Kiel/Hamburg. Strecke bleibt lange Dauerbaustelle. Auch Donnerstag gab es erneut Verspätungen und Ausfälle zwischen Hamburg und Sylt.
Die Probleme auf der Pannenstrecke Hamburg-Sylt reißen nicht ab: Am Donnerstagmorgen kam es aufgrund von technischen Problemen erneut zu Verspätungen und Ausfällen auf der wichtigen Verbindung zwischen der Hansestadt und der beliebten Urlaubsinsel.
Zum einen beeinträchtigte eine Oberleitungsstörung über mehrere Stunden den Verkehr. Zum anderen fiel ein Zug wegen einer Fahrzeugstörung aus.
Für Bahnreisende bleibt die Strecke zwischen Hamburg und Sylt als Dauerbaustelle zudem noch auf Jahre eine Nerven- und Geduldsprobe. Wegen der umfassenden Sanierungsarbeiten werden Fahrgäste ab Herbst mit teils erheblichen Einschränkungen leben müssen. „Mir treiben die im November geplanten Vollsperrungen schon jetzt die Schweißperlen auf die Stirn“, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) am Donnerstag in Kiel nach einem Gespräch mit Bahn-Vertretern. Diese zogen eine positive Zwischenbilanz der Erneuerung der überalterten, teils eingleisigen Strecke und baten um Verständnis für die Unannehmlichkeiten. 2020 wird der Schwerpunkt des Gleisbaus sein.
Die 2018 gestarteten Arbeiten für die Marschbahn in Höhe von 160 Millionen Euro liefen gut, betonten die Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Manuela Herbort, und Volker Hentschel, Vorstand Produktion DB Netz AG. „Die Arbeiten an der Strecke liegen voll im Plan und tragen zur Stabilisierung des Zugverkehrs von und nach Sylt bei“, sagte Hentschel. „Damit sorgen wir Schritt für Schritt für Verbesserungen für unsere Fahrgäste.“ Hentschels Fazit: „Die Sanierung der Marschbahn-Infrastruktur ist auf Kurs.“
Führten hohe Temperaturen zu Ausfällen?
Dass ausgerechnet am Donnerstag wieder mehrere Züge sowie Klimaanlagen auf der Syltstrecke ausgefallen waren, führten Herbort und Hentschel auch auf das heiße Wetter zurück. „Bei Temperaturen über 30 Grad haben wir signifikant mehr Störungen der Bahn-Infrastruktur und in den Zügen“, sagte Hentschel.
Bis 2022 sollen 200 Kilometer Gleise und über 30 Weichen erneuert werden. Fünf von insgesamt zwölf in diesem Jahr vorgesehenen Baumaßnahmen sind laut Bahn fertig. 20 Kilometer Gleise und mehrere Weichen wurden bereits erneuert. Wegen der Arbeiten wird es laut Bahn immer wieder Einschränkungen für Reisende geben.
Buchholz zeigte sich erfreut über die Fortschritte, kritisierte aber, „dass es im Bahnverkehr auf die Insel nach wie vor nicht gut läuft“. Er habe eindringlich an die Bahn appelliert, weitere Anstrengungen zur Qualitätsverbesserung zu unternehmen. „Da sehe ich noch Luft nach oben.“ Im Juni 2018 hatte Buchholz der Bahn noch mit Vertragskündigungen gedroht. Das Land verhängte 2018 wegen Zugausfällen und zu vielen Verspätungen gegen die Bahn Zahlungskürzungen in Höhe von 3,8 Millionen Euro.
Nur eine IC-Verbindung von und nach Westerland
Vor allem im laufenden Jahr und 2020 müssen Bahnreisende beträchtliche Einschränkungen hinnehmen. Die Züge fahren langsamer und seltener. So wird es beispielsweise im Fernverkehr vom 28. August bis 27. September nur eine IC-Verbindung von und nach Westerland geben (IC 2310 an Westerland 15.34 Uhr, IC 2311 ab Westerland 9.26 Uhr). Diese beiden Züge sind für Fahrgäste mit Nahverkehrstickets zwischen Niebüll und Westerland freigegeben.
Zwischen dem 28. August und 2. Oktober werden zwischen Bredstedt und Stedesand rund 5400 Meter Gleise erneuert. Während der Baumaßnahmen fährt der Bahnverkehr hier nur eingleisig.
Zwischen dem 4. und 29. November sind wegen Gleiserneuerungen vier jeweils 80-stündige Vollsperrungen zwischen Niebüll und Klanxbüll vorgesehen, denn die Strecke ist nur eingleisig. Die Sperrungen sollen jeweils von Montag 21.00 Uhr bis Freitag 5.00 Uhr dauern. Pendler können aber noch von Klanxbüll aus auf die Insel mit der Bahn kommen. Fahrzeuge müssen in dieser Zeit auf Schiffsfähren ausweichen, um nach Sylt zu kommen. Im November und Dezember werden zudem 8500 Meter Gleise zwischen Morsum und Klanxbüll erneuert.
Bis zu 100 Bautage geplant
Im laufenden Jahr hat die Deutsche Bahn bis zu 100 Bautage geplant, für 2020 sogar 150 Tage und mehr. Geplant sind Bauarbeiten in drei Abschnitten. Begonnen wurde zwischen Westerland und Husum. Danach folgen die Abschnitte Husum-Itzehoe und Itzehoe-Elmshorn.
Als Hauptgrund für Zugverspätungen zwischen Hamburg und Westerland gilt neben maroden Gleisen und Weichen vor allem die etwa 14 Kilometer lange eingleisige Strecke zwischen Niebüll und Klanxbüll. Im vergangenen November kündigte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den zweigleisigen Ausbau an - er könnte bis 2030 fertig sein. Aber es liegen, wie Buchholz kritisierte, noch nicht die Planungsaufträge hierfür vor. Er wolle deshalb erneut in Berlin vorstellig werden.