Klauenburg/Bullenhausen. Ab in die Blaubeeren: Die Erntezeit der kleinen Vitaminbomben hat begonnen. Welche Höfe sie anbauen und was sie aktuell kosten.
Die Erntezeit für ein heimisches Superfood hat begonnen: Die Blaubeeren – auch Heidelbeeren oder Bickbeeren genannt – haben Saison. Sie gelten als natürliche Kraftpakete: Ihr extrem hohe Anteil an Antioxidantien stärkt die Abwehrkräfte, die Nerven und die Blutgefäße. Als „Vitalstoffträger erster Güte“ bezeichnet die als „Ernährungs-Doc“ bekannt gewordene Bestsellerautorin Dr. Anne Fleck die kleinen Vitaminbomben.
Die heimische Heidelbeere hat also eigentlich nur einen einzigen Nachteil: Sie ist lediglich für eine begrenzte Zeit im Jahr verfügbar – zumindest in der regionalen Qualität. Deshalb sollten Fans der Powerbeeren die „blaue Saison“, die bis in den September hinein geht, jetzt ausnutzen und vielleicht selbst einmal in die Heidelbeeren gehen.
Blaubeeren ernten und essen: Entzündungshemmend und kalorienarm
Heidelbeeren enthalten viel Eisen, Magnesium, Calcium, Vitamin A, B1, B2 und Niacin. Außerdem wirken sie entzündungshemmend und sind kalorienarm. Die kleinen Fitmacher sollen gegen schädliche freie Radikale wirken und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Entzündungen, Krebs und Augenleiden schützen.
Seit dem vergangenen Wochenende bieten die beiden bekanntesten Anbauer in der Region das Selbstpflücken an. Sowohl Hof Oelkers in Klauenburg als auch bei Heidelbeeren Hamburg hat die Selbstpflücker-Saison am 8. Juli begonnen. „Gleich am ersten Wochenende war es schon richtig voll auf unseren Plantagen“, sagt Bosse Oelkers-Sötje.
Heidelbeeren selbst pflücken im Landkreis Harburg: Felder sind täglich geöffnet
Die Familie Oelkers – bekannt vor allem für ihren Spargel und die Weihnachtsbäume – baut seit acht Jahren Heidelbeeren an. „Inzwischen gedeiht das jüngste Mitglied unserer Produktfamilie auf rund 14 Hektar in Klauenburg und auf Gut Hanschhorst in Hamersen sehr gut“, so Oelkers-Sötje. An beiden Anbauorten gibt es je ein Selbstpflück-Feld: Alles liegt quasi bereit für die Freunde der Heidelbeere.
Beide Felder sind während der Heidelbeersaison täglich geöffnet. Die Aktion, die Familie Oelkers in diesem Jahr zum zweiten Mal durchführt, basiert auf Vertrauen: kleine Eimer mit Kilogramm-Markierungen und eine Kasse stehen bereit, eine kurze Anleitung und die Preise pro Kilogramm hängen aus.
Ein erfahrener Pflücker erntet bis zu zehn Kilogramm Heidelbeeren in der Stunde
Wer fleißig ist, kann Geld sparen: Im Moment kostet ein Kilogramm selbstgepflückter Beeren bei Oelkers 7 Euro, zwei Kilogramm 12 Euro, drei Kilogramm 15 Euro und vier Kilogramm 18 Euro. Ein erfahrener Pflücker kann bis zu zehn Kilo Heidelbeeren in der Stunde ernten.
Den meisten Selbstpflückern geht es aber um den Spaß: „Viele Familie kommen her und sehen das Selbstpflücken als gemeinsame Unternehmung an“, sagt Bosse Oelkers-Sötje.
Das erlebt auch Oxana Voytenko von Heidelbeeren Hamburg aus Seevetal. Ihre „Blauen Beeren Bullenhausen“ können ebenfalls seit dem vergangenen Wochenende auf der Plantage zwischen Bullenhausen und Over am Hagoltweg/Ecke Friesenweg selbst gepflückt werden.
Auch bei Heidelbeeren Hamburg wird jetzt eine Naschpauschale berechnet
„Wir sind täglich von 10 bis 18 Uhr vor Ort“, so Voytenko. Sie bittet Selbstpflücker, mindestens ein Kilogramm pro Person zu pflücken: „Da ist dann die ,Naschpauschale’, die von einigen Plantagen eingeführt worden ist, bereits drin“, so Voytenko.
