Fischbek. Andrang auf Süd-Hamburger Neubaugebiete: Ausverkauf im Heidbrook, Vermarktungsstart für Fischbeker Reethen verschiebt sich.
Trotz der von Grünen-Politikern angestoßenen aktuellen Diskussion im Land über mögliche Eigenheimverbote ist die Nachfrage nach dieser Wohnform offenbar ungebrochen groß. Zumindest nach Einfamilienhaus-Grundstücken in den beiden großen Neubaugebieten im Südwesten Hamburgs. Das zeigte jetzt der jährliche „Projektdialog“ der städtischen Entwicklungsgesellschaft IBA zu den Fischbeker Reethen und dem Fischbeker Heidbrook.
Immerhin zusammen rund 3500 Wohneinheiten sind in diesen beiden benachbarten Arealen an der Landesgrenze zum niedersächsischen Neu Wulmstorf bereits gebaut oder noch geplant. Zum aktuellen Stand der Umsetzung nahmen bei diesem rein virtuellen Projektdialog IBA-Geschäftsführerin Karen Pein, Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen und IBA-Projektkoordinatorin Philippa Dorow Stellung.
Webveranstaltung mit 250 Teilnehmern
Rund 250 Teilnehmer hatten sich via Internet in die Live-Veranstaltung dazu geschaltet. Etliche Fragen drehten sich dabei um mögliche freie Grundstücke, Bewerbungschancen und Vermarktungsabschnitte. Für den Heidbrook musste die IBA-Chefin die Erwartungen aber deutlich dämpfen: „Es gibt dort keine Einfamilienhaus-Grundstücke mehr“, sagte sie. Für eine freie Fläche hinter dem Rewe-Markt sei das Grundstück für den Bau von Reihenhäusern vergeben, Baustart sei dort noch in diesem Jahr.
Rund 175 frei stehende Eigenheime wurden im Heidbrook gebaut. Auch die 68 Grundstücke dort für Reihen- und Mehrfamilienhäuser seien zu 100 Prozent vermarktet, heißt es bei der IBA. Wer nun auf das weitere Neubaugebiet direkt gegenüber am Moorgürtel hofft, um in Hamburg sein Traum von einem Eigenheim zu verwirklichen, muss aber noch etwas warten: „Nicht vor 2023“ werde in den Fischbeker Reethen Vermarktungsstart sein, sagte Projektkoordinatorin Dorow. 2024 starte die Bautätigkeit dort.
Ursprünglich hieß es allerdings mal in einer Senatsantwort von 2018 an die Bürgerschaft, dass 2020 dort die Vermarktung starten könnte. Seit 2017 planen die Behörden immerhin schon an dem Projekt konkret. Doch es gibt auch Neuerungen, die neue Pläne erfordern. So wurde jetzt zum Unmut von manchen Bezirkspolitikern der geplant Schulstandort in den Fischbeker Reethen auf eine Fläche verlegt, wo ursprünglich einmal Wohnungsbau geplant war. Nun muss umjustiert werden, um die geplante Ziel-Zahl von etwa 2300 Wohneinheiten zu erreichen, beispielsweise durch einzelne Aufstockungen.
Grundsatz der Gleichbehandlung
Allerdings zeigt sich in den Fischbeker Reethen jetzt schon tatsächlich, dass das klassische Eigenheim mit seinem relativ großen Flächenverbrauch bei Stadtplanern nicht mehr als optimale Wohnform angesehen wird – wohl auch ganz am Stadtrand nicht: Von den 2300 Wohneinheiten dort sind gegenwärtig lediglich 40 in frei stehenden Einfamilienhäusern in einer südöstlichen Ecke des Gebiets geplant, 270 in Reihenhäusern, der Großteil aber eben in Mehrfamiliengebäuden.
Bei der Frage nach möglichen Chancen, um für ein solches Eigenheim-Grundstück zum Zuge zu kommen, verwiesen Projektkoordinatorin Dorow und IBA-Chefin Pein auf den „Grundsatz der Gleichbehandlung“. Es gebe kein Mittel, Chancen zu erhöhen. Hilfreich sei aber, sich in den IBA-Newsletter eintragen zu lassen, um rechtzeitig über einen Verkaufsstart informiert zu werden. Die späteren Preise werden sich dann am aktuellen Bodenrichtwert, also an einem dort üblichen Durchschnittspreis orientieren.
Wie genau aber später das Bewerbungsverfahren und auch die Gestaltungsvorschriften aussehen werden, ist indes offenbar noch weitgehend offen. Das Verkaufsverfahren werde noch ausgearbeitet, sagte die IBA-Chefin: „Sie haben noch Zeit, und wir haben sie auch und brauchen sie auch noch.“
Planung im Fluss
Während also für die Fischbeker Reethen noch einiges bei der Planung im Fluss erscheint, ist die Entwicklung auf dem früheren Kasernengelände auf der anderen Seite der B73 im Heidbrook weitgehend abgeschlossen. Voraussichtlich Ende 2022 werde die IBA das Gebiet „entlassen“, dann dürfte die Bautätigkeit komplett abgeschlossen sein. Noch in diesem Jahr sollen zudem die letzten Straßenabschnitte asphaltiert werden.
Die zweite Kita des Gebiets in dem sanierten Kasernengebäude wird nach Information der IBA nun endlich im März mit 160 Plätzen öffnen, Betreiber ist die Fröbel Gruppe. Direkt daneben wurde in einem kubischen Bau auch ein neues Gesundheitszentrum gebaut. Eröffnungstermin für die Zahnarzt- und Kiefernchirurgie-Praxis soll am 1. April sein. Zudem zieht dort eine Praxis für Physiotherapie und eine weitere für Kinder- und Jugend-Psychotherapie ein. Bewerber für Hausarzt- und Kinderarztpraxen, wie vielfach im Quartier gewünscht, konnten aber noch nicht gefunden werden. Das erste Obergeschoss werde daher zunächst noch leer stehen, hieß es.