Buxtehude. Elbe Klinikum Buxtehude greift wegen Überlastung zu drastischer Maßnahme. Wie es in anderen Kliniken in der Region aussieht.

Es ist schon schlimm genug, wenn man Weihnachten im Krankenhaus verbringen muss. Noch schlimmer ist es, wenn während der Feiertage nicht einmal Besuch empfangen werden darf. So ergeht es nun den Patienten im Elbe Klinikum Buxtehude, für das kurzfristig ein generelles Besuchsverbot ausgesprochen wurde. Die anderen Kliniken im Hamburger Süden lassen (noch) Besucher zu – obwohl Buxtehude mit seinem Verbot auch auf deren angebliche Überlastung reagiert.

Das Besuchsverbot im Buxtehuder Krankenhaus gilt ab sofort und bis voraussichtlich einschließlich Dienstag, 27. Dezember. Dies teilte das Elbe Klinikum jetzt mit. Es gilt – als potentielle Besucher – ausdrücklich auch für Kinder und Jugendliche, für die diese Situation zu Weihnachten besonders belastend sein dürfte. Ausnahmen vom Besuchsverbot gelten lediglich in Palliativsituationen sowie bei Geburten und auf der Wochenstation. Der Partner kann bei der Geburt dabei sein und im Anschluss die Partnerin täglich für eine Stunde besuchen.

Besuchsverbot für Kinder: Klinik begründet Maßnahme

Als Grund für die kurzfristige Entscheidung wird die „Überlastung von Kliniken im regionalen Umfeld“ angeführt, wodurch das Elbe Klinikum Buxtehude seit Wochenbeginn einen stark überdurchschnittlichen Zulauf an Patientinnen und Patienten habe, die im Rahmen der Notfallversorgung behandelt werden müssten. Hinzu komme eine Personalknappheit durch zahlreiche krankheitsbedingte Ausfälle.

„Wir bedauern zutiefst, dass gerade über die Feiertage eine starke Besuchsbeschränkung ausgesprochen werden muss. Jede einzelne Arbeitskraft wird derzeit dringend benötigt, weshalb die Priorität ganz klar der Versorgung und der Sicherheit vorwiegend schwer erkrankter und damit gefährdeter Patientinnen und Patienten gilt“, so Arturo Junge, Betriebsleiter des Elbe Klinikums Buxtehude.

Besuchsverbot soll am 28. Dezember enden

Geplant ist, dass die starke Besuchsbeschränkung am Mittwoch, 28. Dezember, wieder aufgehoben wird und dann die bislang gültige Regel – ein Besucher pro Patient pro Tag für eine Stunde – wieder gilt.

Das Elbe Klinikum in Stade ist nicht von dem Besuchsverbot über Weihnachten betroffen: „Stand heute bleibt es bei der bestehenden Regelung“, sagte Pressesprecher Daniel Hajduk am Donnerstag auf Abendblatt-Nachfrage.

„Grundsätzlich wollen wir ja auch allen Patienten einen Besuch ermöglichen, doch in Buxtehude gibt es diese extrem hohe Anzahl von Notfallpatienten , die behandelt werden müssen und was diese Maßnahme erfordert.“ Offenbar hätten die Kliniken im Umland keine Notfallpatienten mehr aufgenommen, so Hajduk.

Quarantäne erschwert Situation für Pfleger und Ärzte

Vor wenigen Tagen hatten die Elbe Kliniken Besucher bereits verstärkt um die Einhaltung der Hygienerichtlinien in den Krankenhäusern gebeten. Mit dem Appell sollten generelle Besuchsverbote möglichst vermieden werden.

„Doch wir merken verstärkt, dass Besucherinnen und Besucher sich immer weniger an die Hygienevorgaben halten. Dies hat bereits in Einzelfällen nachweislich dazu geführt, dass Besucher den von ihnen besuchten Patienten mit dem Corona-Virus angesteckt haben“, so Dr. Dietmar Wietholt, Medizinischer Direktor der Elbe Kliniken Stade-Buxtehude. „Das wiederum führt zu Quarantäne-Situationen, die auch die pflegerische und ärztliche Situation erschweren“, ergänzt er.

Während in fast allen Bereichen des Lebens wieder Normalität bestehe und Corona-Maßnahmen eine immer kleinere Rolle spielten, herrsche in den Kliniken eine ganz andere Realität.

In den Elbe Kliniken werden nach eigenen Angaben derzeit 50 Patienten mit Covid-19 behandelt. Das ist der Höchststand seit Pandemiebeginn. Hinzu kommen vermehrt Fälle mit anderen Virusinfektionen wie mit Influenza oder dem RS-Virus.

Hamburger Umland: Kliniken bleiben bei 1-1-1-Regelung

In Stade gilt bis auf weiteres ebenfalls die sogenannte 1-1-1-Regelung: ein Besucher pro Patient pro Tag für eine Stunde. In Kliniken gilt bundesweit nach wie vor eine Testpflicht für Besucher, wobei ein vorgenommener Selbsttest nicht ausreicht.

Außerdem gilt die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske. Dabei muss die FFP2-Maske von den Besuchern auch in den Patientenzimmern getragen werden. Denn der Nachweis eines Schnelltests ist 24 Stunden gültig. „Durch die lange Gültigkeitsdauer bleibt immer ein Restrisiko, dass eine Besucherin oder ein Besucher im Moment des Besuchs Corona-positiv ist“, so Dr. Wietholt.

In den anderen Kliniken im Hamburger Umland bleibt es ebenfalls bei der 1-1-1-Regelung. Die unterschiedlichen Besuchszeiten und die weiteren Maßnahmen sind auf den Internet-Seiten der Krankenhäuser nachzulesen.

Krankenhäuser sperren Notaufnahmen kurzfristig

Dass die Notaufnahmen in den Krankenhäusern in Winsen und Buchholz sowie im Asklepios Klinikum Harburg oder in der Helios Mariahilf Klinik abgewiesen hätten, ließ sich auf Nachfrage des Abendblatts nicht bestätigen. „Bei uns läuft die Notfallversorgung ordnungsgemäß. Die Behörde in Hamburg hat alle Notaufnahmen und Kliniken angewiesen, Patienten aufzunehmen, Sperrungen sollen explizit vermieden werden“, so Stefanie Pohl, Pressesprecherin bei Asklepios in Harburg.

Dr. Christian Pott, Ärztlicher Direktor und Prokurist der Krankenhaus Buchholz und Winsen gemeinnützige GmbH, räumt kurzfristige Sperrungen der Zentralen Notaufnahmen ein.

Buchholz und Winsen dürfen nicht gleichzeitig sperren

„So etwas machen wir aber nur stundenweise und bei ganz bestimmten Kriterien – nämlich dann, wenn die Notaufnahme so überfüllt ist, dass den Patienten nicht geholfen werden kann“, sagt Dr. Pott. Aktuell sei dies eher in Winsen als in Buchholz vorgekommen. „Sollte in Buchholz gesperrt werden, darf Winsen aber nicht zeitgleich gesperrt sein“, erläutert der Är ztliche Direktor.

Pott weist auf die bundesweit angespannte Lage in den Notaufnahmen hin: „Alle Notaufnahmen sind aktuell überlastet.“ Ein Besuchsverbot sei eine Maßnahme, die sich schnell umsetzen lasse. Für Buchholz und Winsen stehe das aber nicht an: „Es gäbe für ein Verbot keine Akzeptanz und wir sehen da auch keine Korrelation“, so Pott.