplatzes und am östlichen Rand sind Doppelhäuser vorgesehen. Am südwestlichen Rand in Richtung Hollenstedt sind drei Reihen kleinerer Häuser mit rund 75 Quadratmetern geplant. Die Zufahrt zum neuen Wohngebiet soll über die alte Einfahrt von der Landesstraße aus erfolgen.
Das Ziel: eine nachhaltige Energieversorgung und möglichst wenig Autos
Die Energieversorgung in der geplanten Wohnsiedlung soll ohne fossile Brennstoffe auskommen: „Insgesamt wird das neue Baugebiet möglichst umweltfreundlich und ökologisch werden“, sagt Thomas Soll. „Unser Ziel ist eine nachhaltige Energieversorgung und möglichst wenig Autos auf dem Gelände.“ Teiche und Mulden sollen dafür sorgen, dass das Regenwasser hauptsächlich auf dem Gelände versickert.
Bereits mit dem Bekanntwerden der Pläne für eine Bebauung des ehemaligen MicMac-Geländes entwickelte sich laut Bürgermeister und Investor ein reges Interesse. Ab sofort können sich Interessenten an Grundstücken für Einfamilien- oder Doppelhäuser bei der HS Immobilien GmbH Co.KG in Buxtehude bewerben und werden dann auf eine Liste gesetzt. Gleiches gilt für Interessenten an den geplanten Miet- beziehungsweise Eigentumswohnungen.