Rosengarten. Jahresgespräch mit Dirk Seidler: Bekämpfung der Corona-Pandemie steht für Bürgermeister der Gemeinde Rosengarten an erster Stelle

Es gibt viele Themen, die Dirk Seidler in 2022 anpacken möchte. Doch keines davon ist für den Bürgermeister der Gemeinde Rosengarten so wichtig wie die Bekämpfung der Corona-Pandemie. Also hat er zwei Tage vor Weihnachten die Ärmel ein drittes Mal in diesem Jahr hochgekrempelt und sich gegen das Coronavirus impfen lassen.

Damit genau das möglichst viele Menschen in der 14.000-Seelen-Gemeinde tun und der rasante Verlauf der Pandemie gemeinsam gestoppt wird, hat Dirk Seidler gemeinsam mit dem mobilen Impfteam der Johanniter das Rathaus zum Impfstützpunkt umfunktioniert. Seitdem stehen jeden Mittwoch hunderte Menschen auf dem neuen Rathausvorplatz Schlange, um sich eine Impfung abzuholen. Kurz vor Weihnachten konnten an einem Nachmittag 400 Spritzen gesetzt werden.

Zusammenhalt der Bevölkerung leide, Impfung fördere Spaltung

Der Bürgermeister hofft, dass die Bereitschaft zum Impfen in den kommenden Wochen anhält, weil sonst die Welle die Bevölkerung überrolle. Und vieles in der Gesellschaft kaputt gehe. „Der Zusammenhalt der Bevölkerung leidet“, sagt Seidler. Vieles sei nicht mehr möglich. Es gehe ein riesiger Riss durch die Gesellschaft. Und das Thema Impfung fördere die Spaltung. „Für mich gibt es nur eins: Die Impfpflicht quer durch die Gesellschaft“, so Seidler. „Denn wenn wir das nicht tun, wird uns die Welle überrollen.“ Der Bürgermeister wünscht sich bei der Bekämpfung der Pandemie ein klares „Wir“ in der Gesellschaft und weniger Egoismus. „Minderheiten haben Rechte, aber sie dürfen nicht alles überlagern.“

Seidler braucht den Zusammenhalt in der Bevölkerung, die Gemeinschaft, um auch im eigenen Beritt Themen anzupacken. Ganz oben auf der Liste steht das Thema Nachhaltigkeit. „Wenn wir bewahren wollen, was ist, können wir nicht mehr in wohlbekannten Verhaltensmustern verharren. Dann müssen wir viele Dinge ändern.“ Dafür hat die Verwaltung im Herbst das Projekt „Kommunale Nachhaltigkeit in Rosengarten“ angeschoben. Das Ziel: Gemeinsam mit den Menschen vor Ort Maßnahmen für Klimaschutz und soziales Miteinander zu entwickeln. „Wir haben in der Gemeinde ein Klimaschutzkonzept, das gefüllt und ergänzt werden muss“, sagt Bürgermeister Seidler. „Doch wir wollen das Thema nicht allein im politischen Raum bearbeiten. Die Menschen vor Ort sollen sich mit Ideen und Konzepten einbringen und den Weg mitgestalten.“

Ausbau der Kitaplätze und der Ganztagsbetreuung geplant

Das erste Treffen von interessierten Mitstreitern fand virtuell im Dezember statt. Jetzt sollen sich Arbeitsgruppen bilden, die konkrete Projekte erarbeiten und gemeinsam mit Politik und Verwaltung umsetzen. Unterstützung kommt dabei vom Verein „Kommunalen Umwelt-AktionN“ (UAN), der Kommunen bei der Lösung örtlicher Umwelt- und Nachhaltigkeitsaufgaben hilft. Konkret geht es um die Themen Biodiversität, CO2-Neutralität, Energieversorgung und Mobilität. Seidler setzt dabei auf die Mitarbeit der Bevölkerung. „Wir können den Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben, aber wir können jeden Einzelnen auffordern, in seinem Umfeld etwas zu verändern – für mehr Nachhaltigkeit.“

Die Gemeinde könne hier nur unterstützend tätig werden. So sollen auch 2022 Energieberatungsangebote aufrecht erhalten werden, es sollen E-Ladesäulen ausgebaut und Bebauungspläne angepasst werden. Zudem will Seidler den Energieverbrauch der Gemeinde-eigenen Liegenschaften ermitteln und sich dafür einsetzen, dass beim Fuhrpark der Gemeinde möglichst ressourcenschonende Fahrzeuge eingesetzt werden.

