Neu Wulmstorf/Neugraben. Alternativ-Vorschlag für länderübergreifendes Projekt stößt in Neu Wulmstorf auf Skepsis. Ärger über Behördenposse beim Hallenbad.

In die Diskussion über ein neues, kombiniertes Frei- und Hallenbad für den Süderelberaum ist ein neuer Standort ins Gespräch gekommen. Bislang hieß es, ein solches Kombi-Bad könnte unmittelbar an der Landesgrenze zu Niedersachsen im künftigen Neubaugebiet „Fischbeker Reethen“ entstehen.

Hintergrund sind Verhandlungen zwischen der niedersächsischen Gemeinde Neu Wulmstorf und dem Hamburger Bezirk Harburg, bei denen ausgelotet werden soll, ob ein solches Bad länderübergreifend gemeinsam gebaut und betrieben werden könnte.

Harburger Vertreter bringen den neuen Standort ins Gespräch

Vertreter Harburgs hätten nun während einer Videokonferenz zu dem Thema einen weiteren Standort in Neugraben ins Spiel gebracht. Das berichtete im zuständigen Neu Wulmstorfer Ratsausschuss Thomas Saunus, der in der Neu Wulmstorfer Verwaltung für den Bereich „Ortsentwicklung“ verantwortlich zeichnet. Er plädierte dennoch dafür, die Gespräche weiterzuführen.

Neu Wulmstorfer Kommunalpolitiker machten jedoch deutlich, dass sich ihre Gemeinde an einem Projekt mit Standort Neugraben nicht beteiligen würde: „Mit der Entfernung eines solchen Bades zu Neu Wulmstorf nimmt unsere Bereitschaft ab, sich daran zu beteiligen“, sagte etwa CDU-Politiker Peter Hauschild. Auch SPD-Fraktionschef Tobias Handtke sprach davon, dass die Erreichbarkeit für Neu Wulmstorfer das „alles Entscheidende“ sei bei einem solchen interkommunalen Projekt.

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Sein Parteifreund und Kollege als SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Harburg Frank Richter versucht unterdessen die Neu Wulmstorfer Sorgen in Sachen Standortfrage zu zerstreuen. „Es wäre schön, wenn Neu Wulmstorf mit an Bord ist“, so Richter. Dann wäre ein Standort in den Fischbeker Reethen an der Landesgrenze auch der richtige für ein solches gemeinsames Projekt. Doch sollte Neu Wulmstorf am Ende nicht mitmachen wollen – dann müsste man in der Tat darüber nachdenken, einen für den Bezirk „zentraleren Standort“ zu finden, so Richter. Dazu sei ein Gelände südlich des Quartierparks am Neubaugebiet Vogelkamp und damit nahe am dortigen S-Bahnhof ideal.

Frei- wie Hallenbad in Neu Wulmstorf sind relativ marode

Noch aber ist offen, wo und ob ein solches Bad gebaut wird. Gespräche zwischen Bezirk und Gemeinde über ein gemeinsames Projekt gibt es mittlerweile seit gut drei Jahren. Zwei Entwicklungen hatten dazu geführt: Zum einen sind sowohl Frei- wie Hallenbad in Neu Wulmstorf relativ marode und müssten mit Millionenaufwand saniert werden. Die finanzklamme Gemeinde könnte nach dem Bau eines Kombi-Bades ihr Freibadgelände hingegen als Wohnbauland lukrativ verkaufen und auch Sanierungskosten sparen.

In der Harburger Kommunalbedarf verweist man indes auf den enormen Einwohnerzuwachs in Süderelbe um mehr als 15.000 Neubürger durch die großen Neubaugebiete. Schon jetzt sei in Fischbek-Neugraben mit dem Mini-Freibad und einem kleinen Hallenbad das Angebot zu gering.

Hamburger Umweltbehörde gibt Machbarkeitsstudie in Auftrag

Unterstützung bekam diese Forderung kürzlich durch eine von der Hamburger Umweltbehörde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, die durchaus einen Bedarf für ein solches Bad hier im Südwesten der Stadt erkannte. Bis zu 30 Millionen Euro würde es demnach kosten, aber Betriebskosten für alle Beteiligten sparen.

Doch aus Neu Wulmstorfer Sicht hat sich der Druck inzwischen etwas entschärft. Vorerst jedenfalls. So will die Gemeinde jetzt ihr marodes Hallenbad doch auf jeden Fall sanieren, um vor allem für Vereine und Schulen dauerhaft ein Schwimmangebot bieten zu können.

Erhebliche Fördermittel von Bund und Land

Das geht aber nur, weil dazu kürzlich erhebliche Fördermittel vom Bund (1 Million Euro) und auch vom Land (811.000 Euro) in Aussicht gestellt wurden. Bei einem gemeinsamen Kombi-Bad würde es für die Gemeinde also nur noch um einen Ersatz für das Freibad gehen. Doch mittlerweile wird man im Neu Wulmstorfer Rathaus etwas nervös, ob die Rechnung mit der erhofften Förderung der Hallenbadsanierung noch aufgeht. Bis zum 31. Dezember 2022 muss die Sanierung abgeschlossen sein – sonst gibt’s kein Geld vom Land.

Aber vom Bund sind die anderen Mittel noch nicht geflossen, so dass mit dem Bau nicht gestartet werden kann und der vom Land geforderte Fertigstellungstermin immer näher rückt. Einfach anfangen, darf die Gemeinde aber nicht, denn dann droht ein Wegfall der Bundesförderung. „Ein Wahnsinn mit welchen bürokratischen Hemmnissen wir es hier zu tun haben“, sagt Ortsentwickler Saunus.