Die geplante Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes lässt die Branche um ihre Zukunft bangen. Das zeigt sich auch auf der Messe New Energy in Husum. Deutlich weniger Aussteller haben Stände aufgebaut.
Husum. Deutlich kleiner als erhofft hat am Donnerstag die internationale Messe „new energy 2014“ in Husum begonnen. 206 Aussteller aus neun Ländern wollen bis Sonntag innovative Produkte und Bewährtes aus dem gesamten Spektrum der erneuerbaren Energie präsentieren. Das ist rund ein Drittel weniger als die bis zuletzt erhofften 300 aus 15 Nationen. Unter anderem blieben erwartete Aussteller aus den USA, Japan und Korea der Messe in Schleswig-Holstein fern.
Entsprechend kleiner wurde auch das Ausstellungsgelände: Drei Hallen statt vier und 13.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche statt 16.000. Grund dafür sei eine starke Verunsicherung der Branche, sagte Messe-Chef Peter Becker. Die Bundesregierung beabsichtige, mit der Reform des Erneuerbare-Energie-Gesetzes den Zubau von Wind- und Solaranlagen weiter zurückzufahren. In den Medien würden die erneuerbaren Energien „oftmals zu Unrecht als Strompreistreiber verteufelt“, sagte Becker.
Doch vermeintlich explodierende Kosten sind nach Ansicht von Experten nicht das Problem der Energiewende. „Die Preise für erneuerbare Energien sind mittlerweile so stark gefallen, dass ein weiterer starker Ausbau nicht mehr mit dramatischem Kosten-Anstieg verbunden wäre“, sagte der Berliner Professor Volker Quaschning. „Ein schneller Ausbau erneuerbarer Energien würde in Deutschland durchaus verkraftbar sein und auch die Endverbraucherpreise nicht dramatisch steigen lassen“, sagte er.
Die Politiker bremsten die Energiewende jedoch aus. „Hatten wir 2012 noch über sieben Gigawatt Zubau bei der Photovoltaik, hat sich der im vergangenen Jahr halbiert auf 3,3 Gigawatt. Dabei haben wir 40 000 Arbeitsplätze in der Photovoltaik in Deutschland verloren. Das sind mehr Arbeitsplätze, als im Braunkohlebergbau in Deutschland insgesamt existieren“, sagte Quaschning. „Durch das Schutzprogramm für die Kohle verlieren wir außerdem die Technologie-Führerschaft bei den erneuerbaren Energien“, warnte der Experte.
Derzeit befindet sich nach Angaben von Quaschning mehr als die Hälfte der erneuerbaren Energien im Privat-Besitz der Bürger. „Damit wird die Energieversorgung demokratischer“, sagte er. Wie das gehen kann, erklärte Peter Steffens von „eE4mobile“. Die Genossenschaft bemüht sich, ein flächendeckendes Netz von Stromtankstellen für Autos aufzubauen. 44 solcher verkehrsgünstig gelegenen „Steckdosen“ gebe es bereits in Nordfriesland, sagte Steffens; an ihnen könne man sein Fahrzeug größtenteils umsonst mit „grünem Strom“ aufladen. Das ist gut so, fahren doch in dem nördlichen Landkreis mehr als 200 Elektroautos: „Damit ist Nordfriesland vermutlich bundesweit der Landkreis mit den meisten Elektromobilen“, sagte Steffens.
Messebesucher können Elektrofahrzeuge auch selber vor Ort testen. Dafür stehen auf einem Parcours auf dem Außengelände der New Energy Husum verschiedene Modelle für Probefahrten bereit. Die Anlagenhersteller, Zulieferer und Ausrüster erwarten während der vier Messe-Tage 15.000 Besucher aus 25 Ländern, sagte Messe-Sprecherin Lea Schmitz.