Buchholz. Braucht ein etabliertes Stadttheater tatsächlich einen Förderkreis? Oh ja, sagen seine Mitglieder. Und nennen viele Gründe.
„Uns gibt es schon seit drei Jahren, aber erst jetzt können wir so richtig loslegen“, sagt Gunther Heise, Vorsitzender des Vereins Kulturförderkreis Empore Buchholz. Nach dem pandemiebedingten Stillstand der Veranstaltungsszene strömen die Besucher jetzt wieder in ihr kleines Stadttheater. Das wollen die 70 Mitglieder des Fördervereins nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und neue Unterstützer zu gewinnen.
Und doch wundern sich viele: Ein Förderkreis für die Empore? Für den Leuchtturm der Nordheide-Kultur, Tochtergesellschaft der Stadt Buchholz mit einem städtischen Zuschuss von derzeit 700.000 Euro im Jahr? Für ein 500-Plätze-Theater mit jährlich bis zu 230 Veranstaltungen im Programm, sehr viele davon ausverkauft? Mit 1500 Abonnenten pro Spielzeit? Mit einem Einzugsbereich, der weit über den Landkreis Harburg hinausgeht?
Empore Buchholz: Ein Förderverein, damit nicht nur Mainstream gezeigt wird
Warum braucht ein solches Dickschiff, das seit fast 32 Jahren, davon mehr als 15 unter der Leitung seines Kapitäns Onne Hennecke, unbeschadet durch die Untiefen der Kulturlandschaft navigiert ist, denn einen Förderkreis?
„Deshalb, weil die Empore nicht nur Mainstream bieten, sondern ein möglichst vielseitiges Programm gestalten will, das auch die Interessen von Randgruppen bedient“, erklärt Gunther Heise. Unbestritten sind viele der Empore-Angebote Selbstläufer. Dazu gehören beispielsweise die Auftritte von Tribute Bands, die die Musikwelt der 1960er- bis 1980er-Jahre wiederaufleben lassen.
Programm in der Empore Buchholz: Je prominenter die Künstler, desto besser
Ebenso beliebt sind Motto-Partys, Weihnachtsmärchen, Boulevardtheater, Comedy, Poetry Slams und Kabarett. Die eiserne Währung kommerziellen Erfolgs: bekannte Namen. Je prominenter desto besser, weiß Onne Hennecke. „Doch es gibt eine ganze Reihe von Künstlern, die nicht oder noch nicht bekannt sind und trotzdem eine hohe Wertigkeit haben“, erläutert der Kulturmanager. Auch diese möchte er auftreten lassen und hat es in der Vergangenheit schon oft genug getan.
Finanziell war das bisher jedes Mal ein Wagnis. Wenn die Besucher ausblieben, wurden die Veranstaltungen zum Minusgeschäft. Denn Hennecke verfügt nicht über einen gesonderten Kulturetat. Der Zuschuss der Stadt ist kein Ruhekissen, auf das er sich sorglos betten könnte – ohne Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit seiner Veranstaltungen.
So groß wie gedacht ist Zuschuss der Stadt Buchholz für die Empore gar nicht
Bei näherer Betrachtung ist der kommunale Zuschuss gar nicht so üppig. Von dem Geld muss die gesamte Bewirtschaftung des 1991 eröffneten Hauses bezahlt werden, dazu gehören auch die Reparaturen, etwa der Einbau neuer Fahrstühle, außerdem die Löhne und Gehälter der 14 Empore-Mitarbeiter, davon acht in Vollzeit, rechnet Hennecke vor.
Und wie sieht es mit anderen Geldquellen aus? In Landkreis, Land und Bund werden immer wieder großzügige Förderprogramme für Kulturinstitutionen aufgelegt. Diese kommen allerdings bevorzugt gemeinnützigen Vereinen zugute. Die Empore als Tochter der Stadt Buchholz blieb bisher meist außen vor.
In der Pandemie zeigten sich die meisten Empore-Besucher solidarisch
Deshalb wurde 2020 der Förderverein aus der Taufe gehoben, der Zuschussanträge stellen kann. Doch kaum hatte sich der neue Verein warmgelaufen, wurden fast alle kulturellen Aktivitäten durch die Pandemie schockgefrostet. Zwar zeigten sich die Empore-Besucher mit ihrem Theater zumeist solidarisch – die meisten verzichteten auf die Rückerstattung ihrer Tickets zugunsten des Fördervereins. Doch inzwischen seien viele Bürger durch Inflation, neue Heizgesetze und den Krieg verunsichert und hielten ihr Geld fest, so Gunther Heise.
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Er hat es deshalb übernommen, persönlichen Kontakt zu Wirtschaftsunternehmen zu suchen, um sie als Mitglieder zu werben. Zu den Unterstützern gehören bereits die Sparkasse Harburg Buxtehude und die Wirtschaftsrunde Buchholz.
Kulturmanager Hennecke ist auf möglichst jeder Veranstaltung präsent
Onne Hennecke wirbt auf seine Weise für die Empore und ihren Förderverein. Er ist auf möglichst jeder Veranstaltung präsent, hört sich Anregungen, Kritik und persönliche Wünsche des Publikums an. Mit seinem fundierten Wissen macht er Vorschläge für neue Angebote, die dazu beitragen sollen, den Kulturleuchtturm Empore noch heller strahlen zu lassen.
Dank der Unterstützung des Fördervereins finden sich im Programm Preziosen wie unlängst der Auftritt zweier Solisten vom Hamburg Ballett. „Wir hatten 350 Zuschauer“, freut sich Hennecke, den der Erfolg ermutigt, mit dem Förderverein als Rückenstärkung künftig mehr zu wagen.
So zum Beispiel am 16. November die International Guitar Night mit Peter Finger und drei weiteren herausragenden Gitarristen – der Vorverkauf läuft. Oder das Konzert am 31. Januar 2024 zum 50. Bühnenjubiläum der Boogie-Woogie Brothers Zwingenberger – Axel am Piano und Torsten am Schlagzeug (Vorverkauf ab 1. Juli). Ebenfalls im nächsten Jahr vorgesehen: Englisches Theater am Vormittag für Schulen.
Das wäre ein Traum: U2-Frontmann Bono unplugged auf der Bühne der Empore
Angedacht ist darüber hinaus ein Liederfest mit verschiedenen Interpreten. Joana Naß, neugewählte stellvertretende Vereinsvorsitzende, wünscht sich außerdem ein Format, in dem sich junge Talente vorstellen können.
Und wenn Mr. Empore Onne Hennecke die Augen schließt, dann sieht er in seinen kühnsten Träumen folgendes Bild: Bono – ohne U2 – auf der Empore Bühne, nur mit der akustischen Gitarre in der Hand, wie er die größten Hits der irischen Band singt. Doch das, so weiß auch Hennecke, wäre wirklich absolut unbezahlbar.