Veränderungen gibt es auch beim Thema Kinderbetreuung und Schule. So werden im kommenden Jahr in Nenndorf zwei weitere Kitagruppen eröffnet. Hinzu kommt der Bau einer Fünf-Gruppen-Kita in Sieversen. In den Grundschulen soll der Ausbau der Ganztagsbetreuung auf den Weg gebracht werden. „Diese muss bis 2026 stehen“, sagt Seidler. „Also müssen wir jetzt mit der Planung beginnen.“ Das betreffe vor allem den Bau von Mensen und Aufenthaltsräumen. Fertig gestellt werden soll 2022 der Ausbau der Digitalen Infrastruktur in den Schulen. Gut 240.000 Euro stehen für den Ausbau bereit. „Im Sommer sollen alle unsere vier Grundschulen ans Breitbandnetz angeschlossen sein und über WLAN-Netze verfügen“, verspricht Seidler. Ebenfalls umgesetzt werden soll der Einbau von Lüftungsanlagen in den Schulen. „Die Bewilligung liegt vor, 1,65 Millionen Euro sind bereitgestellt“, sagt Seidler. „Bis Ende 2022 wird zumindest ein Teil der Schulen umgerüstet sein, sofern die Aufträge zeitnah vergeben werden können.“

Bauleitplanung für Mehrfamilienhaus in Sieversen auf dem Weg

Auch beim Thema Wohnbebauung soll sich in der Gemeinde Rosengarten 2022 einiges tun. So wird aktuell die Bauleitplanung für ein Mehrfamilienhaus in Sieversen auf den Weg gebracht, in der gemeinsam mit der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises Harburg bezahlbarer Wohnraum entstehen soll. Acht bis zehn Wohnungen sind hier geplant. Bezahlbarer Wohnraum soll zudem am Ortsrand von Nenndorf entstehen. Hier will die Gemeinde das Neubaugebiet „Grotesche Heide“ entwickeln und damit jungen Familien, Paaren und Singles die Möglichkeit geben, günstiges Bauland zu erwerben.

Die Erschließungsarbeiten für die 42 Grundstücke haben bereits begonnen. Doch jetzt ist das Vorhaben erstmal gestoppt. Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht hat den B-Plan für unwirksam erklärt. Vorangegangen war eine Klage von Anwohnern. „Wir werden jetzt nachbessern“, verspricht Seidler. Das Projekt ad acta zu legen, komme für ihn nicht in Frage. „Dazu haben wir hier als Gemeinde zu viel investiert.“

Seidler hofft auf Kompromiss mit Bauherr und Eigentumer Lücking

Ein zügiges Vorankommen bei der Planung wünscht sich der Bürgermeister auch für den Ort Langenrehm. Hier werden aktuell zwei Varianten zur Bebauung diskutiert, eine eher extensive Bebauung mit 14 Wohneinheiten sowie der Bau von 25 Wohnungen. Von der Entwicklung in Langenrehm hängt auch der Ausbau der Kreisstraße im Ort ab sowie die damit verbundene Abwasserbeseitigung. Wieweit dieser Ausbau angegangen werden kann, hängt auch davon ab, ob sich Landkreis und Gemeinde mit dem Grundstückseigentümer Steffen Lücking einigen kann. „Wir brauchen hier einen Kompromiss“, sagt Seidler. „Beide Seiten müssen sich aufeinander zubewegen.“

Baustellen auf den Kreisstraßen sowie den gemeindeeigenen Straßen wird es in 2022 so oder so eine ganze Menge geben. 5,7 Millionen Euro hat der Finanzhaushalt dafür eingeplant. Zu den Straßen, die auf der Sanierungsliste stehen gehören unter anderem die Brandheide in Sottorf, die Dorfstraße in Leversen und der Waldweg in Vahrendorf. Kreisstraßen, in denen es zu Sperrungen kommen kann, sind unter anderem die Ortsdurchfahrt in Klecken sowie der neue Kreisverkehr für Tötensen, der im März fertiggestellt werden soll.

Das Volumen des Ergebnishaushaltes beziffert Seidler zwischen 22 und 23 Millionen Euro. „Unterm Strick steht im Finanzhaushalt der Gemeinde eine schwarze Zahl“, sagt Bürgermeister Dirk Seidler. „Wir haben trotz Corona einen relativ stabilen Haushalt. Das werden wir versuchen zu halten.“ Einnahmen verspricht sich Seidler auch durch die Vermarktung von Flächen auf dem neuen Gewerbegebiet „An der Autobahn“. Die Vermarktung des insgesamt 22 Hektar umfassenden Areals soll 2022 starten. Zehn Hektar gehören der Gemeinde.