Winsen. Ehemalige Druckerei wurde für Löscharbeiten komplett abgerissen. Nun sichern Brandermittler die Spuren. Was bislang bekannt ist.

Nach dem Großbrand in der ehemaligen Maack’s Buchdruckerei in der Winsener Innenstadt am Sonntag prüft die Polizei Hinweise auf Brandstiftung. In dem verlassenen Gebäudekomplex zwischen Schloßring und Bahnhofsstraße sollen regelmäßig Obdachlose übernachtet und auch gekocht haben. Die Polizei traf zuletzt einen Tag vor dem Brand einen Mann in dem ehemaligen Verlagshaus an.

Einen Tag nach dem Feuer sind in den Ruinen Brandermittler dabei, Spuren zu sichern. Von dem 50 Meter langen Druckereigebäude ist nach dem Brand kaum noch etwas zu erkennen. Ein Bagger riss es bis auf die Grundmauern ein, damit Feuerwehrleute an alle Glutnester gelangen konnten.

Großbrand in Winsener Innenstadt: Kräftezehrender Einsatz für die Rettungskräfte

Mehr als 250 Feuerwehrleute aus 17 Wehren und zwei Landkreisen waren am Sonntag bis in die Abendstunden mit dem Löschen beschäftigt. Sie konnten bei Temperaturen von mehr als 30 Grad in einem kräftezehrenden Einsatz ein Übergreifen auf weitere Gebäude verhindern.

Fünf Feuerwehrleute mussten wegen Kreislaufproblemen und eingeatmeter Rauchgase vor Ort von Sanitätern behandelt werden. Winsens Feuerwehrsprecher Burkhard Giese sagte: „Wir haben Trinkwasser angefordert, die Kräfte müssen viel trinken.“ Außerhalb des Gefahrenbereichs hätten die Retter außerdem ihre Schutzkleidung ablegen können. Zudem wurden Zelte als Sonnenschutz aufgebaut.

Brand in ehemaliger Druckerei: Löschwasser vor Ort reichte nicht aus

Die Löschwasserversorgung stellte die Retter vor Herausforderungen. Als die Feuerwehrleute von mehreren Seiten vom Boden und von zwei Drehleitern aus löschten und zusätzlich noch Wasserwerfer einsetzten, kam das Leitungsnetz in der näheren Umgebung an seine Grenzen. Deswegen wurden weitere Tanklöschfahrzeuge aus Winsen, Seevetal und Salzhausen zur Unterstützung geholt.

In der Druckerei standen wohl keine Druckmaschinen mehr. “Die wurden schon vor einigen Jahren abgeholt”, sagte Jürgen Heuer. Er wohnt in der Bahnhofstraße direkt neben dem Brandort. Wegen der starken Rauchentwicklung musste er zusammen mit 15 weiteren Anwohnern einer Seniorenwohnanlage ihre Zimmer verlassen.

Senioren wurden im kühlen Winsener Rathaus mit Getränken versorgt

Winsens Bürgermeister André Wiese (CDU) kümmerte sich mit seinem Team um die Senioren: „Wir haben sie wegen der Hitze bei uns im kühlen Rathaus untergebracht und mit Getränken versorgt.” Am Abend durften die Bewohner wieder zurück.

Für die Anwohner eines Wohn- und Geschäftshauses direkt neben dem Brand gibt es dagegen noch keine guten Nachrichten. Der giftige Brandrauch zog über Stunden in die Wohnungen und Arztpraxen. “Sachverständige prüfen, wann und wie die Wohnungen wieder betreten werden können”, sagte Polizeisprecherin Wiebke Hennig. Welche Sachschäden möglicherweise durch den Rauch an den medizinischen Geräten in den Arztpraxen entstanden sind, war am Montag noch nicht absehbar.

Großbrand in Winsen: Lokalzeitung „Winsener Anzeiger“ hatte hier ihren Sitz

Unter anderem weil das Dach des brennenden Gebäudes mit Teer gedeckt war, führte zu der starken Rauchentwicklung. Welche Stoffe im Inneren verbannten, war zunächst nicht genau bekannt. Anwohner und ehemalige Mitarbeiter berichteten von gelagerten Lacken und Papierstapeln.

In dem als Pressezentrum bekannten Gebäudekomplex hatte über Jahrzehnte die Redaktion der Lokalzeitung „Winsener Anzeiger“ ihren Sitz. Auf der einen Seite zur Bahnhofsstraße befanden sich die Geschäftsräume des dazugehörigen Verlags, auf der anderen waren die Redaktion und das Archiv untergebracht. Verbunden waren sie mit der jetzt abgebrannten Druckerei.

Gebäude sollen immer wieder von Obdachlosen genutzt worden sein

Nach der Insolvenz des alten Verlags vor knapp zwei Jahren wurde der Winsener Anzeiger von den Verlegern der Lüneburger Landeszeitung übernommen und zog in ein anderes Gebäude. Seitdem standen die alten Räumlichkeiten leer. Und wurden, wie mehrere Anwohner vor Ort berichteten, immer wieder von Obdachlosen zur Übernachtung genutzt.

Nach vorsichtigen Schätzungen entstand vermutlich ein Sachschaden in Millionenhöhe. Wie es nun mit dem Gebäudekomplex in der Winsener Innenstadt weitergeht, ist derzeit noch unklar.