Auch bei Heidelbeeren Hamburg kostet das Kilogramm Blaubeeren für Selbstpflücker aktuell 7 Euro. „Nicht-Pflücker“ können die frisch gepflückten Bullenhausener Beeren direkt im Kiosk auf der Plantage kaufen. Oxana Voytenko kennt viele Rezepte mit den Vitaminbomben – darunter auch ein Blaubeer-Risotto mit Garnelen.
Heidelbeeren pur, als Punsch, Fruchtaufstrich oder Chutney
Auch im Hofladen und im Hofcafé bei Oelkers in Klauenburg spielen die gesunden Beeren im Moment eine Hauptrolle. Die Hofküche zaubert aus ihnen süße Sommergerichte und Desserts, und im Hofladen sind die Heidelbeeren pur, als Punsch, Fruchtaufstrich oder Chutney zu erhalten.
Auf beiden Höfen werden Kulturheidelbeere angebaut. Sie sind mit Waldheidelbeeren nur ganz entfernt verwandt. Kulturheidelbeeren haben helles Fruchtfleisch, nur die Schale ist blau. Deshalb bekommt man beim Verzehr auch keine blauen Zähne, wie man es von der Waldheidelbeere kennt.
Im Gegensatz zu den wilden Blaubeeren, die tief unten am Boden wachsen, bieten ihre Sträucher eine angenehme Pflückhöhe. „Wir haben verschiedene Sorten im Anbau, damit wir die ganze Heidelbeersaison über frische Früchte anbieten können“, sagt Bosse Oelkers-Sötje. Sie tragen klangvolle Namen wie Blue Crop, Duke oder Chandler. Neben den verschiedenen Erntezeitpunkten unterscheiden sich die Sorten auch in der Größe, im Geschmack und in der Haltbarkeit.
Bewusste Entscheidung gegen den Einsatz von Pflückmaschinen
Die Ernte ist ausschließlich Handarbeit. Jede einzelne Beere wird mit der Hand gepflückt. „Wir haben uns gegen den Einsatz von Pflückmaschinen entschieden, da wir damit zu große Qualitätseinbußen hinnehmen müssten“, so Oelkers-Sötje.
Im Moment sei es noch so, dass die Erntemaschine die Beeren vom Strauch schüttele. Frische Heidelbeeren seien aber sehr druckempfindlich und müssten daher mit Sorgfalt geerntet und transportiert werden, um ihre Qualität zu erhalten. Was Frauen laut Oelkers-Sötje übrigens viel besser können als Männer: „Unsere weiblichen Erntehelferinnen stellen sich bei der Blaubeer-Ernte geschickter an und sind viel schneller“, sagt er.
10.000 Tonnen im Jahr 2021: Niedersachsen ist Heidelbeeren-Land
Niedersachsen ist deutschlandweit Spitzenreiter beim Heidelbeeranbau. Nach Zahlen des Niedersächsischen Amtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) befinden sich rund 70 Prozent der Anbaufläche in dem Bundesland. 2021 wurden dort laut LAVES auf 2.087 Hektar Heidelbeeren angebaut, die Erntemenge lag bei gut 10.000 Tonnen.
- Heidekreis: Der US-Beeren-Star wächst auch in der Heide
- Küche & Genuss: Darauf kommt es beim Backen mit Beeren an
- Nach Omas Rezept: In Harburg gekocht, millionenfach kopiert
Mit der Beliebtheit der Blaubeeren als „Superfood“ fürs Müsli oder den Smoothie und dem damit verbundenen höheren Verbrauch ist allerdings auch die Konkurrenz durch günstigere Importware angestiegen. Wurden 2012 noch rund 80 Prozent der Früchte in Deutschland produziert, waren es 2021 nur noch 16 Prozent.
Heidelbeeren werden inzwischen sowohl in den Winter- als auch in den Sommermonaten massiv importiert, was zu einem deutlichen Preisverfall führen kann, weiß Oelkers-Sötje: „Wir setzen daher auf Regionalität und heimische Qualität und liefern nicht an Billig-Discounter“, sagt Oelkers-Sötje.
Die Heidelbeeren vom Hof Oelkers gehen an Großmärkte wie Famila oder – am liebsten – in die Direktvermarktung.