List. Zwischen List auf Sylt und der dänischen Insel Rømø sollen nun zwei Fähren pendeln – rechtzeitig zu den Bauarbeiten.

Eine leistungsfähigere Schiffsverbindung auf die Insel Sylt: Darauf haben viele Insulaner und auch viele Urlauber gewartet. Im November wird geliefert. Die Flensburger Reedereigruppe FRS, der auch die die Fährlinie Sylt–Rømø gehört, hat ein zweites Schiff gekauft. Es ist wesentlich größer als die „Sylt Express“, die derzeit dort verkehrt. „Mit dem neuen Schiff können wir stündliche Abfahrten in beiden Häfen anbieten“, sagt Tim Kunstmann, Geschäftsführer der Linie.

Die Investitionsentscheidung für den Kauf der norwegischen Fähre liegt schon länger zurück, der Startpunkt November ist dennoch klug gewählt. Wegen umfangreicher Gleisarbeiten auf dem Marschbahn-Abschnitt zwischen Niebüll und Klanxbüll können die Autozüge in jenem Monat nur eingeschränkt verkehren. Die Strecke wird immer von Montag ab 21 Uhr bis Freitag um 5 Uhr gesperrt. In dieser Zeit verkehren dort keine Züge. Für Fahrgäste gibt es einen Busersatzverkehr, der Autotransport muss eingestellt werden. An den Novemberwochenenden (Freitag bis Montag) wird er wieder aufgenommen, um die Verkehrsbelastungen möglichst gering zu halten.

Investitionsoffensive der Deutschen Bahn

Die Sperrung ist notwendig, weil die Marschbahnstrecke saniert werden muss. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bahn eine Investitionsoffensive gestartet. Die Arbeiten zwischen Klanxbüll und Niebüll gehören zu dieser Investition, das Gleis wird auf drei Kilometern Länge erneuert. Bis 2022 will die Bahn insgesamt rund 160 Millionen Euro ausgeben.

In diesem Zeitraum wird es also immer mal wieder Beeinträchtigungen auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Westerland geben. Fährt der Zug? Fährt er nicht? Braucht er länger? Von solchen Unsicherheiten will die Reedereigruppe FRS mit ihrer neuen Fähre zwischen den beiden benachbarten Nordsee-Inseln profitieren. Mit dem zehn Millionen Euro teuren Zukauf der „Tresfjord“ erhöht sich die Leistungsfähigkeit der Linie zwischen List (Sylt, Deutschland) und Havneby (Rømø, Dänemark) erheblich.

Bis zu 127 Fahrzeuge

Die Doppelendfähre kann bis zu 127 Fahrzeuge befördern, die kleinere „Sylt Express“ schafft nur 80. Für Hamburger Kunden bedeutet die Nutzung der Fähre statt des Autozugs zwar, dass ein Umweg in Kauf genommen werden muss. Aber der Zeitverlust hält sich in Grenzen. Laut Google Maps benötigt man für die Autofahrt von Hamburg nach Niebüll zur Verladestation für den Autozug rund zweieinhalb Stunden. Für die Fahrt von Hamburg nach Havneby werden knapp drei Stunden veranschlagt.

Tim Kunstmann, Geschäftsführer der Fährlinie, hat schon seit Längerem beobachtet, dass das Interesse an der Verbindung wächst. „In der Zeit von 2011 bis 2018 hat sich die Zahl der Pkw, die wir transportiert haben, mehr als verdoppelt“, sagt er. Bei der Fracht habe es einen Anstieg von 80 Prozent gegeben. Warum ist das so? Kunstmann vermutet, dass es mit der Zuverlässigkeit zu tun haben könnte. „Wer den Transport für einen bestimmten Zeitpunkt bucht, der will sich darauf verlassen können, dass es dann auch klappt.“ Was Kunstmann nicht sagt: Bei der Autozugverbindung über den Hindenburgdamm klappt es wegen der bekannten Probleme mit den Loks, den Waggons und den maroden Gleisen eben nicht immer so zuverlässig.

Technische Neuerung

Die „Tresfjord“ bietet auch technisch eine Neuerung. Das 1991 in Norwegen gebaute Schiff kann mit LNG-Gas angetrieben werden. Der Dieselmotor, der sich auch an Bord befindet, kommt nur in Notfällen zum Einsatz. Die Fähre soll in Havneby mit dem schadstoffarmen Gas betankt werden. Eine Füllung reicht für mehrere Tage.

Mit dem Zukauf des Schiffes ist die Fährlinie nun flexibler geworden. Bei Nachfragespitzen sollen beide Fähren verkehren, zum Beispiel über Weihnachten und Silvester – und natürlich in der Sommersaison, die nach Angaben von Kunstmann von Ende April bis in den September dauern wird. Die Preise bleiben dennoch konstant: Derzeit sind für einen Pkw mit Insassen (Hin- und Rückfahrt) 85 Euro zu zahlen.

2020 werden 50 Millionen Euro ausgegeben

Die Bahn tut derweil alles, um die Strecke Hamburg–Westerland für die Zukunft fit zu machen. Anfang April wurden 3000 Meter Gleis zwischen Bredstedt und Stedesand erneuert. Ende April­ folgten 4000 Meter Gleis zwischen Lindholm und Stedesand. Im September sollen 5400 Meter Gleis zwischen Bredstedt und Stedesand erneuert werden.

Im Oktober folgen weitere 7200 Meter in diesem Abschnitt. Im November folgen die bereits erwähnten Arbeiten zwischen Niebüll und Klanxbüll, danach sind 8500 Meter zwischen Morsum und Klanxbüll dran. Im kommenden Jahr will die Bahn südlich von Husum weitermachen. Allein 2020 sollen 50 Millionen Euro investiert werden. In kleinen Schritten geht es voran. Größere Schritte sind nicht möglich, dazu müsste man die viel benutzte Strecke komplett sperren.