Schleswig-Holstein. Für viele Einheimische zu hoch: Nachfrage lässt Preise auf bis zu 12.000 Euro pro Quadratmeter steigen. Woran das liegt.
Die Anzeigen waren ungewöhnlich. Dass auf Sylt oder in St. Peter-Ording für große Häuser Millionenbeträge bezahlt werden, daran hat man sich mittlerweile gewöhnt. Aber in Olpenitz an der Schlei beziehungsweise Ostsee? Ein Haus, 300 Quadratmeter, angeboten für 4,1 Millionen Euro. Ein weiteres mit rund 300 Quadratmetern für 3,9 Millionen Euro. Das ist eine neue Dimension für die Region.
„Wir erleben eine deutlich steigende Nachfrage“, sagt Norbert Hössermann, der sich mit seiner Immobilienvermittlung Meerzeit für Immobilien auf das Ostseeresort Olpenitz spezialisiert hat. „Mittlerweile lässt das auch die Preise weiter steigen.“ Für Hössermann keine Überraschung, sondern nur eine logische Konsequenz der Pandemie. „Viele Menschen wären ohne Corona nie hierher in den Urlaub gekommen“, sagt er. Nun hätten einige durch die Pandemie auf Fernreisen verzichten müssen und seien an der Schlei gelandet. „Und dann stellen diese Menschen das fest, was wir schon lange wissen: dass es wunderschön hier oben ist.“
Schleiregion: Immobilien noch günstiger als auf Sylt
Zwischen 6000 und 9000 Euro werde derzeit in der Regel für den Quadratmeter Wohnfläche gezahlt. „Natürlich abhängig von der Lage.“ In den besonders attraktiven Standorten, wie beispielsweise in Olpenitz mit Blick auf Schlei und Ostsee, seien 10.000 Euro bis 12.000 je Quadratmeter Wohnfläche Euro drin. „Das vollkommen zu Recht“, so Hössermann. „Direktere Berührung mit der Ostsee gibt es nicht noch einmal in Deutschland, und auch die Nachbarländer können das nicht anbieten.“
Damit liege die Region ja immer noch deutlich hinter anderen Standorten im Norden. „Auf Sylt sind Toplagen bis 35.000 Euro pro Quadratmeter wert.“ In der Lübecker Bucht, Timmendorf und den Ostfriesischen Inseln würden die Preise bei etwa 15.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche liegen. Noch sei die Schleiregion damit deutlich günstiger. „Macht aber endlich den Boden gut, den sie verdient.“ Hössermann erwartet, dass die Preise in den kommenden Monaten weiter steigen werden.
Großes Interesse an Resort Olpenitz
Auch Per Barlag Arnholm berichtet von dem großen Interesse besonders an dem Resort Olpenitz. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Helma Ferienimmobilien GmbH, dem Hauptinvestor des Resorts. „Wir erleben schon seit 2020 eine kräftig steigende Nachfrage“, sagt er. „Die hat sich in diesem Jahr noch einmal deutlich verstärkt.“ Ein Ende sei nicht in Sicht, ganz im Gegenteil. Auch deshalb habe sein Unternehmen schon jetzt das Umsatzziel für 2021 deutlich übertroffen.
Das Interesse resultiere auch bei ihm in gestiegenen Preisen. „Wir versuchen uns an den Markt anzupassen, ohne die Preise zu sehr nach oben steigen zu lassen“, so Arnholm. Dennoch habe auch seine Firma eine Preissteigerung zwischen zehn und 20 Prozent für die Objekte eingeplant. Zwischen 4000 und 5800 Euro würden derzeit für den Quadratmeter aufgerufen. Aber sie hat auch Objekte mit Preisen bis zu 10.000 Euro je Quadratmeter in Planung. Die sollen dann direkten Zugang zum Wasser haben, so Arnholm.
Ehemaliger Marinestützpunkt wird Ferienresort
Die Helma Ferienimmobilien GmbH ist der größte Entwickler auf dem Gelände. 1300 Einheiten plant sie, 682 davon sind verkauft, rund 140 weitere reserviert. Das Unternehmen entwickelt den ehemaligen Marinestützpunkt seit Jahren zu einem riesigen Ferienresort. 2011 hatte es einen Teil des 170-Hektar-Projekts aus einer Insolvenz des ehemaligen Bauherrn gekauft. 2013 wurde dann auch der Rest übernommen.
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Rund 400 Millionen Euro werden investiert, 4400 Betten sollen entstehen. Ende 2023, so der Plan, werden alle Einheiten fertig gebaut sein. Auf dem Areal gehört allerdings nicht alles zu Helma. Im nördlichen Bereich der Anlage wurden einzelne Grundstücke an andere Investoren verkauft. Dort stehen die besagten Millionenvillen.
Viele Einheimische können Preise nicht zahlen
Nicht alle freuen sich allerdings über diese Entwicklung. „Ich sehe das tatsächlich kritisch“, sagt beispielsweise der Bürgermeister von Kappeln, Heiko Traulsen. Denn auch für die Einheimischen würden die Preise ja steigen. „Hohe Hausverkaufspreise führen dazu, dass die Bodenrichtwerte exponentiell steigen. Das führt wiederum dazu, dass auch die Objekte für dauerhaftes Wohnen deutlich teurer werden.“
Menschen, die hier in der Region arbeiten und wohnen, könnten diese Preise allerdings überwiegend nicht mehr bezahlen. Das sei für viele eine echte Katastrophe, so der Bürgermeister, der sich Ende des Monats erneut zur Wahl stellt. „Selbst im Geschosswohnungsbau werden gerade 5000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen“, so Traulsen weiter.
Hohe Preise an der Schlei führen zu Problemen
Für eine 100 Quadratmeter große Wohnung müsste man dann schon 500.000 Euro bezahlen, zuzüglich aller Nebenkosten. „Das können hier doch nur wenige bezahlen – und selbst wenn: Bei einer Veränderung im persönlichen Umfeld geraten solche finanzierten Objekte sofort unter Druck“.
Übrigens, eine der beiden Millionenvillen soll tatsächlich in diesen Tagen den Besitzer wechseln – den Makler wird es freuen, den Bürgermeister eher nicht ...